Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

25 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 201245 
 Zu den Fürsten von Liechtenstein und zu Fürst Johann Adam I. Andreas im Besonderen vgl. u.a. Falke: Liechtenstein (1868–1882), bes. Band 2 (1877), S. 323–355; Press: Liechtenstein (1987), bes. S. 51–53; Wanger: Liechtenstein (1995), bes. S. 65–75; Dopsch/ Stögmann: Liechtenstein (2012); Haupt: Liechtenstein, Johann Adam I. Andreas (2012). Vgl. auch den Beitrag von Herbert Haupt auf S. 177–186 in diesem Jahrbuch. 46  Karl wurde 1608 in den erbländischen Fürstenstand und 1620 in den Reichsfürstenstand erhoben, Maximilian und Gundaker 1623 in den Reichsfürstenstand (Seger: Fürstentum Liechtenstein, 1968, S. 7; Press: Liechtenstein, 1987, S. 43, 47). 47 Zitiert nach Winkelbauer: Verwaltung (1990), S. 88. 48  Zu den ökonomischen Reformen Johann Adams und seines Va- ters vgl. Winkelbauer: Verwaltung (1990), S. 92 f.; Stekl: Finanzen (1990), bes. S. 78–81. 49 Vgl. Seger: Fürstentum Liechtenstein (1968). 50  Vgl. Schlip: Fürsten (1987), S. 265 f.; Aretin: Reich (1993), S. 77; Neuhaus: Reich (2003), S. 17 f., 28 f. 51  Nach Schindling: Leopold I. (1990), S. 177 f. verlor die traditionelle Lehensordnung des Reiches durch die kaiserliche «Politik baro- cker Standeserhöhungen» und das «barocke() Titelwesen» zuneh- mend an Bedeutung zugunsten einer «vom Kaiser abhängige(n) Prestigehierarchie». Vgl. auch Kunisch: Absolutismus (1999), S. 63–71. 52  ÖStA/HHStA, RHR, Jud., Den. Rec. 263/1, fol. 471r–475v (22. Oktober 1697): Rupert von Bodman an Jakob Hannibal III. von Hohenems. 53  Vgl. z.B. Seger: Fürstentum Liechtenstein (1968), S. 34; Press: Ent- stehung (1981), S. 81. 54  Absichtserklärung des Fürsten Johann Adam I. Andreas von Liech- tenstein gegenüber Kaiser Leopold I. vom 22. Januar 1699, zitiert nach Arnegger: Kaufvertrag 1712 (2012), S. 98–101, hier S. 99 f. 55  Graf Franz Maximilian von Königsegg zu Aulendorf war kai- serlicher Landvogt in Ober- und Niederschwaben. Er war vom schwäbischen Grafenkollegium als Vormund vorgeschlagen wor- den (vgl. Seger: Von Hohenems zu Liechtenstein, 1958, S. 120). Arnegger: Kaufvertrag 1712 (2012), S. 14 Anm. 57 nennt als To- desjahr 1709; nach Böhme: Grafenbank (1987), S. 307 starb er am 8. Februar 1710. 56  Vgl. Seger: Von Hohenems zu Liechtenstein (1958), S. 120–124; Arnegger: Einleitung (2012), S. 15 f. 57 Vgl. Böhme: Grafenbank (1987), bes. S. 300–306, Zitat von S. 302. 58 Vgl. Schulz: Liechtenstein (1987), bes. S. 316. 59  Vgl. Seger: Fürstentum Liechtenstein (1968), S. 36 f. – Kurfür- sten und Reichsfürsten hatten im Jüngsten Reichsabschied von 1653/1654 ein Zustimmungsrecht zur Admission neuer, vom Kai- ser in den Fürstenstand erhobener Fürsten zum Reichstag erhal- ten (vgl. Schlip: Fürsten, 1987, S. 280; Press: Reichsgrafenstand, 1998, S. 126; Neuhaus: Reich, 2003, S. 17 
f.). 
heit liess sich Johann Adam nicht entgehen: 1697 bot er für Vaduz und Schellenberg zusammen 400’000 Gul- den.52 Kaiser Leopold aber erlaubte, wie gesehen, 1699 nur den Verkauf von Schellenberg. Schellenberg jedoch war zwar reichsunmittelbar, galt aber nur zusammen mit Vaduz als Reichsstand und begründete keinen Anspruch auf Sitz und Stimme.53 Schon vier Tage nach Abschluss des Schellenberger Kaufvertrages erhöhte Johann Adam sein Angebot für Vaduz um 5’000 Gulden. Er offerierte nun, wie er es ge- genüber Kaiser Leopold ausdrückte, ein «transscenden- tales pretium affectionis», also einen überhöhten Lieb- haberpreis von 290’000 Gulden. Zur Zahlung eines über dem materiellen Wert der Grafschaft liegenden Preises war er bereit, «weillen die herrschafft Vaduz das votum & sessionem mit sich führt», weil also an Vaduz der er- sehnte Sitz mit Stimme im Reichstag hing.54 Nun war Vaduz aber Teil des durch ein Fideikom- miss geschützten Hohenemser Familienbesitzes, und die übrigen Mitglieder der Familie Hohenems befürchteten, dass ihre Interessen durch den Verkauf verletzt würden. Vor allem der Vormund des noch unmündigen Grafen Franz Wilhelms III. (1692–1759), eines Neffen Jakob Han- nibals, wehrte sich gegen den Verkauf: Der Vormund, Graf Franz Maximilian von Königsegg zu Aulendorf (1669–1709/10),55 beharrte auf der Unverkäuflichkeit des Fideikommissgutes und bezweifelte die Notwendigkeit des Verkaufs. Zumindest aber sollte seinem Mündel aus dem Verkaufserlös ein adäquater Realersatz in Form an- derer Güter geboten werden.56 Königsegg-Aulendorf hatte aber nicht allein das Wohl seines Mündels im Auge. Hinter seinem Widerstand ver- bargen sich auch die Interessen der schwäbischen Gra- fen, von denen viele ebenfalls verschuldet waren und die ein ähnliches Schicksal wie die Hohenemser fürch- teten. Das schwäbische Grafenkollegium sah im Boden- besitz die sicherste Grundlage einer gräflichen Existenz. Nach Ernst Böhme befürchtete es, dass der Verkauf von Vaduz einen Präzedenzfall schaffe für das «Eindringen fremder Familien» sowie für den «Ausverkauf gräflichen Gebietes und die soziale Abwertung des Grafenstandes» zugunsten des erbländischen, gefürsteten Adels.57 Da ihm dies alles zu langwierig war, suchte Johann Adam nach anderen Wegen: 1707 gewährte er dem Schwäbischen Kreis, zu dem Schellenberg und Vaduz gehörten, ein Darlehen von 250’000 Gulden, was als Er-satz 
für das mangelnde fürstenmässige Reichsterritorium angesehen wurde. Darauf erhielt er Sitz und Stimme – aber nur auf dem Schwäbischen Kreistag, nicht jedoch auf dem Reichstag:58 Denn obwohl der Schwäbische Kreis und Kaiser Joseph I. die Aufnahme Johann Adams in den Reichsfürstenrat empfahlen, wurde sein Gesuch 1709 abgelehnt.59 Kapitel_1_Frommelt.indd   2522.10.12   13:20
	        

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