Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

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Der Atlas öffnet den Blick aber nicht nur geographisch sondern auch in der zeitlichen Dimension, indem er für einige Fakten – etwa die Entwicklung der Bevölkerung und die Siedlungsfläche – auch in die Vergangenheit blickt und so den historischen Bezug herstellt. Die Publikation unterstreicht ihren Anspruch, Atlas zu sein mit dem für Bücher ungewöhnlichen A3-Format. Und obwohl dieses Buch in keinem Büchergestell ver- nünftig untergebracht werden kann, ist die Wahl dieses Formats richtig; in kleinerem Massstab wären die Kar- ten nicht mehr leserlich. Die graphische und kartogra- phische Gestaltung sind ansprechend. Das Konzept, jede Kartenseite mit einer reich bebilderten Kommentarseite zu ergänzen, ist gelungen und bietet dem Leser wert- volle Zusatzinformationen sowie Interpretationshilfen. Einige Karten entfalten eine grosse Kraft, beispiels- weise das Orthophoto, ergänzt durch die einfarbig und strukturlos dargestellten Siedlungsflächen. Ihr schema- tischer Charakter schafft einen eindrücklichen Kontrast zum fotorealistischen Hintergrund. Ein weiteres Beispiel für eine einfach gehaltene, aber dennoch sehr illustrative Karte ist jene zu den täglichen Pendlerströmen. In ihrer Darstellungsweise kommt die Dynamik und Vernetzt- heit des Raums zum Ausdruck. Daneben sind aber auch komplexere Karten, wie etwa der Überblick zu den kom- munalen Nutzungsplanungen, ansprechend gestaltet. Die zukünftigen Herausforderungen, die sich aufgrund der begrenzten räumlichen Ressourcen ergeben, werden hier greifbar. Auf den Innenseiten der Buchdeckel finden sich Bildpaare, welche die Entwicklung der Landschaft in den letzten 100 Jahren besser zu illustrieren vermögen als zahlreiche Worte. Von grosser Aussagekraft sind auch die wenigen leserlichen Ausschnitte der historischen Karten. Schade dass dieses Material hauptsächlich als graphisches Stilmittel zur Umschlagsgestaltung einge- setzt und mit einer Überlagerung auch noch die Leser- lichkeit eingeschränkt wurde. Solche Karten sind kaum zugänglich und wären daher eine echte Bereicherung. Sie hätten zudem die Möglichkeit geboten, den Aspekt des Landschaftswandels noch weiter zu konkretisieren. Der Atlas enthält auch verschiedene Karten mit eher bescheidenem Erkenntnisgewinn für die Leserschaft. Dies ist vor allem dort der Fall, wo einfach Fakten kar- tographisch umgesetzt werden und eine klärende Gene- ralisierung oder die nötige Interpretation fehlen. Dieser Mangel wird bei der Darstellung des heutigen Planungs-stands 
besonders empfunden, wo zwei komplexe Kar- ten mit langen Legenden kommentarlos nebeneinander gestellt werden. Diese Pläne befassen sich mit der Zu- kunft des Raums, weshalb die grenzüberschreitende und transparente Darstellung von ganz besonderem Interesse gewesen wären. Trotz dieser kritischen Anmerkungen ist der Atlas Werdenberg-Liechtenstein ein erfreuliches und gelun- genes Werk. Er setzt einen Meilenstein in der grenzüber- schreitenden Wahrnehmung und vertieft die Einsicht, dass zur Lösung manch aktueller Herausforderung die Akteure aus dem Schatten des Kirchturms treten müs- sen. Die Arbeit am grenzüberschreitenden Agglomerati- onsprojekt geht weiter. Es ist zu hoffen, dass gelegentlich auch der Atlas eine Erweiterung erfährt. Anschrift des Autors Heiner Schlegel, Dipl. Geograph, Renat AG, Im Bretscha 22, FL-9494 Schaan Kapitel_10_Rezensionen.indd   22622.10.12   13:00
	        

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