Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

135 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 201243 
Liechtensteiner Volksblatt vom 27. November 1908, S. 1. 44  Johann Baptist Büchel: Bilder aus der Geschichte. Dramatisch vorgeführt am Jubiläums-Feste zur 200. Wiederkehr des Jahres- tages der Übergabe der Graffschaft Vaduz an das fürstliche Haus Liechtenstein. 1712–1912. Triesen 1912. 45 Liechtensteiner Volksblatt vom 12. Juli 1812, S. 1 f. 46  Oberrheinische Nachrichten vom 25. Juni 1919, Seite 1: «Für heu- te soll nur gesagt sein, dass ein bekannter Regierungschef daran arbeitete, die zwischen Fürst und Volk schon vorhandene Mauer noch dicker und höher zu machen. Wie innig hätten sich anno 1912 alt und jung, Kinder und Greise, gefreut, wenn wir den schon lang ersehnten, hohen Besuch bekommen 
hätten!» 
tausend Personen teil. Der Veteranenverein sowie alle Männerchöre und Harmoniemusiken des Landes betei- ligten sich am Festumzug vom Regierungsgebäude zur Schlosswiese hinauf. Von Johann Baptist Büchel wurde ein Festspiel «Bilder aus der Geschichte» auf der Schloss- wiese aufgeführt. Darin wurden zunächst die traurigen Zustände unter den Grafen von Hohenems aufgezeigt. Durch den Verkauf der Grafschaft an die Fürsten von Liechtenstein wendete sich dann das Schicksal der armen Untertanen dank der göttlichen Vorsehung zum Guten. Albert Schädler zeigte in seiner Rede ebenfalls auf, wie die Schulden der Grafen von Hohenems durch die gött- liche Vorsehung zu einer «felix culpa», zu einer glück- lichen Schuld, wurden. Selbstverständlich fehlten auch bei diesem Anlass ein Huldigungstelegramm an den Fürsten und ein Antworttelegramm des Fürsten nicht, in dem dieser seine Freude über die Loyalitätskundgebung ausdrückte. Wie hat der einfache Mann im Volk den Fürsten er- lebt? Ein einfacher Mann aus dem Volk war Josef Seli aus Triesen, der in einer Chronik alles festhielt, was ihm erwähnenswert schien. 1912 nahm er an einer Reise zum 23. Eucharistischen Kongress in Wien teil, die für Liech- tensteiner organisiert wurde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten auch Mödling, wo sie von Fürst Johann II. beim sog. Neuen Schloss empfangen wurden. Seli notierte in seiner Chronik: «Seine Durchlaucht stelte sich von der Vila auf eine vorgebaute Zine. ... Die An- rede lautete ungefehr nach seiner Begrüssung, wie er sich freue, von seinen Unterthanen von Lichtenstein von so weiter Ferne den Kongress in Wien zu besuchen und [dass] bei diesem Anlass ein Besuch bei ihm gemacht werde, es freut mich sehr usw. Dan wurde von Herzen, [ein] weit hin schalendes Lebe Hoch auf den Fürsten ge- 
der Fürst für den Kaiser, der ihn am Morgen zu einer Audienz in der Hofburg empfing und ihm am Nachmit- tag einen Gegenbesuch in der Bankgasse machte,43 
was als ganz besondere Auszeichnung des Fürsten galt. In Liechtenstein wurde das 50-jährige Regierungsjubiläum mit einer Vielzahl von Aktivitäten begangen: Der Land- tag hielt am 20. Oktober eine Festsitzung ab, am 12. No- vember wurden in den Gemeinden Schulfeiern durch- geführt, am 15. November gab es eine offizielle Feier mit einem Festgottesdienst, einem kleinen Umzug unter Be- teiligung der Vereine und einem Bankett für geladene Gäste. Am Abend wurde auf Schloss Vaduz ein Feuer- werk abgebrannt. Ferner wurde aus Anlass des 50. Re- gierungsjubiläums eine Jubiläumserinnerungsmedaille geschaffen, die u.a. an die Veteranen verliehen wurde. Der Historische Verein publizierte in seinem Jahrbuch «Ein Gedenkblatt zum 50jährigen Regierungsjubiläum» des Fürsten Johann II. (Autor Karl von In der Maur). Die neue Pfarrkirche in Balzers, die der Fürst mitfinanzierte, wurde zu seinen Ehren «Fürst-Johannes-Jubiläums-Kir- che» genannt. Im Vergleich zum 50. Regierungsjubiläum, das in einem würdigen, aber nicht pompösen Rahmen gefei- ert wurde, war die 200-Jahrfeier im Jahre 1912 ein auf- wändiges Fest. Im Mittelpunkt stand ein historisches Schauspiel auf Schloss Vaduz.44 
Gut zu diesem Jubi- läum passten auch die drei ersten liechtensteinischen Briefmarken – alle drei mit einem Porträt des verehrten Fürsten Johann II. Auf diese Jahrhundertfeier soll hier nicht detailliert eingegangen werden, da sie bereits mehrfach dargestellt wurde. Das Programm verlief in- sofern unglücklich, als das Volksfest wegen schlechten Wetters vom 7. auf den 14. Juli 1912 verschoben wer- den musste. Da bereits eine hochrangige Vertretung des Fürstenhauses aus Wien angereist war, fand am 7. Juli lediglich das Pontifikalamt mit Bischof Georgius Schmid von Grüneck statt. Nach diversen Diners reisten dann die fürstlichen Herrschaften wieder ab.45 
Viele Liechten- steiner hatten gehofft, dass Fürst Johann II. selber zu die- ser 200-Jahrfeier kommen würde. Sie wurden enttäuscht. Schuld daran, dass er nicht kam, war – so sahen es später Vertreter der Volkspartei – der böse Landesverweser In der Maur, der die Mauer zwischen Fürst und Volk er- höht habe.46 Das Volksfest am 14. Juli war ein grosser Erfolg; am Festakt auf der Schlosswiese nahmen sechs- bis sieben- Kapitel_6_Vogt.indd   13522.10.12   12:40
	        

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