Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

118Haupt Herbert: Aufstieg und 
Konsolidierung 
minderjährigen Grossneffen, Prinz Josef Wenzel (1696– 1772),37 als Erben der neu erworbenen reichsunmittel- baren Herrschaften Schellenberg und Vaduz eingesetzt hatte, war zwar rechtlich korrekt, widersprach aber völ- lig dem Geist der bisher stets eingehaltenen Erbeinigung von 1606. Erst nach langwierigen und kostspieligen Pro- zessen war der 1717 volljährig gewordene Fürst Josef Wenzel in Übereinstimmung mit der ganzen Familie bereit, Schellenberg und Vaduz im Tausch gegen die nordböhmische Herrschaft Rumburg (Rumburk) seinem Onkel Anton Florian zu überlassen. Fürst Johann Adam I. Andreas hinterliess neben sei- ner Witwe Erdmunda Maria Theresia – wie erwähnt – vier Töchter. Prinzessin Maria Elisabeth (1683–1744) war nach dem Tod ihres ersten Gatten, Fürst Maximilian Jakob Moritz von Liechtenstein (1641–1709) in zweiter Ehe mit Herzog Leopold von Schleswig-Holstein (1683– 1744) vermählt. Prinzessin Maria Antonia (1687–1750) heiratete 1704 den reich begüterten ungarischen Grafen Marcus Anton Adam von Czobor (verstorben 1728) und nach dessen Tod in zweiter Ehe Graf Carl Hrzan von Harras. Die jung verstorbene Prinzessin Gabriele (1692–1713) war mit ihrem Grossvetter, Fürst Josef Jo- hann Adam von Liechtenstein (1690–1732) verehelicht. Prinzessin Maria Theresia Antonia (1694–1772) wurde 1713 zur Frau von Herzog Emanuel Thomas von Sa- voyen-Carignan (1687–1729), dem Neffen und Erben des kinderlos gebliebenen Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736). Ihr Name ist untrennbar mit karitativen Werken und grossen Stiftungen verbunden, von denen das savoyische adelige Damenstift in Wien und die sa- voyische Ritterakademie, das spätere Theresianum, her- vorzuheben sind.38 Fassen wir abschliessend zusammen: Das erste Drittel des 17. Jahrhunderts sah das Haus Liechtenstein ohne Zwei- fel an einem Höhepunkt angelangt.39 Die militärische Komponente der stets auf Einigkeit bedachten fürstlichen Familie war durch Fürst Maximilian, die höfische durch Fürst Gundaker bestens vertreten. Die Schlüsselfigur für den Erfolg war aber unbestritten Fürst Karl I. Gefürchtet und gehasst, aber auch benötigt und beneidet erzwang er den Durchbruch der Familie, ohne dabei allerdings in den politischen Mitteln wählerisch gewesen zu sein. Un- beschadet des hervorragenden Anteils, den die Familie Liechtenstein an den politischen, religiösen und sozia- 
Kurfürsten in Frankfurt zu wirken – doch diesen Auftrag musste der Fürst unter Hinweis auf seine stark angegrif- fene Gesundheit ablehnen. Als Fürst Johann Adam I. Andreas am 16. Juni 1712 in seinem Sommerpalais in der Rossau an einem Schlag- anfall («schlagfluß») starb, hinterliess er vier Töchter, aber keinen männlichen Erben und Nachfolger: Prinz Karl Josef (1684–1704) und Prinz Franz Dominik (1689– 1711) waren vor dem Vater gestorben und die Karoli- nische Linie des Hauses Liechtenstein damit erloschen. Die Bestimmungen des von Fürst Johann Adam I. An- dreas hinterlassenen Testaments sorgten für ungläubiges Erstaunen. Dass er nicht das neue Familienoberhaupt, Fürst Anton Florian (1656–1721), sondern seinen noch Fürst Karl I. von Liechtenstein. Kapitel_5_Haupt.indd   11822.10.12   12:37
	        

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