Volltext: Jahrbuch (2011) (110)

96Frick Nadja/Good Jeannette: Vertrieben aus der 
Heimat 
Familienzusammenführung Aufgrund der VBI-Entscheide von 1997 und 1998 war es den Tibetern ab diesem Zeitpunkt möglich, ihre Fami- lienmitglieder nachkommen zu lassen. Das Ausländer- und Passamt in Vaduz befürchtete damals, von Anträgen überflutet zu werden. Dem war aber nicht so. Die Person, über deren Asylgesuch die Regierung be- reits am 30. September 1997 positiv entschieden hatte, beantragte als erste im Dezember 1998 den Nachzug für seine Ehefrau und die beiden Kinder. Anhand von öffentlichen Urkunden, wie Familienbüchlein, Geburts- schein, Eheschein oder ähnliches, mussten sie zuerst ihre Familienzugehörigkeit nachweisen. Nach Erhalt und Überprüfung dieser Unterlagen beantragte das Auslän- der- und Passamt aufgrund mehrerer Unstimmigkeiten eine DNA-Analyse, welche mit Hilfe der Schweizer Bot- schaft in Peking veranlasst wurde. Die entsprechenden Auswertungen fanden in Zürich statt. Dabei kam zum Vorschein, dass ein Kind nicht von der antragsstellenden Person abstammte. Ursula Wachter wurde über diesen Befund informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Da die Eheleute vorher schon längere Zeit in Tibet miteinander gelebt und das Kind gemeinsam aufgezogen hatten, plädierte sie auf Ehelichkeitsvermutung. Nach kurzem Unter- bruch wurde das Verfahren im April 1999 wieder auf- genommen. Am 15. April 1999 bewilligte das Ausländer- 
Die Tibeter sind heute sehr gut in Liechtenstein inte- griert. Sie gehen alle einer geregelten Arbeit nach und bestreiten ihren Lebensunterhalt selbst. Die meisten von ihnen haben für sich und ihre Familien eine eigene Wohnung gefunden und verfügen heute über einen an- gemessenen Lebensstandard. Die tibetischen Kinder sind bestens im Schulprozess eingegliedert, sind in der Lehre oder haben bereits eine absolviert, und können sich sehr gut in der hiesigen Sprache verständigen. Bei den erwachsenen Tibetern ist das Niveau der deutschen Sprache sehr unterschiedlich, denn zu Hause sprechen sie hauptsächlich ihre Landessprache. Sie ach- ten sehr darauf, dass ihre Kinder die tibetische Spra- che und Kultur verstehen und auch pflegen. Zu diesem Zweck haben die Tibeter regen Kontakt untereinander sowie zu ihren Landsleuten in der Schweiz und veran- stalten immer wieder tibetische Kulturabende. Trotzdem stellen die Erwachsenen bei ihren Kindern einen gewissen Kulturschwund fest. Dies vor allem bei der jüngeren Generation, weil diese durch den Besuch der Schule einen lebhaften Kontakt zu den liechtenstei- nischen Kindern pflegen. Dadurch vermischen sich die beiden Kulturen, was dazu führt, dass in diesen Kindern die tibetische Kultur nicht mehr so stark verankert ist wie bei den älteren Jugendlichen. Die erwachsenen Ti- beter sind jedoch bemüht, ihren Kindern die tibetische Kultur täglich vorzuleben, um den Verlust möglich ge- ring zu 
halten. 
Situation der Flüchtlinge nach dem definitiven Entscheid 1998Mit Hansjörg Quaderer auf dem Fussballplatz in Balzers. Deutschunterricht im Alten Pfarrhaus in Balzers. Kapitel_3_Frick_Good.indd   9626.07.11   13:45
	        

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