Volltext: Jahrbuch (2011) (110)

53 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 110, 
2011 
den. Verkäuferin dieser Herrschaften war Fürstin Helena Ypsilanti, die dafür einen Preis von 912 000 Gulden ver- langte.24 Besonderen Gefallen fand Freiherr Moritz von Hirsch an der Burg Eichhorn (Veveří), die er mit gros- sem Aufwand herrichten und modernisieren liess. Auch wurde eine Telefonverbindung zur Burg eingerichtet. Auf der Burg Eichhorn (Veveří) veranstaltete Moritz von Hirsch alljährlich grosse Herbstjagden, besonders Jagden auf Rebhühner, deren Zucht er selbst grosse Aufmerk- samkeit widmete. Moritz von Hirsch zeigte jedoch kein grosses Interesse an der dortigen Bevölkerung, seine Bei- träge und Schenkungen für diese Region waren relativ niedrig.25 Wahlkind der Baronin von Hirsch Nach Moritz von Hirsch’ Tod erbte seine Witwe Clara dieses Vermögen. Obwohl beide Kinder, die aus ihrer Ehe hervorgingen, noch vor Moritz starben, wuchsen noch weitere Erbfolger im Haushalt der Familie Hirsch auf. Auch diese Erbfolger hatten später rechtliche An- sprüche auf das genannte Vermögen. Im Jahr 1887, kurz nach dem Tod ihres einzigen Sohns, adoptierte Clara nämlich zwei Jungen und ein Mädchen. Nur das Mäd- chen Irene Premelić (* 1885), Tochter der Pariser Sänge- rin ungarischer Abstammung Irene Maria Premelić, trug auch den Namen von Hirsch, weil sie Clara zusammen mit ihrem Mann adoptiert hatte. Die Jungen Maurice Arnold (1879–1968) und Raymond Deforest (* 1880) be- nutzten aber nur Claras Geburtsnamen Bischoffsheim, weil in ihrem Fall Baron Moritz von Hirsch auf die Ad- option nicht eingegangen war. Nach den österreichischen Gesetzen hatten die Ad- optivkinder Anspruch nur auf den Namen der Adoptiv- eltern (Premelić-Hirsch, bzw. Deforest-Bischoffsheim), nicht aber auf ihren Adelsstand, für dessen Übertragung 
21  Die Frankfurter Linie der Familie Rothschild wurde von Karl Mayer (1788–1855), zuerst Chef des Bankhauses in Neapel, spä- ter Haupt des Frankfurter Unternehmens gegründet. Sie ist mit seinem Sohn Wilhelm Karl (1828–1901) ausgestorben und das Unternehmen wurde liquidiert. An die Familientradition knüpfte der Bankier Maximilian Benedikt Heyum Goldschmidt (1843– 1940) an. Er war der Ehemann von Wilhelm Karls Tochter Minna Caroline (1857–1903). Am 6. September 1903 wurde er in den preussischen Adelsstand mit dem Prädikat «von Goldschmidt- Rothschild» erhoben, und am 22. April 1907 hat ihm der deutsche Kaiser Wilhelm II. in der Befugnis des preussischen Königs auch den Freiherrentitel verliehen, der jedoch für den erstgeborenen Sohn erblich und an den Besitz des Fideikommissguts Wroniawy in der Provinz Posen gebunden war. Auch trotz dieser Beschrän- kung wurde Maximilian Benedikt Heyum von Goldschmidt- Rothschild der erste preussische Baron jüdischen Glaubens. Sein Sohn Albert Max (1879–1941), deutscher Diplomat, war der viertreichste Mann in Preussen und im Jahr 1905 wurde er als erster Jude zum Kammerherrn des preussischen Königs. Semigo- tha (1912), S. 132 und 352; ebenso: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Gotha, 1915, S. 312–313. 22  Vgl. zum Beispiel die Nachricht von der Gewährung von 40 000 Francs durch die Freiin von Hirsch für die Bostoner Juden und die Mitteilung, dass eine bestimmte Summe für dieselben Zwecke auch die Ehefrau von William (Wilhelm) de Rothschild (wahr- scheinlich Mathilde von Rothschild) spendete. Vgl. New York Times, 24. Dezember 1897. 23  Die Familie Gomperz stammte wahrscheinlich aus Frankfurt am Main. Nach Österreich zog als erster Josua (1782–1857), der sich als Handelsmann in Brünn niederliess und später Direktor der Zweigstelle der Österreichischen Bank in Brünn und Vorstand der Brünner Judengesellschaft wurde. Seine zwei Söhne, Max (1822–1913) und Julius (1824–1909), bedeutende Unternehmer dieser Zeit, wurden am 21. Dezember 1877 bzw. am 24. Mai 1879 in den österreichischen Ritterstand erhoben. Mašek, Petr: Šlechtické rody v Čechách, na Moravě a ve Slezsku od Bílé Hory do současnosti (Adelsfamilien in Böhmen und Mähren und Schle- sien nach der Schlacht am Weissen Berge bis zur Gegenwart), Band I. Praha, 2008, S. 288. AVA, AA, Max Gomperz, Ritterstand 1877 und Julius Gomperz, Ritterstand 1879. S. auch www.no- vanobilitas.eu. 24  Oharek, Václav: Vlastivěda moravská. Tišnovský okres (Mähri- sche Landeskunde. Landbezirk Tischnowitz), Musejní spolek. Brno, 1923, [online]. c 2000, [zit. 20. Oktober 2010]. Zum Her- unterladen unter: http://www.obecveverskabityska.cz/prameny/ html/d002/d002.html. Nach der Studie von Pavel Dufek hatte der Grossgrundbesitz vor der ersten Bodenreform eine Gesamtflä- che von 12344,32 ha, von denen 1957,35 ha Felder und Wiesen und der Rest Wälder waren. Dufek, Pavel: Zaměstnanci Státního pozemkového úřadu v «minovém poli» zahraniční politiky a pa- stích politiky domácí případová studie (Angestellte des Staatli- chen Grundbuchamts «im Minenfeld» der Aussenpolitik und in der Falle der Innenpolitik – Fallstudie). In: Rašticová, Blanka (ed.): Agrární strany ve vládních a samosprávných strukturách mezi světovými válkami, Studie Slováckého muzea, 13/2008, S. 161–168 (hier S. 162). 25  Urbánková, Oldřiška: Poslední majitelé hradu Veveří od r. 1802 do r. 1925 (Die letzten Besitzer der Burg Eichhorn seit 1802, bis 1925). Rosice, 2000, S. 30–31. Ich danke Herrn Ing. Tomáš Hájek, Bürgermeister der Stadt Ostrovačice, für seinen Rat und seine Unterstützung. 
18  Hamannová, Brigitte: Hitlerova Vídeň, S. 374–375. 19  Rothschild, Baron Edmond-James de. In: Encyclopedia of Zio- nism and Israel, Volume 2. New York, 1971, S. 966; ebenso Hal- brook, Stephen P.: The Alienation of a Homeland: How Palestine Became Israel. In: The JournoloILiberronon Sludres, Volume V, No. 4 (Fall 1981), S. 357–374. 20  Mosse, Werner E.: The German-Jewish economic élite 1820–1935. Oxford, 2002, S. 167–170. Kapitel_2_Zupanic.indd   5326.07.11   13:45
	        

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