Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

rung» und räumt ein, dass in kleinen Gebietskörperschaften mitunter die Ereignisvielfalt grösser sein kann, da die Überschaubarkeit eine direkte Einsehbarkeit und Beurteilungsmöglichkeit der Verhältnisse erlaube. «Die Kleinheit der Verhältnisse», so Neidhart (456), «bestimmt also so- wohl den Umfang des Ereignisfeldes als auch die Aufmerksamkeits- und Themenstruktur der Politik.» Bezüglich der Übertragung von Informationen im Kommunika - tionsprozess spielt die extramediale, direkte Kommunikation im Klein- staat zweifellos eine grössere Rolle. Das betrifft vorab die interpersonale Kommunikation, aber auch Versammlungsöffentlichkeiten. In kleinen Verhältnissen verläuft die Kommunikation teils sichtbarer und öffent - licher, teils direkt und kurzgeschlossen, also nichtöffentlich und nicht über Medien vermittelt. Damit verstärkt sich möglicherweise auch die Wirkung des Gerüchts, des Halbwissens und der Irrationalität. Ande- rerseits sind nach Neidhart (457) die direkten Kommunikationsprozesse «unmittelbar an die bestehenden Realitäten, Bewusstseinsstrukturen und Gefühlslagen zurückgebunden», wodurch die Politik pragmatischer werden sollte und «die kommunikative Abbildung der gesellschaftlichen Wirklichkeit weniger beschönigend, weniger idealisierend und ideologi- sierend und alles in allem weniger unwahr erfolgen kann.» Neben der Art der Kommunikation unterscheidet sich in Klein- staaten auch die Medienlandschaft von derjenigen in Mittel- und Gross- staaten. Medien sind dort in der Regel kleiner, und – nach Einschätzung von Neidhart (457) – sinkt der Grad der inneren Pluralität der Medien mit ihrer Grösse. Medienabhängigkeit nimmt zu, ebenso die Tendenz zum Medienmonopol. Dieser pluralismusbegrenzenden Wirkung der Knappheit in kleinen Verhältnissen stehe aber die hohe Verfügbarkeit ausländischer Medien und deren Nutzung gegenüber sowie eine den Kleinstaat auszeichnende liberale Kommunikationskultur. Auf die Me- diensituation in Liechtenstein wird weiter unten näher eingegangen. Ein weiteres Merkmal der öffentlichen Kommunikation in kleinen Verhältnissen ist deren Abhängigkeit von personellen Verflechtungen und Ausprägungen eines Milizsystems. Wenn Neidhart (445, 455) dem Kleinstaat Schweiz dieses Attribut verleiht – stark nebenamtliche Aus- richtung von Aufgaben aufgrund von Ressourcenknappheit, starke Ver- flechtung von Privatem und Öffentlichem –, dann trifft dies umso mehr auf Liechtenstein zu. In dieser Konstellation vermutet Neidhart eine hö- here Intensität und Konflikthaftigkeit der politischen Meinungsbildung, 72Rahmenbedingungen 
öffentlicher Kommunikation in Liechtenstein
	        

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