Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

tensität allerdings weniger stark ausgeprägt als erwartet, während sich insbesondere die politischen Rahmenbedingungen (Formierung politi- scher Koalitionen) als entscheidende Randbedingung der Simplifizie- rungsstrategien erweisen. Die Bedeutung der öffentlichen Kommunika- tion für Meinungsbildung und Stimmverhalten wird auch in Kriesis Analysen zur systematischen Informationsverarbeitung (Kriesi 2005, 175–197) deutlich. Sachargumente spielen insbesondere dann eine gros- se Rolle, wenn die Bürger mit einer Entscheidungsthematik vertraut sind und über ein Mindestmass an Vorwissen verfügen. Das ist naturgemäss bei politisch kompetenteren Bürgern eher der Fall als bei schwach Inte- ressierten. Allerdings kann eine lang anhaltende und intensiv geführte Kampagne durchaus das Interesse an und den Informationsstand über die Abstimmungsmaterie erhöhen. In solchen Situationen stimmt die Mehrheit der Bürger tatsächlich auf Basis von Argumenten ab, nicht auf der Grundlage von Heuristiken, sind sie also in der Lage, sich von Par- teiloyalität und Vertrauen zu lösen. Zusammenfassend sind für die hier verhandelte Problematik fünf Punkte festzuhalten: (1) Ein auf individuelle Eigenschaften des Stimm- bürgers und gesellschaftliche Informations- und Kommunikationsflüsse abstellender Forschungsansatz kristallisiert sich als fruchtbares Stan- dard-Erklärungsmodell für die abstimmungsbezogene Meinungsbildung heraus. (2) Die empirische Evidenz, die in diesem Rahmen für differen- tielle, aber gleichwohl namhafte Einflüsse öffentlicher Kommunikation auf die abstimmungsbezogene Meinungsbildung beigebracht werden kann, ist überzeugend. Das gilt sowohl für medienvermittelte Kommu- nikation wie auch für teilmedialisierte Kampagnenkommunikation, die vornehmlich am Beispiel von Zeitungsinseraten untersucht wird. Die dabei verwendeten Indikatoren fokussieren in der Regel auf Angaben zur Zuwendung und Nutzung von unterschiedlichen Informationsquel- len, nicht aber auf tatsächliche Kommunikationsinhalte. (3) Was diese Inhalte angeht, so zeigen viele Studien, dass neben den eigentlichen Meinungsbotschaften und Sachinformationen, die von der Medienöf- fentlichkeit gelieferten 
elite cuesvon grosser Bedeutung für die Mei- nungsbildung gering involvierter Stimmbürger sind. Deren Informa - tionsbedarf reduziert sich auf die Frage: «Who is behind it?» Der   Botschafter wird zur Botschaft. (4) Die Verknüpfung von umfragege- stützter Stimmbürgerforschung und inhaltsanalytischer Untersuchung medienvermittelter Abstimmungskommunikation ist bisher praktisch 64Öffentlichkeit, 
öffentliche Meinung und Demokratie
	        

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