Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

7Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen Zusammenfassend lässt sich festhalten: Der Verfassungsentscheid von 2003 in Liechtenstein war in hohem Masse prädisponiert. Politische Ein- stellungen wie insbesondere das stark ausgeprägte Vertrauen in die «In- stitution Monarchie» bei gleichzeitig auffälligen Vorbehalten gegenüber «der Politik» (vor allem Parteien und Landtag) im Zusammenwirken mit Wertorientierungen wie Patriotismus, Konservativismus und Autorita- rismus waren für das individuelle Stimmverhalten und das Ergebnis der Abstimmung massgeblich. Die Informations- und Überzeugungsbot- schaften der öffentlichen Kommunikation haben gegenüber dieser Vor- prägung des politischen Verhaltens praktisch nichts ausrichten können. Durch noch so gute Argumente und noch so intensive Kommunikation war es offensichtlich nicht möglich, eine nennenswerte Anzahl von Stimmbürgern von ihrem vorgezeichneten Weg abzubringen. Jedenfalls sind substantielle Konversionseffekte durch öffentliche Kommunikation im Elektorat nicht nachweisbar. Rund 67 Prozent der Varianz im indivi- duellen Stimmverhalten bezüglich der Fürsteninitiative lassen sich auf Voreinstellungen zurückführen, die Intensität der Nutzung einer Viel- zahl verfügbarer Informationsmedien erbringt statistisch demgegenüber wenig mehr als ein Prozent zusätzliche Erklärungskraft. Das lag nicht etwa daran, dass die Stimmbürger öffentliche Kommunikation gemieden hätten. Es lag auch nicht an selektiver Nutzung der öffentlichen Kom- munikation entlang parteipolitischer oder ideologischer Konfliktlinien. Erst recht nicht kann behauptet werden, dass die öffentliche Meinung keine substantiellen Informationen, erwägenswerte Argumente oder verständliche Meinungen zur Verfügung gestellt hätte. Im Gegenteil: Die verfügbaren Informationskanäle und -foren wurden intensiv genutzt, ein überdurchschnittlich grosser Anteil der Stimmbürgerschaft infor- mierte sich beidseitig, nutzte beispielsweise beide Landeszeitungen und das Informationsangebot in Veranstaltungen und Gesprächsöffentlich- 321
	        

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