Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

fassungsbestimmungen), «Verfahrensfragen» (alle Thematisierungen von Kommunikationsstil, Akteursstrategien, genereller Zulässigkeit von Ini- tiative und Gegeninitiative u. a.) und «Vertrauensfrage» (alle Thematisie- rungen von Volksabstimmung als Vertrauensabstimmung). Fasst man Medienagenda und Publikumsagenda nach diesen drei Dimensionen zu- sammen, zeigen sich auffällig parallele Veränderungen während des letz- ten Jahres vor der Entscheidung. Die «Entsachlichung» der medienöf- fentlichen Behandlung des Verfassungsthemas zugunsten von Politics- und Campaign-Themen ist bereits dokumentiert worden und zeigt sich auch in der Gegenüberstellung der hier gewählten Zeiträume. Die Pres- seauswertung beruht diesmal auf 886 Thematisierungen in 433 Beiträgen Ende 2001 und Anfang 2002 sowie 1059 Thematisierungen in 601 Zei- tungsbeiträgen der Monate Januar und Februar 2003,208jeweils ein Zeit- raum von zwei Monaten vor der zweiten Panelwell im Januar 2001 und der Abstimmungsumfrage im März 2003 (Tab. 39). Die Auswertung der Umfragen bestätigt, dass der Reduktion sach- bezogener Medienstellungnahmen von rund 40 Prozentpunkten ein gleichzeitiger Einbruch in der wahrgenommenen Bedeutung der «Sa- che» durch die Stimmbürger von 45 Prozentpunkten entspricht. Wenn man sich fragt, welches der verfassungspolitischen Teilprobleme zum Zeitpunkt der Abstimmung im Elektorat als besonders wichtig galt, so lautet die Antwort schlicht: gar keines. Die «auf dem Papier» zur Ab- stimmung stehenden Themen wurden in lediglich knapp fünf Prozent der Antworten auf eine offene Frage als wichtig genannt. Alle anderen Nennungen in der Themenkategorie «Verfassungsfrage» entfielen auf die generelle Machtverteilungsthematik, ohne dass der Bezug zu einer spezifischen Verfassungsbestimmung hergestellt wurde. Allerdings geht diese Umschichtung nicht zugunsten der Verfahrensdimension, wie die Struktur der Medienberichterstattung erwarten liesse, sondern zuguns- ten einer erheblich ansteigenden Salienz der Vertrauensthematik. Der letztgenannte Befund kann dabei nicht als Agenda-Setting Effekt der Presse erklärt werden, denn in der Berichterstattung blieb der Stellen- wert dieser Kategorie praktisch unverändert. Wenn überhaupt, haben wir es hier mit einem Agenda-Setting der professionellen Werbekam - 302Entstehung 
und Entwicklung der Bevölkerungsmeinung 208Dabei bleiben 14 Zeitungsbeiträge, die andere als die hier zusammengefassten The- men behandelten, in der Auswertung unberücksichtigt.
	        

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