Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

tauscher. Das sind Bürger, die je nach Thema und Involvement einmal zu überzeugen versuchen, sich bei anderer Gelegenheit aber auch über- zeugen lassen. Wegen der nicht-standardisierten Operationalisierung des Meinungsführerkonzepts in der Sozialforschung sind Vergleichs- zahlen nur bedingt aussagekräftig. Immerhin ermittelte Schenk (1995, 157 f.) vor vielen Jahren in Deutschland ebenfalls einen Wert von zehn Prozent Bürgern, die er als «echte Meinungsführer» bezeichnete. Der Anteil reiner Meinungsempfänger war bei ihm allerdings um die Hälfte kleiner als im Liechtensteiner Fall. Zieht man noch einmal das Euro ba- rometer 2006 (ZA4526) zum Vergleich heran, in dem gefragt wird, wie häufig man versucht, Freunde, Bekannte oder Kollegen im Gespräch von der eigenen politischen Meinung zu überzeugen, dann liegt der An- teil von Meinungsführern (Antwortvorgabe «häufig») in Kleinstaaten wie Luxemburg, Niederlande oder Malta bei rund 16 Prozent (eigene Berechnung). Meinungsführer zeichnen sich im Vergleich zu Meinungsempfän- gern durch deutlich höhere politische Kompetenz aus (d% = 27,5 in der höchsten Kompetenzgruppe), und auch gegenüber den Austauschern sind sie klar im Vorteil (d% = 12). Das ist nicht folgenlos, beispielsweise im Hinblick auf ihre Mediennutzung. Meinungsführer sind auch in Liechtenstein als intensive Mediennutzer ausgewiesen. Der Anteil regel- mässiger Zeitungsleser liegt bei ihnen wegen des generell hohen Aus- gangsniveaus der Zeitungsnutzung im Lande zwar nur um wenige Pro- zentpunkte höher als in der Gruppe der Meinungsempfänger. Fragt man allerdings, wer wie viel Information aus welchen Quellen bezogen hat, so zeigt sich deutlich, dass der Medienkonsum der Meinungsführer gezielter und informationsorientierter ist. Ihr selbst wahrgenommener Informationsgewinn zur Verfassungsfrage liegt bei allen abgefragten Me- dienangeboten – von der Zeitung, über das Radio bis hin zu Auslands- presse, Fernsehen und Internet – signifikant höher als in der Vergleichs- gruppe der Meinungsempfänger. Nicht überraschend sind Meinungsfüh- rer auch faktisch besser informiert, das betrifft sowohl ihr Sachwissen über die Abstimmungsmaterie, als auch ihr Wissen um die politische Po- sitionierung der Eliten. Auf sechs Wissensfragen zur Abstimmungsvor- lage wussten 20 Prozent der Meinungsführer alle richtigen Antworten, in der Vergleichsgruppe der Meinungsempfänger waren es knapp neun Prozent. Der Wissensvorsprung (d%) der Opinion Leader über Unter- stützer und Gegner der Vorlage betrug ganze 15 Prozentpunkte. 260Öffentliche 
Kommunikation im Abstimmungsprozess
	        

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