Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

stand. Und natürlich muss es sich bei diesen Formen nicht immer um ge- nuin politische Öffentlichkeit handeln, denn meistens bildet anderes den Gesprächsstoff. Andererseits darf man den Einfluss solcher einfachen Öffentlichkeitsformen nicht unterschätzen, denn wie man heute weiss, werden politische Informationen, die aus anderen Kom munikations - quellen (insbesondere aus den Massenmedien stammen), gerade in der direkten 
face to face-Kommunikation solcher sozialen Netzwerke zu Meinungen und Ansichten umgebildet. Beim nächst «höheren» Typus, der Versammlungsöffentlichkeit, handelt es sich um Veranstaltungen, die nicht nur öffentlich zugänglich, sondern auch thematisch festgelegt sind. Versammlungsöffentlichkeit ist voraussetzungsvoller als Interaktion, weil Ort, Zeit, Themen u. a. be- stimmt werden müs sen, weil also Personen oder Gruppen als Veranstal- ter auftreten und innerhalb der Versammlung selbst, etwa in Gestalt von Referenten und Moderatoren, Leitungsrollen ausgebildet werden. Damit ist die Art der Meinungsbildung schon über den Informationsinput (wer vorträgt bestimmt, worüber gesprochen wird) in gewisse Bahnen ge- lenkt, ebenso wie über die Selbstselektion der Teilnehmer (wer nicht kommt, dem entgehen meinungsbildende Informationen). Im Kontext politischer Öffent lichkeit wäre in diesem Zusammenhang etwa an Infor- mationsveranstaltungen politischer Parteien oder gesellschaftlicher Gruppen zu denken, aber auch an sozialen Protest. Gerhards und Neid- hardt (1990, 23) zählen jedenfalls Protestaktionen zur Veranstaltungsöf- fentlichkeit, auch wenn es dabei nicht um die Diskussion von Themen, sondern um die kollektive Aktion geht. Auf der dritten Ebene wird schliesslich die Medienöffentlichkeit als inklusivste Form moderner Öffentlichkeit relevant. Medienöffent- lichkeit setzt zunächst eine entwickelte technische Infrastruktur voraus, ausserdem die Ausbildung spezifischer journalistischer Leistungsrollen in publizistischen Organisationen. Das Publikum wird auf dieser Öf- fentlichkeitsebene abstrakter, grösser und unüberschaubarer. Ausserdem wird das Publikum auf die «Galerie», in eine weitgehend passive Rolle gedrängt: Kann man in der Präsenzöffentlichkeit noch mitdiskutieren, bleibt dem Publikum in der Medienöffentlichkeit (jenseits von Leser- briefen und Anrufen beim Sender) nur die Wahl zuzuhören oder ab - zuschalten. Wegen der unvergleichbar hohen sozialen Reichweite und kontinuierlichen Beschallung wird dem medialen Forum im allgemeinen eine Sonderstellung im Netzwerk Öffentlichkeit attestiert. Diese Son- 24Öffentlichkeit, 
öffentliche Meinung und Demokratie
	        

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