Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

tion heraus das Handeln der Politiker zu kommentieren. Darüber hinaus wurde dieser Kanal aber auch benutzt, um Informationen und Meinun- gen zu substantiellen Sachfragen in die Debatte einzuspeisen. Mehr als ein Drittel aller Thematisierungen entfallen auf verfassungspolitische und verfassungsrechtliche Fragen. Die Rolle der fürstlichen Familie in der Verfassungsdebatte und vorab die Wohnsitzfrage wurde von Bür- gern signifikant häufiger thematisiert als von den Journalisten, war aber weit davon entfernt, die öffentliche Kommunikation in diesem Segment thematisch zu dominieren. Die wichtigste Erkenntnis dieser Tabelle liefert der Vergleich der Themenstruktur zwischen den drei zeitlichen Phasen der Verfassungs- diskussion. Er belegt, dass die eigentliche Thematik der Abstimmung im Verlauf des Prozesses mehr und mehr an Visibilität in der Medienöffent- lichkeit verlor, sodass im unmittelbaren zeitlichen Umfeld der Abstim- mung gerade noch ein Drittel der medienöffentlichen Stellungnahmen verfassungsrechtliche und verfassungspolitische Fragen thematisierte, zwei Drittel aber anderes. Die Medienaufmerksamkeit für die Verfas- sung reduzierte sich insoweit kontinuierlich von erstaunlich hohen 67 Prozent aller Themennennungen in der frühesten Prozessphase über weniger als 50 Prozent in der parlamentarischen Phase auf knapp 35 Pro- zent im letzten Zeitabschnitt. Würde man die Phasen noch feiner unter- teilen, träte die dramatische De-Thematisierung des sachlichen Gehalts der Abstimmung durch die Presseberichterstattung der allerletzten Wo- chen noch deutlicher zu Tage. Dabei verschwanden die vieldiskutierten Einzelfragen der Vorjahre, etwa die der neu einzuführenden Volksinitia- tive zur Monarchieabschaffung, der Misstrauensantrag gegen den Fürs- ten oder die Gemeindesezession, beinahe vollständig aus dem Blickfeld der Medien, nicht aber aus der Abstimmungsvorlage selbst. Im Gegen- zug gewann die Vertrauensfrage und mehr noch das Entscheidungsver- fahren an öffentlicher Aufmerksamkeit. Im Rahmen des letztgenannten Themenblocks wurden dabei gerade in den letzten Wochen vor dem Ur- nengang vermehrt Fragen der Zulässigkeit einer gegen das Fürstenhaus gerichteten politischen Position und Kampagne thematisiert, zum Teil vor dem Hintergrund historischer Erfahrungen («Fürstliche Familie hat immer nur Gutes getan»), zum Teil im Hinblick auf kommende Ent- wicklungen («Ohne Fürst sind wir nichts»). Die Entwicklung der Me- dienpräsenz dieser beiden Themenblöcke indiziert deutlich, dass sich die Debatte im Referendumsprozess vom sachlichen Gehalt der Vorlage weg 186Öffentliche 
Kommunikation im Abstimmungsprozess
	        

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