Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

Inseraten zusammengeschaltet. Die Aktion wurde nicht über das zen- trale Kampagnenbüro (DeSe) koordiniert, sondern beruhte auf Eigenini- tiative und bildete neben der Reihe des Initiativkomitees die zweite we- sentliche Säule der Kampagne gegen die Fürsteninitiative. Die Testimonial-Anzeige der Gegenseite (hier liess man sich mit der Antwort bis in den März hinein Zeit) standen unter der Überschrift, die der Fürst zum zentralen Slogan gemacht hatte: «Ja zur Fürstenfami- lie». Dementsprechend war der Inhalt ausgestaltet. Konkrete Verfas- sungsbestimmungen, die zur Revision anstanden, wurden von den be- kennenden Monarchisten nicht thematisiert. Dagegen immer wieder das Bekenntnis zum Fürstenhaus, die Artikulation von Vertrauen und Dankbarkeit sowie die Erinnerung an vergangene Wohltaten. Die ver- wendete Anzeige war ganzseitig und konnte auf den ersten Blick für eine redaktionelle Eigenleistung gehalten werden. Im Unterschied zur sonst üblichen Praxis im Volksblatt war die Seite in der Kopfzeile nicht mit «Inserate», sondern mit dem Titel «Topthema» überschrieben. Die pres- serechtlich notwendige Kennzeichnung als «Anzeige» erfolgt unten rechts in winzigen Lettern. In der Schlussphase des Abstimmungskampfs traten nochmals neue Gruppen auf den Plan. Zwei Initiativen jugendlicher Liechten stei- ner – die «Subversiven Enten» und die Gruppe «jung.initiativ. infor - miert»176– setzten sich gegen die Fürsteninitiative und für die Initiative für Verfassungsfrieden ein, das «Komitee Fürst und Volk» für die Fürs- teninitiative. Der anhaltende Versuch der Gegner der Fürsteninitiative, eine öf- fentliche Diskussion über die Inhalte der Vorlage anzuregen und diese in den Mittelpunkt der Abstimmung zu stellen, blieb jedoch bis zum Ab- stimmungstag weitgehend erfolglos. Eine zweite Verfassungsarena, auf den 17. Februar 2003 in Ruggell anberaumt, verlief als harmonische Runde auf der Bühne, da die Contra-Position nicht vertreten war.177Die reservierten Plätze wurden demonstrativ frei gehalten. Während das schweizerische Radio Ri die Veranstaltung moderierte und übertrug – 175 
Akteure, Frames und Kommunikationsstrategien 176Die Gruppe «jung.initiativ.informiert» wurde erst im Februar 2003 kurz vor der Volksabstimmung gebildet und bestand aus zehn Mitgliedern im Alter von 18 bis 25 Jahren (Liechtensteiner Volksblatt, 5. März 2003). 177Eingesandte Meldung im Liechtensteiner Volksblatt, 7. Februar 2003. Bericht über die Veranstaltung im Liechtensteiner Volksblatt / Vaterland, 18. Februar 2003.
	        

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