Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

Adels ganz «normale» Menschen, sie tun ausschliesslich Gutes, haben ihr Ohr stets am Puls des Volkes, sind sympathisch und edel. Die Über- schriften der mit persönlichen Schilderungen und Fotos gestalteten An- zeigen waren beispielsweise «Es stimmt mich traurig – Auch die Fürs- tenfamilie hat Gefühle, sie leidet mit!», «Fürstin Gina teilte Suppe aus – Fürstliche Familie war dem liechtensteinischen Volks stets wohl ge- sinnt», «Mit Herz und Hingabe für die sozial schwächeren Mitmenschen im In- und Ausland – Fürstenhaus mit grossartigem Hilfsengagement», «Fürstenfamilien haben uns nur Gutes getan – Millionenbeiträge von Jo- hann dem ‹Guten› bis hin zu Hans-Adam II. für das Volk von Liechten- stein» oder «Sportbegeisterte Prinzessin – Liechtenstein ohne das Fürs- tenhaus und die fürstlichen Familien ist nicht vorstellbar».173 Der Tonfall war naiv, beinahe frömmelnd, bis emotional gehalten und scheute sich nicht, die Grenze zum Kitsch zu überschreiten.174Zwar wurden die jeweils vorgestellten Bewunderer des Fürstenhauses na- mentlich genannt, beim Betrachter konnte allerdings kein Zweifel darü- ber entstehen, dass die angeführten Kronzeugen für die Volksverbun- denheit des Fürstenhauses das Inserat nicht aus eigenem Antrieb ge- schaltet haben (schon weil es sich um eine kaum enden wollende Serie im immergleichen Format handelte). Die Anzeigen blieben gegenüber dem Leser insoweit anonym. Zielgruppe und Wirksamkeitsvermutung, die hinter der Serie standen, blieben ebenso undeutlich. Diejenigen Leser, die tatsächlich ein solches Bild der Fürstenfamilie verinnerlicht hatten oder zu teilen bereit waren, wären dem Landesherrn sicher auch ohne spezielle Aufforderung gefolgt. Alle anderen hätten die Serie leicht als Provokation, wenn nicht als Beleidigung der Intelligenz des Stimmbür- gers verstehen und in nicht intendierter Weise darauf reagieren können. In der Inseratenkampgane der FBP wurde der «richtig» ausgefüllte Stimmzettel – einmal Ja, einmal Nein – in den Vordergrund gestellt. Während Anfang März 2003 die Abstimmungsempfehlung noch mit einem schlichten «Ja zur Fürsteninitiative!» kommuniziert wurde, folgte in der letzten Woche eine Ausschmückung: «Ja zur Fürstenfamilie! zu unserer Staatsform! zur Zukunft unseres Landes! zur Fürsteninitiative!» 167 
Akteure, Frames und Kommunikationsstrategien 173Bsp. Liechtensteiner Volksblatt, 22., 25., 27, 28. Februar, 6., 8. März 2003. 174Was einen inländischen Kabarettisten später dazu veranlasste, eine bitter-böse Per- siflage zu schalten.
	        

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