Volltext: Was will Liechtenstein sein?

So ist die FBP sozusagen eine Volkspartei zwischen der VU, die auch eine Volkspartei ist, links und rechts von der FBP. Der Zickzack- kurs wird der VU bleiben, und sie ist ein relativ unzuverlässiger Partner, weil sie einmal diesem, einmal dem anderen Flügel etwas bieten muss. Vielleicht ist es unsere Chance, nachwachsende Leute in die Mitte zu zie- hen, während die VU die Extreme bindet. Doch die Bürgerpartei scheint unsicher geworden zu sein. Ich er- innere an die soziologischen Veränderungen, die sich allerdings mit der Zeit wieder pro FBP auswirken könnten. Der Schock der Wahlen 1970 ist lebendig.9Die Erfolge der VU sind sichtbar. Leistung und Argumente haben nicht mehr überzeugt. Und viel, viel Geld ist ins Land gekommen, das keines Schweisses mehr bedarf. Schlaraffia überall! Die alte politi- sche Garde ist abgetreten, die neue weiss nicht recht, was tun. Ich habe auch meine Zweifel. So wurden alte Trümpfe der FBP aufgegeben: 1974 das Bildungswesen. Die FBP hat sich vom Kunsthaus, vielleicht vom be- deutendsten Kulturwerk, eventuell sogar fürs kleinstaatliche Überleben mitwichtige Werk, kühl distanziert: völlig undenkbar für eine Bürger- partei noch vor wenigen Jahren! Vor kurzem wurden weichere Schwangerschaftsabbruchsregelun- gen im Strafgesetz eingeführt. Immerhin über 2600 besorgte Petenten ha- ben sich nach einer grossen Aktion für eine etwas strengere Regelung an den Landtag gewandt. Kein einziger FBP-Abgeordneter hat diese ethisch ernstzunehmende Position unterstützt: vor wenigen Jahren völlig un- denkbar für eine FBP, in der man sichere Heimat und Stütze gehabt hatte. Zuletzt noch hat die FBP eine Steuerinitiative für die Familien ein- gebracht: schön und recht für die Familien an sich. Ich verstehe auch die Ungeduld wegen des ruhenden Steuergesetzes. Aber wissen Sie, was das kostet: 12 Millionen Franken jährlichen Steuerausfall! Das sind 24 Pro- zent aller Vermögens- und Erwerbssteuern von Land und Gemeinden. Man müsste einen Alexander Frick10fragen, der mit einer grossen Steu- ervorlage scheiterte und dann 1961 nur die halbe durchbrachte, wie schwierig es ist, ein gerechtes Steuersystem zu schaffen. So etwas ist nur möglich, wenn zu notwendigen neuen Belastungen anderswo Entlastun- 59 
Situation der Partei – die FBP in der Zukunft 9Bei den Landtagswahlen von 1970 gewann die VU. Sie konnte damit zum ersten Mal nach 1928 wieder den Regierungschef stellen. 10Alexander Frick (1910–1991) war von 1945 bis 1962 Regierungschef, von 1966 bis 1970 Landtagspräsident, dann bis 1974 Landtagsvizepräsident.
	        

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