Volltext: Was will Liechtenstein sein?

nen wir dann erwarten, ihr in jenem unendlich grösseren und viel- fältigeren Europa – dem ganzen Kontinent –, mit dem wir es nach dem Ende des Kalten Krieges zu tun haben, auch nur nahezukom- men?» Ebd., S. 349: «Denn es gibt eben keinen europäischen demos, keine europäische polis und gewiss keine Nation Europa.» Quasi kompensatorisch setzt Liechtenstein seine Kräfte auch stark ein im Europarat (Menschenrechte, Minderheitenrechte, kulturelle Fragen, etc.) und ist häufig Ort für die Bearbeitung von Themen des Europara- tes. Sollte sich der Europarat zu einer Staatenkammer neben der EU ent- wickeln, lässt sich Liechtenstein seinen Platz darin nicht nehmen. Das Gleiche gilt allenfalls gegenüber der (dannzumaligen) OSZE. In der UNO, wo alle Weltprobleme zusammenkommen, fällt Liechtenstein durch gezielte, substanzielle Mitarbeit auf und ist für die Dritte Welt ein Kleinstfenster gegenüber Europa. Der Gedanke der weltweiten Solidari- tät und der Menschen wird wach gehalten. Als Splitter des anderen (alternativen) Europa ist Liechtenstein at- traktiv geworden für Freunde des geistigen, künstlerischen und kultu- rellen Lebens, die Mühe haben mit dem betont ökonomieorientierten oder zu starken Europa. Es erfolgt ein vielfältiger Austausch in und über Liechtenstein. Das Land scheut keine Mühe, seine privilegierten land- schaftlichen Bedingungen gesund zu erhalten. Als einziger in seinen Grenzen innerhalb der Region gelegener Staat hat Liechtenstein ein besonders vitales Interesse am Wohlergehen dieser Region. b) Negatives 
Kleinszenario Liechtenstein: Liechtenstein verkommt. Es schafft es nicht, sich zu einer guten Ordnung durchzuringen. Liechten- stein ist ein Protektorat der Staatengemeinschaft geworden und wird von Brüssel aus kommissarisch verwaltet. Eine 
Variante des ersten Grossszenariosmit entsprechendem liech- tensteinischen Kleinszenario: Der EWR mit Liechtenstein und weiteren Staaten besteht als Rahmenordnung fort. Dann wäre Liechtenstein im Verhältnis zur EU noch weniger ausserhalb. Es könnte auch sein, dass die Schweiz der EU nicht beitritt. Doch in beiden Fällen steigen in einer komplexer werdenden dynamischen Welt in abgeschwächter Form die Anforderungen an unseren Staat. 194Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner
	        

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