Unsere Repräsentanten sollten auch nicht mit verschiedenen Zun- gen reden: –da ist der Erbprinz, der bei Bedarf von unserem erfahrenen Bot- schafter in Bern neu interpretiert wird; –dort der Regierungschef, der anders redet; –dort der Vizeregierungschef, der in Integrationsfragen – wir müs- sen angesichts der Lage froh sein darüber – nochmals eine andere Meinung vertritt. Dennoch, so geht es nicht weiter. Wir brauchen vor allem eine den He- rausforderungen Rechnung tragende, gut vorbereitete, durchdachte, ko- härente, nicht grosssprecherische, eine umsichtige, realistische und dem- entsprechend intensive wie bescheidene, solide Aussenpolitik. Die Äus- serungen und Handlungen müssen genau aufeinander abgestimmt
sein. VI. Die Gesamtrechnung wird für uns schlechter ausfallen, wenn wir uns nicht mit aller Kraft aussenpolitisch zu wehren beginnen. Hoffnungen können auf den Erbprinzen gesetzt werden. Er ist ei- ner, der über die Zukunft unseres Staates nachdenkt. Es ist auch ein Ge- heimnis der Geschichte, dass unser Land in schweren Zeiten doch nicht untergegangen ist. Im letzten Weltkrieg ergriff das Volk selbst Initiati- ven, um den Willen zur Unabhängigkeit und die Treue zum Land zu ma- nifestieren. Man sammelte Unterschriften. Man soll die Geschichte nicht vergessen. Entscheidend ist aber nicht, was war, sondern welche Fami- lien und welche Wirtschaftskreise jetzt bereit sind, mit unserem Land mitzugehen. Das kann ganz neue Perspektiven eröffnen. Vizeregierungschef Wille hat erklärt: «Aussenpolitik ist der politi- sche Ausdruck für den Grad der Selbstachtung, die ein Volk für sich hat.» Die 125 trauten, schönen Jahre sind vorbei. Innen- und aussenpolitische Entscheidungen um unser Staatsein sind gefordert. Unsere Eigenart ist nur durch uns selbst zu retten. Seien wir ein Staat!101
Liechtenstein und die europäische Integration