Volltext: Das Willkürverbot und der Gleichheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des liechtensteinischen Staatsgerichtshofes

halten wird und dass von dieser Praxis nicht leichtfertig abgegangen wird.263 Eine Praxisänderung muss also sachlich begründet sein, grundsätz- lich erfolgen und das Interesse an der richtigen Rechtsanwendung muss gegenüber demjenigen an der Rechtssicherheit beziehungsweise am Ver- trauensschutz überwiegen.264 b)Position der liechtensteinischen Rechtsprechung Die liechtensteinische Rechtsprechung orientiert sich bei der Frage der Zulässigkeit von Praxisänderungen durch Behörden an der Rechtspre- chung des Bundesgerichts und verlangt, dass sich die neue Praxis «auf ernsthafte, sachliche Gründe abstützt und nicht gegen Treu und Glauben verstösst.»265Die bisherige Praxis ist beizubehalten, wenn zugunsten ei- ner Praxisänderung keine 
entscheidenden Gründevorliegen.266Zudem muss die Behörde die neue Praxis konsequent anwenden beziehungs- weise zu erkennen geben, dass sie diese konsequent anzuwenden beab- sichtigt.267 228Gleichheitsgrundsatz 
und Willkürverbot in der Rechtsanwendung 263Vgl. zu alldem Häfelin/Haller, Rz 768 f.; Müller J. P., Grundrechte, S. 405 f.; Rhi- now, Grundzüge, Rz 1684ff; Müller G., Art. 4 aBV, Rz 42 ff. 264Vgl. Imboden Max/Rhinow René A., Schweizerische Verwaltungsrechtsprechung. Die Rechtsgrundsätze der Verwaltungspraxis, erläutert an Entscheiden der Verwal- tungsbehörden und Gerichte, Band I, 5. Aufl., Basel 1976, S. 442 ff.; sowie Rhinow René A./Krähenmann Beat, Schweizerische Verwaltungsrechtsprechung. Die Rechtsgrundsätze der Verwaltungspraxis, erläutert an Entscheiden der Verwaltungs- behörden und Gerichte, Ergänzungsband, zur 5. (und unveränderten 6.) Aufl., Ba- sel/Frankfurt am Main 1990, S. 224 f. Siehe auch Müller G., Art. 4 aBV, Rz 42ff. mit Rechtsprechungsnachweisen des schweizerischen Bundesgerichts; Häfelin/Müller/ Uhlmann, Rz 509 ff.; Tschannen/Zimmerli, S. 163 f., Rz 13 ff. 265VBI 2002/96, Entscheidung vom 12. November 2002, LES 2002, S. 207 (213). 266Vgl. VBI 2002/96, Entscheidung vom 12. November 2002, LES 2002, S. 207 (213). 267Vgl. StGH 2003/33, Urteil vom 15. September 2003, S. 10, noch n. p. mit Verweis auf Andreas Kley, Grundriss, S. 210 f. Siehe ferner: StGH 1998/47, Urteil vom 22. Fe- bruar 1999, LES 2001 S. 73 (79); StGH 2004/6, Urteil vom 3. Mai 2004, S. 27, noch n. p.; StGH 2004/59, Urteil vom 29. November 2004, S. 23 f., noch n. p. Siehe die ab- weichende Formulierung in VBI 2002/96, Entscheidung vom 12. November 2002, LES 2002, S. 207 (213), wo es heisst, die Praxisänderung dürfe nicht im Hinblick auf Einzelfälle opportunistisch vollzogen werden, es müsse vielmehr der grundsätzliche Wille der Behörde vorhanden sein, mit der alten Praxis zu brechen; mit Verweis auf Hangartner, Grundzüge, Band II, S. 186.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.