Volltext: Das Willkürverbot und der Gleichheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des liechtensteinischen Staatsgerichtshofes

keitsgedanken»108leiten lassen und nach StGH1986/9 ist eine Entschei- dung einer Behörde unter anderem dann willkürlich, wenn die Begrün- dung im Ergebnis 
«in stossender Weise dem Gerechtigkeitsgedanken zu- widerläuft»109. Gerechtigkeit als «gegensätzlichen Korrelatbegriff»110zu Willkür bietet sich als Element für Entscheidungsbegründungen an. Der Staatsgerichtshof rekurriert in seiner Rechtsprechung aber selten auf den Begriff «Gerechtigkeit».111 In den Subsumtionsformeln gebraucht der Staatsgerichtshof oft Begriffe wie 
«geradezu stossend».112Eine Entscheidung ist stossend (un- gerecht), wenn sie den Wertvorstellungen beziehungsweise den Gerech- tigkeitsvorstellungen der Gesellschaft krass zuwiderläuft.113 Mit den Begriffen 
«sachlich unhaltbar»114, (sachlich) 
«keinesfalls vertretbar»115, (sachlich) 
«nicht haltbar»116, «grob sachlich unrichtig»117 definiert der Staatsgerichtshof die Gerechtigkeit über die «Sachgerech- tigkeit» einer Entscheidung.118Die Begründung muss im sachlichen Zu- sammenhang zur konkreten Problemstellung stehen.119Dem Staatsge- richtshof geht es mit dem Rückgriff auf das Sachgerechtigkeitsgebot wohl auch darum, seine eigene Entscheidung zu «objektivieren», um sich nicht selber dem Vorwurf willkürlicher Rechtsprechung auszuset- zen.120Es ist nichts dagegen einzuwenden, den Begriff «Gerechtigkeit» 188Gleichheitsgrundsatz 
und Willkürverbot in der Rechtsanwendung 108StGH 1968/1, Entscheidung vom 12. Juni 1968, ELG 1967–72, S. 225 (229), verglei- che dazu S. 144 ff. 109StGH 1986/9, Urteil vom 5. Mai 1987, LES 1987, S. 145 (148), siehe S. 152 f. 110Leibholz, S. 72. 111Auch das schweizerische Bundesgericht kennt diese Formelvariante, wendet sie aber selten an. Vgl. zum Bundesgericht Thürer, Willkürverbot, S. 508 f. Vgl. zu diesem Kriterium in der Willkürformel S. 152 f. 112Vgl. dazu etwa StGH 2004/29, Entscheidung vom 27. September 2004, S. 27, publi- ziert im Internet. Vgl. auch StGH 1995/10, Urteil vom 23. Mai 1996, LES 1997, S. 9 (17). 113Vgl. dazu die Beispiele S. 171 f. und S. 174. 114StGH 2005/34, Urteil vom 16. Mai 2006, S. 25, noch n. p. Siehe auch StGH 1998/44, Urteil vom 8. April 1999, LES 2001, S. 163 (182). 115StGH 2005/39, Urteil vom 27. September 2005, S. 30, noch n. p. 116StGH 2003/17, Urteil vom 15. September 2003, S. 13, noch n. p. 117StGH 2005/84, Urteil vom 3. Oktober 2006, S. 32, noch n. p. 118Vgl. dazu S. 161 ff. 119Das Sachgerechtigkeitsgebot wird auch bei der Prüfung von Gesetzen am Willkür- verbot angewendet. Siehe dazu S. 89 ff. 120Vgl. für Deutschland von Lindeiner, S. 69 f.
	        

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