Volltext: Kleinstaaten in Europa

nicht: die hierarchischen Strukturen der Reichsverfassung, das Lehns- system und die besonderen Beziehungen des Reichsoberhaupts zur Reichskirche, den Reichsstädten und der Reichsritterschaft boten eine ebenso stabile wie flexibel zu handhabende Grundlage. Die Sammlung mindermächtiger und kleiner Reichsstände wurde auch von Akteuren ausserhalb des Reiches versucht. Der Erste Rhein- bund von 1658 bedeutete einen Höhepunkt der französischen Bemü- hungen, das reichische Deutschland dem Einfluss des Hauses Habsburg zu entziehen, und zwar Konfessionen übergreifend. Vor allem bei ka- tholischen Reichsständen gab es immer wieder Sympathien für Frank- reich, das sich während der Westfälischen Friedensverhandlungen auch geschickt als Schützer der katholisch gebliebenen geistlichen Fürstentü- mer der Reichskirche positioniert hatte.52 Während des Dreissigjährigen Kriegs hatte Schweden im Heil- bronner Bund die Zusammenfassung der habsburgfeindlichen kleineren Reichsstände versucht – allerdings auf einer strikt konfessionell pro - testantischen Grundlage und bloss ephemer wegen des wechselnden Kriegs glücks.53 Der Dreissigjährige Krieg offenbarte auch manche Spielräume der kleinen Reichsstände, sich durch eine kluge Neutralitätspolitik aus den Händeln der Grossen herauszuhalten.54Einige freie Reichsstädte mit ih- rer anhaltenden Bedeutung für Handel und Geldwirtschaft nutzten dies: 55 
Mindermächtige Territorien und Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich 52Anton Schindling, Rheinisches Reich und Frankreich im 18. Jahrhundert, in: Sven Externbrink/Jörg Ulbert (Hrsg.), Formen internationaler Beziehungen in der Frü- hen Neuzeit. Frankreich und das Alte Reich im europäischen Staatensystem. Fest- schrift für Klaus Malettke zum 65. Geburtstag, Berlin 2001, S. 379–392; ders., War ‹1648› eine katholische Niederlage?, in: Horst Carl/Hans-Henning Kortüm/Dieter Langewiesche/Friedrich Lenger (Hrsg.), Kriegsniederlagen. Erfahrungen und Erin- nerungen, Berlin 2004, S. 257–277; Hans Schmidt, Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz als Reichsfürst, Mannheim 1963; Hermann Weber, Die Politik des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1742– 1748), Bonn 1956; ders., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623–1635, Bonn 1969. 53Anton Schindling/Matthias Asche (Hrsg.), Das Strafgericht Gottes. Kriegserfah- rungen und Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges, 2. Auflage, Münster 2002; Franz Brendle/Anton Schindling, Religionskriege im Alten Reich und in Alteuropa, Münster 2006. 54Frank Kleinehagenbrock, Die Grafschaft Hohenlohe im Dreissigjährigen Krieg. Eine erfahrungsgeschichtliche Untersuchung zu Herrschaft und Untertanen, Stutt- gart 2003.
	        

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