Volltext: Kleinstaaten in Europa

rich Ritter von Lang.45Und der Apologet des kleinen «Vaterlands» Os- nabrück, Justus Möser, wirkte an der quasi-Mediatisierung der bankrot- ten Grafschaft Bentheim durch Kurhannover mit.46 Ähnliches gilt für die freien Reichsstädte. Die positive Sicht seiner Vaterstadt Frankfurt bei Goethe steht neben der Ironisierung des schwä- bischen Biberach mit seiner paritätischen Stadtverfassung im Roman «Die Abderiten» von Christoph Martin Wieland. Das überschuldete und erstarrte Nürnberg kontrastierte mit wirtschaftlich aktiven Kommunen wie Augsburg, Bremen und Hamburg. Sie alle wiesen Merkmale von Kleinstaatlichkeit unter den Bedingungen des Alten Reiches auf, vor al- lem wenn sie wie Nürnberg, Ulm oder Hamburg ein untertäniges Land- gebiet regierten. Die Reichsstädte waren an den Kaiser als ihren Stadt- herrn gebunden. Von ihm wurde ihre Selbständigkeit garantiert, er in- tervenierte gegebenenfalls aktiv zwecks Änderung der Stadtverfassung, wie etwa im 18. Jahrhundert in Frankfurt am Main und Hamburg.47 Ein Stadtrepublikanismus konnte sich so nur in den vom Reich vorgegebenen hierarchischen Grenzen artikulieren. Dies unterschied die deutschen freien Reichsstädte von den Schweizer Städten, den holländi- schen Städten oder den westpreussischen Städten, die jeweils republika- nisch geprägten ständischen Föderationen angehörten, zu denen auch die polnisch-litauische Rzeczpospolita gezählt werden muss. In Italien 52Anton 
Schindling 45Die Memoiren des Ritters von Lang 1774–1835, hrsg. von Hans Haussherr, Stutt- gart 1957. 46Wolfram Fischer, Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, Tübin- gen 1958; Fritz Kallenberg (Hrsg.), Hohenzollern, Stuttgart 1996; William F. Shel- don, The intellectual development of Justus Moeser. The growth of a German pa- triot, Osnabrück 1970; Hans-Bernd Spies, Wirtschaft und Verwaltung der Graf- schaft Wittgenstein-Wittgenstein (1796–1806), Bonn 1975; Mack Walker, German home towns. Community, state and general estate. 1648–1871, Ithaca, Cornell Univ., 1971. 47Helmut Böhme, Frankfurt und Hamburg. Des deutschen Reiches Silber- und Gold- loch und die allerenglischste Stadt des Kontinents, Frankfurt/Main 1968; Frankfurt am Main. Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen, hrsg. von der Frankfurter Historischen Kommission, 2. Auflage, Sigmaringen 1994; Werner Jochmann/Hans- Dieter Loose (Hrsg.), Hamburg. Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, Bd. 1: Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, Hamburg 1982; Gerhard Pfeiffer (Hrsg.), Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, München 1971; Bernd Ro- eck, Geschichte Augsburgs, München 2005; Herbert Schwarzwälder, Geschichte der freien Hansestadt Bremen, Bd 1: Von den Anfängen bis zur Franzosenzeit (1810), Bremen 1975; Gerald Lyman Soliday, A community in conflict. Frankfurt society in the 17th and early 18th centuries, Hanover, NH, 1974.
	        

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