Volltext: Kleinstaaten in Europa

torium war nicht durch Erbteilungen und Sekundogeniturbildungen ge- fährdet; die das Hochstift sozial tragenden Adelsgruppen waren meist durch eine exklusiv ausgebildete Homogenität gekennzeichnet. Freilich stellten die Wahlen der Domkapitel und auch die Lehnsbindungen der adeligen Familien an benachbarte weltliche Fürstenhöfe ein Einfallstor für äussere Einflüsse dar. Auf den Kaiser als Reichsoberhaupt waren ge- rade die geistlichen Fürstentümer der Reichskirche in einem ganz be- sonderen Masse bezogen.34 Im Zeichen des Protestantismus gelang es in Mitteldeutschland und Norddeutschland den mächtigen weltlichen Fürsten benachbarte geistli- che Fürstentümer ihren Territorien einzuverleiben: so etwa in Kursa- chen und Kurbrandenburg.35Diese Entwicklung, die durch eine allmäh- liche Protestantisierung nach dem Passauer Vertrag und dem Augsbur- ger Religionsfrieden eingesetzt hatte, fand im Westfälischen Frieden ih- ren Abschluss.36Indem der Frieden von Osnabrück Säkularisationen reichsrechtlich anerkannte, legitimierte er auch die Aufhebung der Selb- ständigkeit kleiner Territorien zugunsten von Grossen und militärisch 48Anton 
Schindling 34Hans Joachim Berbig, Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige Römi- sche Reich vom Westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, 2 Bde., Wiesbaden 1976; Franz Brendle, Die Wahlkapitulationen der Ellwanger Fürstpröpste, in: Ell- wanger Jahrbuch 33 (1989/90), S. 76–120; Günter Christ, Praesentia regis. Kaiser - liche Diplomatie und Reichskirchenpolitik vornehmlich am Beispiel der Entwick- lung des Zeremoniells für die kaiserlichen Wahlgesandten in Würzburg und Bam- berg, Wiesbaden 1975; Konstantin Maier, Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen. Ein Beitrag zur Geschichte von Hochstift und Diözese in der Neuzeit, Stuttgart 1990. 35Anton Schindling, Reichskirche und Reformation. Zu Glaubensspaltung und Kon- fessionalisierung in den geistlichen Fürstentümern des Reiches, in: Johannes Ku- nisch (Hrsg.), Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, Berlin 1987, S. 81–112; Franz Brendle/Anton Schindling, Der Augsburger Religionsfrieden und die Germania Sacra, in: Carl A. Hoffmann u.a. (Hrsg.), Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximili- anmuseum Augsburg, Regensburg 2005, S. 104–118; Eike Wolgast, Hochstift und Reformation. Studien zur Geschichte der Reichskirche zwischen 1517 und 1648, Stuttgart 1995. 36Winfried Becker (Hrsg.), Der Passauer Vertrag von 1552. Politische Entstehung, reichsrechtliche Bedeutung und konfessionsgeschichtliche Bewertung, Neustadt/ Aisch 2003; Anton Schindling, Der Westfälische Frieden und die deutsche Konfes- sionsfrage, in: Manfred Spieker (Hrsg.), Friedenssicherung, Bd. 3: Historische, po- litikwissenschaftliche und militärische Perspektiven, Münster 1989, S. 19–36.
	        

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