Volltext: Kleinstaaten in Europa

Mindermächtige Territorien und Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich: Stände oder Kleinstaaten? Anton Schindling Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation vor 200 Jahren griff in das Alltagsleben zahlreicher Menschen vor allem in Süddeutschland und Westdeutschland in der Form eines Herrschafts- wechsels ein. Die Untertanen geistlicher Herrschaften und die Bürger der meisten freien Reichsstädte waren schon 1802/03 Untertanen welt - licher Fürsten geworden. Nicht nur Huldigungen gegenüber den neuen Herren wurden verpflichtend vorgeschrieben, sondern es verschwanden auch die symbolischen Zeugnisse der alten Zeit: An reichsstädtischen Rathäusern wurden die Kaiseradler abgeschlagen, und manche Kirche eines säkularisierten Klosters wurde auf Abbruch verkauft.1Das Jahr 1806 löschte dann die zumindest symbolisch präsente Oberherrschaft des Kaisers und die gerichtlichen und politischen Institutionen des Rei- ches aus.2 Auch die bisherigen Untertanen der Gewinner-Fürsten erlebten die Rangerhöhung ihrer Herren, wenn diese vom Herzog oder Markgraf zum König oder Grossherzog aufstiegen und entsprechende Titulaturen und Respektsbezeugungen verlangten. Der Kaiser als Reichsoberhaupt ging den Untertanen jetzt verloren.3Das Stichwort der Souveränität un- 37 
1Alte Klöster – neue Herren. Die Säkularisation im Deutschen Südwesten 1803. Grosse Landesausstellung Baden-Württemberg 2003 in Bad Schussenried, vom 12. April bis 5. Oktober 2003, Begleitbücher, hrsg. von Volker Himmelein/Hans Ulrich Rudolf, 2 Bde., Ostfildern 2003; Matthias Asche, Krise und Untergang der alten Reichskirche in den geistlichen Territorien Norddeutschlands. Formen und Verlaufstypen eines Umbruches, in: Historisches Jahrbuch 124 (2004), S. 179–259. 2Anton Schindling, Das Ende der Reichskirche. Verlust und Neuanfang, in: Rolf Decot (Hrsg.), Kontinuität und Innovation um 1803. Säkularisation als Transfor- mationsprozess. Kirche – Theologie – Kultur – Staat, Mainz 2005, S. 69–92. 3Anton Schindling/Walter Ziegler (Hrsg.), Die Kaiser der Neuzeit 1519–1918. Hei- liges Römisches Reich, Österreich, Deutschland, München 1990.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.