Volltext: Kleinstaaten in Europa

Papst Pius XII. und Präsident Roosevelt, welcher den jungen Fürsten mit «Great and Good Friend» anredete (Roosevelt an Franz Josef II., 2. Juni 1939).41Gewiss waren dies protokollarische Gesten. Aber jedes solche Ritual rief den souveränen Status des Fürstentums in Erinne- rung.42 5.Besuch bei Hitler 1939 Solcher Vergewisserung dienten auch die Antrittsbesuche Franz Josefs beim Schweizer Bundesrat im April 1938 (damals noch als Prinzregent) und bei Hitler und der Reichsregierung in Berlin Anfang März 1939. Franz Josef hatte fast ein Jahr lang auf einen formellen Besuch in Berlin gedrängt, Hitler hatte immer wieder verzögert. Die deutsche Presse ver- öffentlichte eine kurze Mitteilung und ein Bild, welches die liechtenstei- nischen Besucher und deutsche protokollarische Begleiter auf der Treppe der Neuen Reichskanzlei zeigt. Das halbstündige Gespräch in der Neuen Reichskanzlei, ohne Tee, war Hitler offensichtlich lästig, er bereitete gerade den Überfall auf Tschechien vor.43Hitler hatte 1938 bei Tisch, wie Goebbels im Tagebuch festhielt, die Fürsten generell und die Habsburger besonders als «charakterlos oder idiotisch» und «nur noch zur Heirat mit reichen Jüdinnen» geeignet abgetan und angekündigt, bald würden «die ganzen alten Häuser depossediert».44Immerhin emp- fing Hitler nun, neun Monate nach jenen internen ausfälligen Bemer- kungen, den Fürsten von Liechtenstein offiziell, was für den Moment wenigstens die formelle Anerkennung für das Fürstentum und dessen Staatsoberhaupt bedeutete. 160Peter 
Geiger 41Das Schreiben von Präsident Roosevelt, von Aussenminister Cordell Hull mitun- terzeichnet, ist in Faksimile abgebildet bei Geiger, Krisenzeit, Bd. 2, S. 448. 42Geiger, Krisenzeit, Bd. 2, S. 225 f. 43Ebenda, S. 184–186, S. 331–345. 44Joseph Goebbels, Tagebücher, hrsg. von Ralph Georg Reuth, Bd. 3, München Zü- rich 1992, S. 1224 und S. 1226. – Geiger, Krisenzeit, Bd. 2, S. 226.
	        

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