Volltext: Alpenrheintal - eine Region im Umbau

Externalitäten und Marktversagen Das dargelegte systematische Ungleichgewicht zu Lasten der Peripherie wird durch zwei weitere «Konstruktionsfehler» des angeblichen Er - folgs modells «Globalisierung» weiter verstärkt, in der Regel wiederum zu Lasten der Peripherie. Der eine Problemkreis entsteht dadurch, dass die so erfolgreiche «Zäh mung» der kapitalistischen Dynamik23der Gründerzeit des 19. Jahr hunderts, welche ja auch durch eine (kontinentale) Liberalisie - rung ausgelöst wurde und welche nach über hundert Jahren zäher Aus - einandersetzungen schliesslich zur Herausbildung einer öko-sozialen Marktwirtschaft führte, nunmehr auf globaler Ebene und sozusagen top-down wieder unterlaufen wird. So fühlt sich zum Beispiel die WTO ausschliesslich für die ökonomische Perspektive zuständig, gleichzeitig wird aber verhindert, dass flankierend zur wirtschaftlichen Globalisie - rung auch eine griffige soziale und ökologische Weltordnung aufgebaut werden kann.24Das bislang prominenteste Beispiel ist die Haltung der USA zum Kyoto-Protokoll betreffend globale Energie- bzw. Klimapoli - tik. In der Praxis bedeutet dies (zumindest tendenziell), dass dank den WTO-Regeln nationale (oder regionale) Umwelt- und/oder Sozial nor - men25unter Druck geraten oder gar ausser Kraft gesetzt werden – dies im Interesse der Sicherung und Rentabilitätsmaximierung der Investi tio - nen.26Wird dieser Trend ungebrochen fortgesetzt, so resultiert eine Welt ordnung mit Sozial- und Umweltnormen auf dem kleinsten ge- meinsamen Nenner, und mit einem entsprechend grossen Einkommens- und Wohlfahrtsgefälle zwischen unten und oben. Von dieser Entwick - lung sind natürlich auch die Metropolen betroffen, aber dort sind doch am ehesten politische und finanzielle Ressourcen vorhanden, um die glo- 261 
Globalisierung versus Regionalisierung 23Vgl. dazu C. Jaeger: Die Zähmung des Drachens (1996), sowie P. Ulrich: Zivilisierte Markt wirtschaft. Freiburg 2005.. 24Noch viel vernünftiger wäre es, zuerst ausreichend starke soziale und ökologische Leitplanken zu errichten, innerhalb derer sich dann die Marktkräfte entfalten könnten. 25Vgl. etwa lokale Submissionsordnungen, welche von Unternehmen bestimmte So - zial standards verlangen wie zum Beispiel existenzsichernde Löhne, die Anwendung von Gesamtarbeitsverträgen oder das Erfordernis von Lehrstellenangeboten. 26Das sog. «MAI-Projekt», das «Mutual Agreement on Investments» soll diese Stra - tegie festschreiben. Das ursprüngliche OECD-Projekt wurde zwar 1998 offiziell sistiert, die Strategie wird aber von WTO und IMF weiterverfolgt. Vgl. <www.flora.org/flora/archive/mai-forum.phtml>
	        

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