aufwärts gehen könnte. Für diese pessimistische Beurteilung konnte er
Fakten anführen: Im neutralen Liechtenstein war man darüber informiert,
was der amerikanische Unterstaatssekretär Henry Morgenthau im Septem-
ber 1944 auf einer Konferenz in Quebec in einer Denkschrift vorgelegt
hatte. Er empfahl, die deutsche Industrie und den Bergbau an Ruhr und
Saar «total zu zerstören» und Deutschland zu einem Agrarland zu machen.
«Die Deutschen sollten sich mal 100 Jahre von Rüben ernähren.» Der
Morgenthau-Plan wurde von Präsident Roosevelt und Winston Churchill
unterzeichnet. Das ist aktenkundig. Aber frühzeitig ahnten die Amerikaner,
was die Russen nach Kriegsende im Schilde führten: Sie wollten nach dem
Abzug der Amerikaner ganz Europa beherrschen. Eiligst legte der amerika-
nische Aussenminister Hull einen Plan vor, welcher die Wiedereingliede-
rung Deutschlands in die westliche Wirtschaftsgemeinschaft vorsah, ja
sogar die Wiederbewaffnung, um die Russen abzuschrecken. Über den
Marshall-Plan wurden die ökonomischen Voraussetzungen für das geschaf-
fen, was als Wirtschaftswunder in die Geschichte einging. Zickert konnte
dem Meinungswandel der Amerikaner nicht so schnell folgen — übrigens
auch nicht die Mehrheit der Schweizer Banken. Nur wenige eidgenössische
Kreditinstitute setzten — auch zugunsten ihrer Kunden — frühzeitig auf die
deutsche Karte und auf die D-Mark.
Platow war der Erste nach 1945
In dieser Aufbruchstimmung nahm die Bedeutung der Börsenbriefe mar-
kant zu. Der Erste, der nach dem Krieg Briefe herausgab, war Robert
Platow, der von Hamburg aus den Platow-Brief schrieb und damit eine
beträchtliche Resonanz fand. Der Regierungsbildung in Bonn ging ein
weiterer privater Informationsbrief voraus: die Fuchs-Briefe, verfasst von
Hans Fuchs in Bad Godesberg. Dieser verschaffte sich viele Kontakte zu
Politikern aller Schattierungen, bewahrte aber strikt seine Unabhängigkeit.
In Detmold. publizierte Curt L. Schmidt Briefe, die vor allem für Klein-
anternehmer in Norddeutschland bestimmt waren.
Platow, Fuchs und Schmidt waren keine Börsianer. Sie erkannten bald,
dass sich ihre Abonnenten mehr und mehr auch für Geldanlagen interes-
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