Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

war, gingen die Torpedos loS und das Panzerschiff versank 
mit seiner Mannschaft. 
Nicht immer bat man eS aber mit einem Feinde zu thun, 
der eine fo geringe Wachsamkeit entwickelt. Um mit offensiven 
Torpedos sicher an die feindlichen Schiffe heranzukommen, hat 
man Boote fonstruirt, die eine gewisse Zeit unter dem Wasser- 
spiegel sich fortbewegen können, die also schwer zu entdecken 
find. Diese Boote nähern sich ihrem Opfer, und nachdem sie 
eS mit einem Torpedos bespickt, fahren sie davon, um in 
Sicherheit die" Wirkung dieser Minen abzuwarten. CS gibt 
auch solche von Damps bewegte Boote, die sehr wenig auS 
dem Wasser hervorragen und deren Spitze selbst ein Torpedo 
ist. Sie können nicht leicht von den Geschützen des feindlichen 
Schiffes getroffen werden, rennen an dasselbe mit der ge- 
ladenen Spitze, die sich ablöst, nud während daS Boot zurück- 
führt, unter dem Körper deS feindlichen Schiffes platzt Nicht 
mit Unrecht hat der englische Admiral St. Vincent von den 
Torpedos behauptet, daß dieses KrieqSmittel die Flotten der 
Herrschaft über die Meere berauben würde. Vor diesen 
schwimmenden Minen ist kein Schiff sicher, ein verläßliches 
Mittel der Abwehr ist nicht vorhanden und gegen Torpedos 
müssen eben wieder Torpedos gebraucht werden. 
Neueste Nachrichten. 
Der Uebergang der Russe« über die Donau verzögert sich 
fo Folge des fortwährend hohen Wasserstandes und der starken 
Regengüsse. 
Es gehen einzelne Gerüchte, daß Rußland geneigt wäre 
unter gewissen Bedingungen Frieden zu schließen. Solche 
Meldungen verdienen jedoch vorderhand noch wenig Glaub- 
Würdigkeit. 
Landwirtschaftliches. 
Bon einigen wichtigen Arten Hiilfsdiinger. 
(Nach Tschudi.) 
(Schluß) 
In früheren Zeiten holten sich nur die nächsten Küstenbe- 
wohner mit kleinen Schiffen von diesen Vorräthen, um ihre 
Maisfelder zu düngen. Jetzt aber ankern Tausende von euro 
päischen Fahrzeugen an jenen zahlreichen Felseninseln. Wie in 
einem Steinbruch werden.■ die Düngerberge regelmäßig, schich 
tenweise abgelöst und mittelst langer Schläuche in die Schiffs- 
t&umc gefüllt und dort festgestampft. Mit schweren Strafen 
verbietet vaö Gesetz, einen der nützlichen Vögel, die fortwährend 
millionenfältig über und zwischen den Arbeitern durchlaufen, 
schwimmen und fliegen, zu verletzen oder gar zu tödten. Man 
hat berechnet, daß die vorhandenen Vorräthe für den europäischen 
Bedarf noch viele Jahre ausreichen. Dann würde es aber 
wieder Jahrtausende brauchen, bis sie zu gleicher Mächtigkeit 
angewachsen sind. Aber hoffentlich brauchen wir sie nach 10 
bis 20 Jahren nicht mehr so nöthig. Bis dahin sollte dieser 
mächtige HülsSdünger unsere Felder so gekräftigt und unsere 
Ernten so vermehrt haben, daß wir mit dem selbstgewonnenen 
Stallmist und billigerem HülsSdünger im Allgemeinen auS- 
reichen, und sowohl in den Städten als auf dem Lande die 
bodenlose Düngerverschwendung aufgegeben haben. 
Der Guano,, d. h der beste, unverfälschte, peruanische, hat 
eine unvergleichliche Düngkraft*); aber da er ein einseitiger 
*) Wiederholte genaue Versuche haben gezeigt, daß l Zentner 
Guano in drei aufeinander folgenden Jahren ISO Pfund Weizen 
körner, 400 Pfd. Kartoffeln und 280 Pfd. Klee auf einem damit ge» 
düngten Stück Feld mehr zu Tage förderte, als ein gleich großes 
unbedüngteS bisher hervorbrachte. Welch' eine ungeheure Masse 
von Korn und Fleisch befördern also die drei Millionen Zentner 
Guano, die alljährlich in England eingeführt werden! 
Dünger ist, vermag er nie, den Stallmist völlig zu ersetzen. 
Sie rührt wesentlich von seinem hoben Gehalt an Stickstoff 
(fast 15 % bei gutem und bloß 2—9 % bei geringem), sowie 
an PhoSphorsäure (13—17%) her; dagegen ist er sehr arm 
an Kali. Man bringt ihn theilS mit dem Pfluge (namentlich 
in leichtem Grunde und zu Winterfrüchten), theilS mit der 
Egge vor der Saat in den Boden, theilS streut man ihn, wie 
bei den Aartoffeln, in kleinen Partieen mit den Knollen, doch 
so, daß er diese nicht berührt, in die Erde. Um ihm seine 
ätzende Eigenschaft zu benehmen und zugleich daS leicht stch 
vezflüchtigende Ammoniak zu binden, vermischt man ihn am 
besten mit der Hälfte oder dem dritten Theile GypS oder feuchtet 
ihn mit verdünnter Schwefelsäure an und läßt ihn vor dem 
Ausstreuen wieder trocken werden. Ebenso zweckmäßig ist eS, 
Guano und Knochenmehl mit der doppelten Menge Asche oder 
Sägmehl zu mischen, um die bessere Bertheilung des DüngerS 
zu bewirken und daS Verstäuben zu verhüten. Seine Wirkungen 
zeigen sich rasch, am auffallendsten bei Weizen, Roggen, GraS, 
Klee, Oelgewächfen, Erbsen, Tabak, Kartoffeln und Rüben, und 
besonders in magerem und naßkaltem Boden. Will man ihn 
einige Zeit aufbewahren, fo darf dieß weder an einem feuchten, 
noch an einem sehr warmen Orte geschehen, weil sonst das 
Ammoniak sich verflüchtigt. Mit offenen Wunden an Händen 
u. dgl. darf er nicht in Berührung kommen, wenn nicht böse 
Geschwüre entstehen sollen. Verwendet man ihn als alleinigen 
Dünger, so genügen 3 Zentner per Juchart breitwürstg auSge- 
S streut: Düngt man aber Reihensaaten und die Kartoffel-, Tabak- 
standen, Weinstöcke unmittelbar, so reichen 2 Ztr. aus. Bei trockener 
Witterung verwendet man ihn viel wirksamer in flüssiger Form, 
d. h. 1 Pfd. Guano in 50 Pfd. Wasser aufgelöst. Eine vor- 
treffliche Beimischung zu dem kaliarmen Suanq bildet daS aus 
dem Staßfurther Abraumsalz gewonnene rohe ichtveftlsaure Kali, 
daö auch für sich allein angewendet und mit trockener Erde 
reichlich gemischt, für GraS, Klee, Lein, RepS, Kartoffeln, Ta- 
bat und Weinreben ein sehr wirksamer Dünger ist. 
Da dieses unvergleichliche, aber auch theure Düngmittel 
(Fr. 20—24 per Zentner) häufig verfälscht wird, muß man 
es vor dem Ankaufe genau untersuchen. Guter Guano ver- 
räth stch sogleich durch seinen stechenden Salmiakgeruch; in 
einem Blechlöffel über glühende Kohlen gehalten, verbrennt er 
langsam und läßt nur etwa ein Dritttheil seines Gewichtes als 
graulich weiße Asche zurück. Schlechter oder verfälschter Guano 
verbrennt schnell und läßt die Hälfte oder noch mehr seines 
Gewichtes als gelbe oder röthliche Asche zurück und hat auch 
nicht den scharfen Uringeruch des ächten. Also: probire fein, 
ehe du dein guteS Geld ausgibst! 
Zn neuester Zeit ist eine andere, auf der Baker-Jnfel ent- 
deckte Guanosorte s^Baker»Guano") auch bei uns in Ver- 
Wendung gekommen. Sie ist etwas wöhlfeiler (Fr. 12—16 
per Zentner) als der peruanische, enthält im Unterschiede von 
diesem sehr wenig Ammoniak, dafür aber an 40 % PhoSphor 
säure in meist löslichem Zustande, And wirkt also ähnlich wie 
das Knochenmehl, aber noch kräftiger. 
Von den gemahlenen Oelkuchen alS Düngmittel wollen wir 
nicht sprechen, obwohl sie wegen ihreS GehalteS an Stickstoff, 
Phosphor- und anderen Salzen werthvoll genug sind. Mit 
weit größerem Vortheil aber werden sie erst verfüttert unv fom- 
men dann in den thierischen Auswürfen auf's Feld. 
Verschiedenes. 
* St. Gallen. Auf »aS vorige Jahr vertheilen stch 
die Stickmaschinen und Arbeiter wie folgt: St. Gallen 299 
Maschinen, 510 Arbeiter; lablat 577 M>, 1021 A ; Ror- 
schach 173 M.. 339 A.; Unterrheinthal 467 M, 754 A.;
	        

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