Liechtensteinische
Fünfter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 22.
den 1. Juni 1877.
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Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — EinrückungSgebühr für die sgespallenc Zeile 5 kr. — Briefe undGelder
werden fxanco erbeten an die Redaktion in Vaduz.
Nichtamtliche Anzeigen.
Es wird den Tit. Viehbesitzern bemerkt, daß sie
nicht unterlassen, das Vieh, daS ste auf die Alp
„Eii/ka" auftreiben, gehörig zu kennzeichnen.
Fidel Gstöhl, Hirt.
Anzeige und Empfehlung.
Auf bevorstehende Firmungszeit und fortwährend halte eine
Auswahl von
Kappen,
welche zu möglichst billigen Preisen erlasse, und empfehle mich
zugleich für alle in mein Fach einschlagenden Arbeiten bestens.
Vaduz, am 30. Mai 1877.
Joh. Balzer, Kleider« und Kappenmacher.
Anzeige.
Ein tüchtiger Tchuhmacher findet dauernde Arbeit bei
I. Schönmetzler, Schuster,
in Triefen.
„in Planken sind ca. 6ü Zentner gutes Heu zu
verkaufen. Nähere Auskunft ertheilt Gebhard Gantner,
Ortsvorsteher. 22
Vaterländisches.
Vaduz, 29. Mai. Im Verlaufe des Monates Juni wird
der hochw. Bischof von Chur unser Land besuchen und bei
dieser Gelegenheit in den einzelnen Gemeinden die hl. Firmung
vornehmen.
Vaduz, 29. Mai. Herr Pfarrer Mayer in Oberurnen
(Bürger von BalzerS) hat in jüngster Zeit ein interessantes
Werk: Die Geschichte der Kirche, des Klosters und des Semi-
nars Et. Luzi bei Chur, vom zweiten Jahrhundert bis zur
Gegenwart, im Drucke erscheinen lassen. Mit sehr großer
Mühe hat der Verfasser die urkundlichen Quellen gesammelt
und gibt an der Hand derselben ein getreues Bild über Ent-
. stehung, Entwicklung deS Stiftes St. Luzi. Die Ausbreitung
des ChristenthumeS in unserer Gegend im zweiten Jahrhundert,
dann später die Filialverhältnisse der Kirche in Lenkern, der
LiebsraueN'Kapelle in Triefen finden mehr oder weniger ein-
gehende Beleuchtung, waS speziell einen interessanten gefchicht-
lichen Geilrag zu der Geschichte unseres Landes bietet. DaS
zirka 200 Seiten starke Werkchen ist in der Rieger'fchen Buch-
Handlung in Lindau erschienen und auch durch andere Buch-
Handlungen zu beziehen.
Vaduz, 30. Mai. Wir machen auf folgende schweizerische
Verordnung über Rückzug einzelner schweizerischer Silberscheide-
münzen aufmerksam:
„Unter Bezugnahme auf die allen Postbureaux zugestellte
Publikajidn deS eidg. Finanzdepartementö vom 2t. April 1877
werden die Postbureaux angewiesen, keine der bei ihnen um-
getauschten oder an ZahlungSstatt^ gegebenen Ein- und Zwei-
frankenstücke, welche rie Jabrzahlen 1860, 1861, 1862
und 1863 trugen, wieder in Verkehr zu setzen, sondern die-
selben ausschließlich zu den Geldsendungen an die Kreispost-
kassen zu verwenden.
Gegen fernere Zuwiderhandlungen haben die Kreispost-
direktjonen mit Ordnungsstrafen einzuschreiten.
Bei dieser Gelegenheit wird darauf aufmerksam gemacht,
daß M fraglichen Scheidemünzen nach Schluß deS laufenden
JahreS auch nicht mehr an ZahlungSstatt angenommen werden."
Ausland.
Der bekannte Miliarfchriststeller Jul. v. Wikede laßt sich in
einem größeren Leitartikel in der „Aflg. Ztg." unter anderem
über die letzten Ereignisse aus dem Kriegsschauplatze an der
unteren Donau wie folgt vernehmen:
„Daß der Krieg in Rußland eine längst beschlossene Sache
und der Kaiser Alexander — obgleich innerlich gewiß selbst
mit schwerem Herzen — schon seit Mouaten den ungestümen
Drohungen der revolutionären panslavistischen Kriegspartei
seines Landes nachzugeben gesonnen war, weil ihm die innere
Kraft deS ferneren Widerstandes dagegen fehlte, zeigt sich erst
jetzt in der überzeugendsten Weise. Ware dieS nicht der Fall
und Rußland wirklich von wahrer friedliebender Gesinnung
beseelt gewesen, so hatten die KriegSrüstungen nicht so um-
fassend und der Aufmarsch deS russischen OperationSheereS nicht
so schnell und zweckmäßig geleitet sein können als dies jetzt
geschah.
Daß aber im Moment der Kriegserklärung die Kolonnen
der Russen sofort in Rumänien einrücken uno — erwagt man
die klimatischen Hindernisse die ihnen dabei entgegenstunden —
niü wirklich überraschender Schnelligkeit und Ordnung alle
strategisch wichtigen Punkte am ganzen linken Ufer dex unteren
Donau besetzten, macht der Umsicht und Thalkraft »des rufst-
schen Gener«lstabS die größte Ehre. Man sieht so recht, daß
hie Russen hierin sehr viel von dem preußischen Generalstab
gelernt haben und die über alles Lob erhabene Schnelligkeit
und Thatkraft des preußischen GeneralstabS in dem Ausmarsch
der Heete nach der Kriegserklärung in den Feldzügen 1866
und 1870, soweit eS die Umstände er.'aubten, nachzuahmen
suchten. Daß der General v. Tottleben, vielleicht der größte
Zngenieur-General unserer Zeit, Sitz und Stimme, und zwar