chandenen Nährstoffe, namentlich auch den HumuS, fördert die
Verwitterung von Mineralbestandtheilen und beschleunigt die
Vegetation (WachSthum) der Pflanzen. Er eignet sich deß-
halb besonders für Gebirgslagen und für schweren, feuchten
Boden und saure Wiesen. Seine Wirkung zeigt sich indessen
-oft erst im zweiten und dritten Jahre deutlich und kann, da
er selbst den Pflanzen nur wenig direkten Nährstoff liefert, nur
auf einem Boden, der solche Stoffe in hinreichender Menge
enthält, eine bedeutende sein. Folgt ihm nicht Dünger nach,
so erschöpft er den Boden, wie wir beim Mergel gesehen
haben*)
DaS Knochenmehl ist namentlich wegen seines starken Ge
haltes an PpoSphorsäure ein höchst werthvoller Hülfsdünger.
Die PhoSphorsäure besteht auS einem Theil Phosphor
und fünf Theilen Sauerstoff. Der Phosphor ist ein einfacher
oder Urstoff, wird aus Thierknochen und gewissen Mineralien
gewonnen und ist sehr giftig und übelriechend. Allgemein be«
jannt wurde er durch feine Verwendung zu Streichhölzchen
Alle Pflanzen (wie auch der thierische Körper) enthalten PhoS
phorsäure. Sie ist auch im Boden allgemein verbreitet, aber
nur in sehr geringer Menge. An ihr verarmt der Boven meist
am schnellsten und wird dadurch unfähig zu guten Ernten.
Darum sind die phosphorsäurehaltigen Düngemittel, zu denen
in erster Linie Guano und Knochenpräparate gehören, von so
außerordentlicher Wichtigkeit.
DaS Knochenmehl enthält an PhoSphorsäure in 100
Pfund etwa 20—25 Pfund, ferner 30—35 Pfund Kalt- und
Bittererde und 3—4 Pfund ammoniakbildenden Stickstoff. Die
Asche der Weizen-, Roggen- und Maiskörner enthält in 100
Pfund 40—50 Pfund PhoSphorsäure. Daher die hohe
Wichtigkeit deS Knochenmehls für den Getreidebau. Man
nimmt an, daß 1 Pfund Knochen in drei Ernten zusammen
10 Pfund Kornwerth erzeugt, und setzt 1 Zentner Knochen
mehl gleich 25—30 Zentner Stallmist. Außer auf Getreide
tvirkt eö auch günstig auf Erbsen, RepS, Rübsen, Ackerbohnen,
Wicken, Möhren. Auf mittelschwerem Boden und zur Herbst«
saat angewendet, wirkt eS sicherer als auf ganz schwerem oder
ganz leichtem Boden und zur Wintersaat. Da eS sich lang
samer löst als Guano, so ist eine Mischung von beiden na-
mentlich für verspätete Wintersaaten sehr günstig. Auf leichtem,
hitzigem, kalkreichem WieSboden zeigt eS oft wenig Wirkung,
besonders wenn derselbe schon die für die Wiesenpflanzen nölhige
Menge phosphorsauren KalkeS enthalt.
Als Hauptregel gilt, nur fein gemahlenes Knochenmehl
zu verwenden. Man fetzt dasselbe auf Haufe«, begießt diese
mit Jauche und läßt sie etwaS gähren oder anfaulen. Noch
wirksamer, weil schneller löSlich, ist das durch Dämpfen und
Säuren „ausgeschlossene" Knochenmehl, besonders als Zwischen-
und Ergänzungsdünger — etwa 2 Zentner per Juchart.
In England wurde die hohe Wichtigkeit, dieses Knochen-
düngerS zuerst, d. h. schon vor 70 Jahren, erkannt. Seither
führte es ununterbrochen Knochen überall her, aus Schlacht,
feldern, Leichenstätten :c. ein, gegenwärtig jährlich 60—80,000
Tonnen (ä 20 Zentner), wodurch es seinen Getreideertrag un-
endlich gesteigert hat. Die sächsischen Landwirthe verwenden
jährlich etwa 130,000 Zentner Knochenmehl. Bei dieser hohen
Wichtigkeit der Knochen ist jede Ausfuhr derselben aus einem
Lande ein großer Verlust für die Bodenkraft desselben, und eS
*) In England und Mitteldeutschland wird die Kalkdüngung
sehr reichlich angewandt, bei uns noch seltener; daher hier emeAn»
leitung dazu. Man kalkt zu Wintergetreide, Klee, Kartoffeln, Reps,
bringt aber natürlich den Kalk nicht mit dem Saatgut zugleich in
den Boden, sondern führt ihn einige Wochen vorher, 12 — lö Mal«
ter per Juchart, in frisch gebranntem Zustande auf, setzt ihn in
kleine Häufchen, bedeckt ihn für kurze Zeit mit etwas Erde und
breitet ihn, wenn er zu Pulver gefallen ist, sofort gleichmäßig
aus, pftügt ihn unter und mischt ihn noch mittelst der Egge recht
innig mit dem Erdreich, — alles das aber nur bei trockener Witte-
rung.
liegt im höchsten Interesse der Landwirtschaft (und damit deS
ganzen Volkes), daß alle Knochen sorgfältig gesammelt und
im Jnlande dem Boden zurückgegeben werden. Denn, wiege-
sagt, t Pfund Knochen ----- 10 Pfund Korn! Dieß wird im
Allgemeinen noch so wenig begriffen, daß die Schweiz gegen- ,
wärtig sorglos jedes Jahr 8— 11,000 Zentner Knochen aus
führt und damit gegen 3 Millionen Zentner Stalldünger-
werth verliert.
Der Guano oder amerikanische Vogeldünger ist erst in
neuester Zeit in Europa heimisch geworden. Im Jahre 1840
kamen als Probe 20 Fässer nach England. Der Versuch zeigte
eine solche außerordentliche Wirkung, daß schon 18-44 weit
über 100,000 Tonnen eingeführt wurden, und heute England
allein etwa 3 Millionen Zentner Guano jährlich verbraucht.
Auf den unbewohnten Felseninseln, welche der Westküste
Pem'S und Chili'S gegenüber im stillen Meere liegen, Hausen
unermeßliche Schwärme von allerlei Seevögeln, gewaltige Pin-
guine (Fettgänse) und Alke, welche mit ihren Flügelstummeln
nicht fliegen und mit ihrem fetten, plumpen Leibe nur unbe-
Holsen gehen, dafür aber trefflich schwimmen können, zahllose
Pelikane (Löffelgänse). Albatros, Möven, Seeschwalben, Tau-
cher u. s. w. Seit unvordenklicher Zeit holen diese Vögel ihre
Fischnahrung aus dem Meere und haben mit ihren Auswürfen
die Jnselklippen 20, 30, ja bis an 100 Fuß hoch bedeckt.
Diese Auswürfe, verbunden mit den Federn und Leichen der
Vögel, bilden eine erdige, fettig anzufühlende Masse mit durch-
dringendem Harngeruch. Die obersten Schichten sehen schmu-
tzig gelblich aus und sind der beste, kräftigste Guano; die
untern Lager sind fester, dunkelbraun und von geringerem
Werth?. Da es in jenen Gegenden theils gar nie, theilS nur
sehr selten regnet, so sind diese Düngerlager auch nicht auS-
gewascyen, sondern enthalten so ziemlich den ganzen Werth der
kräftigen Fischnahrung jener Vögel in sich.
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
Auch die größte Landeshauptstadt der Welt — London
— hat jüngst ein „Revolutiönchen" erlebt. Ueber diese Volks-
demonstratio!,, welche auch bemerkenswertherweise gegen das
Parlament (englische Landesvertretung) gerichtet war, wird .mk
term 18. April der Allg. Ztg., mit Hintansetzung von Neben-
umständen, Folgendes geschrieben:
Ein Massenzug von „160.000 ernsten und entschlossenen
Männern" war angekündigt, der sich gegen dag Parlament
bewegen sollte, um dort für ihren Führer. John de Morgan,
Zulaß zu ertrotzen. Diese zweideutige Persönlichkeit soll eine
äußerst anrüchige Vergangenheit haben und sich auf eine ge-
wisse Arbeiterklasse stutzen. Eine größere Notorietat suchte er
nun zu erlangen, indem er einen Massenmarsch gegen die
Landesvertretung organisirte, um die Freilassung deS Betrügers
Orton Castro, der sich für „Roger Tischborne" ausgab und
jetzt als Sträfling im Gefängnisse sitzt, im Namen des
Volkes zu begehren Diese Absicht theilte der freche Volks-
sührer sogar dem Ministerium deS Innern brieflich mit, welches
ihm mit Aufmerkfammachung auf die bestehenden Gesetze er-
wiederte. Morgan aber antwortete keck:- „er habe keine Absicht
daS Gesetz zu verletzen, ersuche aber die Behörden darauf zu
achten, daß die Polizei nicht mit dem Volke in Konflikt ge-
rathe, denn daS würde einen Revolutionsfunken im ganzen
Lande entzünden und die Nation hätte die Folgen zu verant-
Worten" — nicht er selbst! Weiter verlangte er im Parla-
mente zu. sprechen Ein anderer bekannter PolkSführer mahnte
ab, eiklarte dieses Vorhaben für ungesetzlich und den öffentli-
chen Frieden äußerst bedrobend und wieS darauf hin, daß auf
solche Weise die im vorigen Jahrhundert von Lord Gordon
angeregten Unruhen entstanden, die Stadt London vom Pöbel
gchlündert, das Newgate Gefängniß erbrochen wurde, :c.