Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Nichtamtliche Anzeigen. 
Anzeige und Empfehlung. 
xci Se. bischöflichen Gnaden im Fürstenthum Liechtenstein 
Visitation in allen Kirchen, wie ich höre, vornimmt, so bitte 
ich die hochwürdige Geistlichkeit im Falle sie etwas neueS be- 
uöthigen oder Gegenstände ZUM Feuerverfilbern oder Kelche 
feuerzuvergolden baben, sich gefl. an mich zu wenden. Für 
solide, schöne und dauerhaste Arbeit und schnelle Bedienung 
wird garantirt. 
Auch empfehle ich dem werthen Publikum mein gut assor- 
tirtes Lager in massiven goldenen Ringen, silbernen Est und 
Kaffeelöffel, sehr schönen und guten Brillen, in Gold und 
Silber gefaßt, Pineeuez, Jagdperspektive, Loupen u.dgl, 
auch werden die verschiedenen Nummern Gläser eingeschliffen. 
Hochachtungsvoll zeichnet 
Jofef Himmer, Gürtler und Silberarbeiter 
inFeldtirch. 
Cementplatton 
in allen Formen und Größen, sowie 
?erlmooser-?ortlanä-l?ement 
und 
Kufsteiner Roman-Cement 
Werden in kleineren und größeren Partien zu den billigsten 
Preisen verabfolgt Niederlage bei Herrn Seraphit! PttMpel, 
Baumeister in Feldkirch. 
Cafpqr Hilti, Gypser und Cemenleur. 
Bekanntmachung. 
Der Unterzeichnete empfiehlt einem geehrten Publikum zur 
gefülligen Beachtung sein wohl assortirtes 
Tapetenlager; 
den Herren Lehrern und Gemeindevorständen seinen stetS großen 
Vorrath von Schulbüchern ac. 
Vaduz, den 7. Mai 1877. 
Th. Kirchthaler, 
Buchbinder. 
Vaterländisches. 
Vaduz, 7. Mai. Der 3. Mai brachte auch dieses Jahr 
wieder Frost und Reifen. Da jedoch die folgenden Nachte 
Wärmer waren und beute ein sehr warmer Regen niederfiel, so 
ist bis jetzt der Schaden im Allgemeinen nicht bedeutend. Höher 
fituirte Lagen haben fast nichts gelitten. In BalzerS, in dem 
benachbarten RüfiS, dann in vielen Gemeinden Vorarlbergs 
wurden in ausgedehntem Maße Rauchfeuer angezündet. Die 
wohlthätige Wirkung derselben soll diesmal recht eclatant ge- 
Wesen sein. Vaduz kam mit dem Räuchern zu spät, da die 
nöthigen Maßregeln erst auf die folgende Nacht vorgekehrt 
wurden. 
Ausland. 
Bei den Terrainschwierigkeiten, die sowohl auf dem KriegS- 
gebiete der europäischen als auch, der asiatischen Türkei vor- 
Händen sind, muß man sich an ein langsames Entwickeln und 
Vorwärtsschreiten deS Krieges gewöhnen. Im Jahre 1859, 
1866 und 1870/71 ging die Aktion eben viel schneller vor 
sich, weil abgesehen von andern Umständen auf den reichlich 
vorhandenen Eisenbahnstraßen der Transport und damit das 
„Losschlagen" viel rascher und massenhafter vor sich gehen 
konnte. Die Nachrichten vom russisch-türkischen Kriegöschau- 
platze sind daher bis heute noch sehr spärlich. Aus Erzerum 
(astatische Türkei) wird unterm .2. Mai dem „Reuterschen Bu 
reau" gemeldet: 12,000 Russen sind von KarS zurückgewiesen 
worden. Ein 2maliger Angriff der Russen auf die Citadelle 
von KarS wurde abgeschlagen. Die Russen haben beträchtliche 
Verluste. 
Die englische Antwort auf daS russische Rundschreiben be- 
sagt: „die Regierung habe die Anzeige vom Befehl deS Zaren 
an seine Armeen, die türkische Kränze zu überschreiten, erhalten. 
Zu ihrem tiefen Bedauern könne sie die Erklärungen und Fol- 
gerungen deS Fürsten Gortschakoff nicht als Rechtfertigung des 
gefaßten Entschlusses hinnehmen. Da die Pforte, trotz der 
Ablehnung deS Protokolls, wiederholt erklärte die bereits ver 
sprochenen Reformen ausführen zu wollen, so könne die Regie- 
rung die Behauptung deS Fürsten Gortschakoff nicht alS zu- 
treffend anerkennen, daß die Antwort der Pforte jede Hoffnung 
auf Nachgiebigkeit gegen die Wünsche und Rathschläge Euro 
pas und auf Bürgschaften für die Anwendung der vorgeschla- 
genen Reformen vereitelt habe. Die AuSdrucks!?cjse der tür- 
tischen Note habe nicht die Möglichkeit deS Friedensschlusses 
mit Montenegro oder der gegenseitigen Abrüstung ausgeschlossen. 
Mit Geduld und Mäßigung beiderseits wäre der Zweck vielleicht 
noch errecht worden. Die brittische Regierung könne nicht die 
Ansicht theilen, daß der Schritt Rußlands mit den Gefühlen 
und Interessen Europas vereinbar sei. Dieselbe könne sich nicht 
verhehlen, daß die Konzentrirung einer großen russischen Armee 
an der türkischen Gränze ein wesentliches Hinderniß gegen die 
Pazifikation und die Reformen der Türkei bildete; sie könne 
nicht glauben, daß die russische Invasion die Schwierigkeit heben 
und die Lage der Christen in der Türkei bessern werde. DaS 
Verfahren der russischen Regierung handle der Stipulation des 
Pariser Vertrags zuwider, laut welcher Rußland und die an- 
deren Signatarmächte sich verpachten die Unabhängigkeit und 
Integrität der Türkei zu refpektiren. Die Londoner Konferenz 
voa 1871 bestätigte die Stipulation. Indem also der Zar 
auf eigene Faust gegen die Türkei vorging und ohne weitere 
Berathung mit den Bundesgenossen zu den Waffen griff, 
trennte er sich von dem bisher behaupteten europaischen Ein- 
vernehmen und wich gleichzeitig von der Regel ab der er feier- 
lich zugestimmt. ES fei unmöglich die Folgen einer solchen 
Handlung abzusehen. Die Erklärung Gortschakoffs: Rußland 
handle im Interesse GroßbritanienS und der andern Mächte, 
könne nicht die Zustimmung und die Billigung der Regierung 
finden." 
Nach den Mittheilungen eincs hervorragenden deutsche« 
MilitarschriftftellerS besteht d:e russische„Süd"- oder „Pruth"- 
Armee gegenwärtig auS 300,000 Mann unter dem Kommando 
deS Großfürsten Nikolaus (Bruder des Kaisers), und die asi- 
«tische oder KaukasuSarmee auS ca. 200,000 Mann unter dem 
Kommando des Generals LoriS«Melikoff. 
Oesterreich. Die Interpellationen über die Orient- 
frage, insbesondere über die Haltung Oesterreich-Ungarns 
beim Ausbruch und etwaigen Verlauf deS Kriegs, welche in 
Wien von Dr. GiSkra, in Pest von Paul Somfsich und Si- 
monyi gestellt worden waren, sind am >4. Mai gleichzeitig in 
beiden Abgeordnetenhäusern im wesentlichen gleich beantwortet 
worden; in Wie» durch den Minister deS Innern, Freiherrn 
v. Lasser, der unter Beifall deS HauseS folgende Erklärung 
abgab: 
„In der Sitzung vom 23. April haben die HH. Abge- 
ordneten Dr. Giskra und Genossen eine Interpellation an daS
	        

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