vorzeigen. Dabei findet Jedermann — ob Goldfreund —
oder — doch nein — Goldfeinde gibtS auch im Unterlande
nicht, wenn sie nur recht viele NapoleonSdor hätten, ich möchte
eS ihnen aufrichtig wünschen — also Jedermann findet am
famosen Tisch Labung und Stärkung in vaduzer, Eschner-
berger, wenn er mundet, uhd an der Milch der guten Kuh. —
WohlbekommtS! Aber die Sücka mit solchen Aufschneidereien
diSkreditiren wäre doch baarer Unstnn!
Nun kommt der „andere Anlaß bei meinen GeschäftSgän-
gen", wo ich abermals als „Agitator" figuriren muß. Bei
jenem „Anlasse" soll ich mich „nicht entblödet haben, Personen
... auf unzukömmliche Art darzustellen. " Ich kann mich
nicht erinnern bei meinen „Geschäftsgängen" über Jemand
etwas gesprochen zu haben, waö nicht schon bekannt gewesen.
Da6 mir gemachte Kompliment „Agitator" klingt von Seiten
der „mehreren Unterländer" gerade so, wie Wenn ein Esel
den andern Langohr nennt. Somit erkläre ich die Aeuße-
rung „Agitator" als elende Verleumdung.
Ganz prächtig macht sich der Witz der mehreren Unter-
länder über daS von mir angebrachte Bauern Sprüchwort:
„Schmieren und Salben hilft allenthalben, Hilsts nicht am
Herrn, Hilsts am Karren", wobei ich spöttisch mit dem berühm-
ten Philosophen Kant zu rivalisiren vorgestellt werde und mir
schließlich der Krummstab, die hohe BischosS.Würde in AuS-
ficht gestellt wird. Ach! wie prächtig macht sich das, von
einem Bauernsprüchwort hinüberhüpfen aufs Feld der Philo-
fophie und hohe Kirchenwürden hineinziehen! Welche Logik
beweisen doch die mehreren Unterländer! Hänget doch Land-
wirthschaft an den Nagel, bewerbet euch um eine Professor-
stelle der Philosophie auf irgend einer Hochschule, da< wird
doch gewiß mehr Ehre und Lohn eintragen, als Zeitungsartikel
in einer kirchenfeindlichen Zeitung gegen einen einfachen, ein-
fältigen Kaplan zu schreiben. Solche gelehrte Häuser sollten
sich mit einfältigen Leuten gar nicht abgeben. Die Sprache,
welche diese Gelehrten in ihren Artikeln brauchen, und ihre
Ausdrücke als Sack ohne Boden, Krummstab, Bestallung der
Geistlichen, die riechen stark nach den rothen Strümpfen in
Nr. 18 der Feldkircher Ztg.; man sieht, die mehreren Unter-
länder haben schon ziemlich die Luft der Zeitung, mit der sie
konferiren, eingealhmet und die LieblingS-RedenSarten derselben
sich ziemlich mundläufig gemacht. Nur frisch vorwärts auf
diesem Wege deS Kulturkampfes und der Lorbeeren wirdS nicht
fehlen. Wenn die vielen Leser der erbaulichen Feldklrcher Ztg.
die Luft derselben verhältnißmäßig so eingealhmet Huben, wie
ihre Fühier im Währungsstreile, dann wird man bald unter
der Bevölkerung Liechtensteins eine Saat aufgehen sehen, über
deren Früchte man noch staunen wird. Ist eS wahr, daß die
Feldkircher Ztg. seit dem dieselbe von den mehreren Unterländern
als Organ ihrer Einsendungen auserkoren worden, bedeutend
Abonnenten aus dem Bauernstande unserer Bevölkerung ge-
Wonnen habe und daß nebst dem noch eine große Anzahl
Nummern, welche Artikel über den Währungsstreit oder per«
sönliche Anfeindungen gegen ihre Gegner enthalten, nach dem
Oberlande kolportirt werden?
Möchten die mehreren Unterländer in ihrer Erwiderung
vorgeben, ich hätte in meinem Artikel behauptet, daß Schmieren
und Salben an „ihnen geholfen hätte", so ist daS nur eine
böswillige Entstellung memeS Artikels, durch welche dieselben
einen geschickten Advokaten-Seitensprun. machen wollten um
einen Einfältigen zu fangen, um denselben einer infamen Lüge
zu bestrafen, um dasjenige zu umgehen, was ich in meiner
Einsendung wirklich klar und deutlich gesagt hatte, nämlich,
daß in der unteren Herrschaft Liechtensteins daS „Geldfchmieren"
angewendet worden fei, um mit dem Währungsstreite durch-
zudringen. Sind euch mehreren Unterländern derartige redliche
Manöver keine bekannt?! Ist eS euch denn nicht zu Ohren
gekommen, daß Unterländerbürger an jenem ewig denkwürdige«
Tage, zu dessen Ehre man ein Monument im Unterlande setze»?
will bei uns friedlichen Arbeitern, die zu ihrer lästigen Wuhr-
arbeit gingen, einen Taglohn von 3 Fr. für den Nachmittag
versprochen haben, wenn sie sich ihrem Zuge zu einer ungesetz
lichen Demonstration anschließen würden. Habet ihr auch nicht
gehört, daß am gleichen Tage ein Unterländerbürger einem Ge-
meinderathSmitglied einer Gemeinde im Oberlande ein Goldstück
von 20 Fr. angeboten hat, wenn er fich dem Zuge nach Vaduz
anschließe? Und haben denn jene Persönlichkeiten, die mich bei
euch Unterländern als Goldhetzer denunzirten nicht auch gesagt^
eS habe eine von ihnen wiederholt ausgesprochen, sie selbst hätte
den Führern Geld versprochen, wenn fie mit dem Währungsstreite
durchdringen? Für diese Fälle habe ich n^n Zeugen, die überall,
so weit eS kommen möchte Zeuge find. Solche Vorkommnisse
nenne ich^ jetzt in meiner Einfalt „Geldschmieren", die Unter-
länder mögen sie nennen, wie sie wollen.
Und habet ihr mehreren Unterländer auch nicht gehört,,
daß ein Unterländer mir ganz aufrichtig bekannte und zwar
vor Zeugen, wohl verstanden, man habe eben drunten im
Unterlanve angegeben, eS würde im Falle der Einführung der
Goldwahrung der Schuldtitel der Art umgewandelt, daß per
jedeS 100 fl. ö. W Schulden, 120 Goldgulden, sage hundert-
undzwanzig, angeschrieben würden, die mit Goldwährung ver-
zinset und im Kündigungsfalle mit 120 Goldgulden ----- 300 Fr.
getilget werden müßten? — Wenn das wahr wäre, wer könnte
denn dem armen Bauer verargen, wenn er sich gegen die
Goldwährung auch wehrte! — Und auch von solchen Albern-
heiten habet ihr mehrern Unterländer nichts gewußt? Nun,
daS ist eben fatal, wenn man nicht getreuere Ueberbringer hat,,
die nur halbes sagen und nicht Alles, die Hauptsache aber
verheimlichen. Solche Dummheiten zu glauben, das wahrlich
braucht festen Glauben. Wenn ich nun solchen Leuten, diese
Bären, die fie sich hatten anhängen lassen, abnehmen wollte,
damit fie sich mit denselben nicht weiter blamirten, so werde ich
von den mehreren Unterländern „ein Wolf im Schafspelze" ge-
nannt! Auf diese Weise will ich doch lieber ein Wolf sein,
als armen Leuten solchen Unsinn vorgeben. Wo muß man
nun die Einfältigen suchen? Wo die redlich Denkenden? Wo
auch die Schwindler? —
Beat Deflorin, fürstl. Hofkaplan.
Schluß folgt.
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
mi—in in in w um um hii in iini imi hihihi
Witterung.
April
11
+ 7
-j- 8
+ 7VJ trüb, regnet
u
12.
+ 5
+ 9'/ 2
+ 9
fast bedeckt
tt
13.
+ 4%
+ 13
+ 11
halb hell
tt
14
+ ?
+ 7%
+ 6%
trüb, regnet
n
15.
+ 4%
+ 9
+ 7
n
16
+ 2
+ 7
+ 5
17.
+ Vi
+ 1
+ 2
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
18. April Silber 114 75
20-Frankenstück 10.37^
100 Reichs-Mark . 63.70
London . 129.60
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.