Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Liechtensteinische 
Fünfter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Nr. 13. 
den 30. März 1877. 
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werden kranco erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Amtlicher Theil. 
Bekanntmachung. 
Ueber Johann Na scher, Nr. 119 in Eschen, wurde 
wegen Geisteskrankheit Curatel angeordnet und ihm ein Cu- 
rator in der Person deS Andreas Batliner, Nr. 83 in 
Sschen, bestellt. 
Fürst! liechtenstein. Landgericht 
Vaduz, am 26. März 1877. 
Keßler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Für Pferdezucht er. 
Ter Unterzeichnete, als Besitzer deS früher in G a m S ge- 
standenen, durch Fruchtbarkeit und schöne Nachzucht renom- 
mirten Beschälers, englischer Abkunft, welcher sich dermalen in 
besonders gutem Zustande befindet, beabsichtiget dieses Thier 
in den Monaten April und Mai d. I. zum ZüchtungS- 
twecke nach dem Orte Bendern zu stellen und dasselbe dort 
gegen 12 Fr. per Stute zum Sprunge auszuführen. 
Um sich aber wenigstens einigermaßen vergewissern zu kön- 
nen, auf welche Anzahl Stuten er zählen darf, bittet er die 
Hrn. Pferdezüchter, ihre Stuten, welche sie belegen zu lassen 
gedenken, dem Landeöthierarzte Wanger in Schaan ehe- 
baldigst anmelden zu wollen. 
Bischofszell Kanton Thurgau, 23 März 1877. 
Hub er zum Lindenhof. 
Öffentlicher Widerruf. 
Die Unterzeichneten bezeugen hiemit, daß Math. Kieber 
in Mauren seine um 12. d. M. im Gasthause deS Hrn. 
Kirchthaler in Vaduz gegen Landrath Matt und Jak. Büh- 
ler in Mauren ausgestoßen? Ehrenbeleidigung heute im 
gleichen Gasthause widerrufen hat. 
Vaduz, den 26. März 1877. 
Jos. Matt, 
Barthol. Vatliner. 
Der veriabZe österr. Silberguldeu, 
ein Zeitbild von seinem Werthe. 
(Eingesendet.) 
Kaum dürste in der Welt je ein einstmal vollwichtig auS- 
geprägtes Geldstück blank und schmuck wie der österr. Silber 
gülden existirt haben, welches so große Schwankungen innerhalb 
dreier Jahre zu erleiden gehabt hat. 
Bevor ich das wechselvolle Bild deS GuldenwmheS ent- 
rolle, will ich versuchen aus seine Entstehung und frühere Be 
deutung zurück zu gehen. Es ist dieß gewiß um so eher ge- 
rechtfertigt, als diese Münze — dieser unbeständige und Un- 
frieden stiftende Fremdling — auf den Wunsch der untern 
Reichshälfte, wenn mich nicht alle Anzeichen trügen, eine blei- 
bende Heimstätte bei uns finden dürfte. 
Am 1. Januar 1859 trat der österr.-deutsche Münzvertrag 
in Kraft. Mit ihm sollte der Grund zu einer einheitlichen 
Valuta in den" alten deutschen Reichslanden gelegt werden. 
Eine solche Münzumwälzung braucht viele Jahre zur Durch- 
führyng, um so mehr, als die Verschiedenheit der Geldsorten 
in den größern und kleinern ReichSstaaten manigfaltig war. 
Ein Geldstück — der Thaler — wurde zur ReichSmünze be- 
stimmt. Demnach hatten alle deutschen Staaten, so auch 
Oesterreich und Liechtenstein, eine gewisse Anzahl Thalerstücke 
— nach der Zahl der Bevölkerung berechnet — ausprägen zu 
lassen. AuS einem Pfund Silber fein wurden genau 30 Tha- 
ler oder (in Oesterreich noch nebenbei) 45 Gulden geprägt, 
also war 1 Thaler gleich t% Gulden oder 3 Mark. Mit 
den gleichzeitig geprägten österr. Goldstücken (ä 8 (I. = 20 Fr.) 
verglichen, war ein Pfund Gold so viel Werth wie 15% 
Pfund Silber. Die in den letzten Jahren eingetretene Ent- 
werthung deS Silbers ist hinreichend bekannt, dieselbe stieg, 
bis 1 Pfund Gold mit 19 Pfund Silber aufgewogen wurde. 
Solche Wandlungen vom Silberwerthe waren unerhört. So 
weit die historische Forschung zurück greift, von den ältesten 
Zeiten Aegyptens und Asiens bis heute ist noch niemals der 
Werth des Silbers am Golde gemessen, so niedrig gewesen, 
wie in unsern Tagen. So war er vor 3—4000 Jahren gleich 
1 : 12, dann im 17, Jahrhundert von 1:11 auf 1 : 15 ge- 
stiegen und Ende 1376 sogar i: 19!! Nur gewaltige Ursachen 
können diese Störungen an dem sonst stabilen Werthmesser — 
dem Silber — hervorgebracht haben. Gewaltige Ursachen — 
gewaltige Wirkungen! Auch Liechtenstein weiß davon zu erzäh 
len!! Wer aber zählt die Millionen die dabei an dem Silber 
verloren gingen und in die Hände derjenigen flössen, welche 
statt dessen Gold besaßen und dieses Verhültniß dauert noch 
heute fort. 
Was war aber bei dieser furchtbaren Umwälzung das Schick- 
sal unseres Silber - ThalerS und GuldenS? Bemerkenswerther 
Weise war ihr Geschick ein ganz verschiedenes. Der österr. 
Gulden sank mit dem Silberpreise, während der Thaler im stol- 
zen Bewußtsein der deutschen StaatSgarantie voll- 
werthig nach wie vor fort rollirte. Noch heute gilt ein österr. 
oder liechtenst. Thaler 3 Mark in Gold! Deutschland trägt die
	        

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