Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

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zensfreude haben, euere Buben und liebe Jungen in die M i - 
litär Hofen zu stecken, daS wird eine Lust sein, zu sehen wie 
die neuen Soldaten ausziehen, nicht etwa nur in'S Tirol wie 
anno 1866 — nein! weit fort per Eisenbahn etwa an die 
Grenzen der Türkei oder der Russen — dann werden die glück« 
lichen Bäter ihren Lieblingen die Holen- und andere Sacke 
mit den beliebten Banknoten füllen, damit sie gute Tage be- 
kommen; dann werden die ängstlichen Mütter, liebende Schwe- 
ftern und Geliebte mit freudenvollen Thrünen Abschied nehmen 
— vielleicht auf Nimmerwiedersehen, wenigstens auf 6—8 
Jahren! — Glückauf! Verstanden?? —Unser allergnädigsier 
Landesfürst wä:e dann nicht mehr in der Lage, eine flehentliche, 
weinerliche, mündliche Petition anzuhören — wie «S 1866 im 
Schlosse Vaduz beabsichtiget war. 
Es ist ein alter, bewährter Spruch: „Wenn Gott ein Volk 
strafen will, so nimmt er demselben den Verstand". Durch 
Hetzereien. List, Betrug und Rohheit haben, wie ihr Gebühren 
beweist, schon Manche den Verstand verloren. Sie aspiriren 
nach Pirminsberg oder nach Valduna — da kommen Sie aber 
nicht eln, denn man verlangt in Pirminsberg für ein Unter- 
kommen auch festes, gutes Geld — Franken, und in Valduna 
steht'S nicht anders — für Ausländer! Nur keine entwendeten 
österreichischen Gulden. ES ist ja allgemein bekannt und die 
tägliche Erfahrung beweist eS handgreiflich, daß man mit dem 
entwertheten österreichischen Hilbergulden nur von BalzerS bis 
etwas über Bregenz hmauS Geschäfte machen kann, aber auch 
da nicht ohne bedeutenden Schaden. Denn alle Gewerbtrei- 
bende, welche ihre Waare vom Auslände beziehen, schlagen 
die Entwertung deS Silbergulven auf ihre Waare und nehmen 
dann, wohl gedeckt, scheinbar den Gulden für voll an. Wer 
bezahlt daS Aufgeld? — Natürlich der Käufer und Konsument. 
Darum find alle Artikel viel theurer a!S früher. — Selbst in 
Oesterreich hat der Silbergulden keinen gesetzlichen Werth. Die 
Vregenzerwälder wollen von jeher nichts v»n ihm wissen und 
man sindet dort nur Golv oder baierischeS Silber. Gehe man 
in'S Tirol und schaue sich um: Papiergeld allenthalben — 
Gilbergulden — eine ganz unbekannte oder doch unbeliebte 
Münze AuS ganz Deutschland ist der österreichische Silber- 
gülden verbannt; in der Schweiz entwerthet bis und 
auch unter 80 kr. Sollen dann nur die Liechtensteiner so 
nobel sein, solche überall verworfene Silberwaare als baare 
Münze anzuerkennen?! Frage man endlich die Vorarlberger 
selber, waS sie auf ihre hübschen Gulden halten: Sie ziehen 
die Banknoten vor, schassen die Gulden außer Landes mit 
Verlust um Franken und die Spekulanten und Geldwechsler 
machen zum Schaden der Arbeiterklassen gute Geschäfte und 
auch in Vorarlberg wird über große Hemmung deS Verkehrs 
und Verdienstes wegen diesen Gulden offen und viel geklagt. 
— Dagegen kann man mit fester Geldwährung ganz Europa 
und noch darüber bereisen, überall in allen Staaten gilt nicht 
nur daS Gold, sondern auch die Franken alS anerkannte 
feste beliebte Geldsorte. 
DaS sind Thatsachen, die kein vernünftiger Mensch in Ab- 
rede stellen kann; und wer eS versucht, der ist entschieden nicht 
recht bei Sinnen, oder er ist ein Jude, ein miserabler Spekk- 
lant auf den Schaden seines Nächsten. Doch will eine Weis- 
heitSnase vorauSriechen, daß die Krämer, Händler, Wirthe u. s. 
w. auch bei der Frankenwährung bei ihren jetzigen hohen Prei- 
fen und kleineren Maßen und Gewichten bleiben werden, d. h. 
eS werde nichts billiger. DaS wäre so viel wie Verläumdung 
gegen alle ehrlichen Gewerbetreibende — daß eS unehrliche 
gebe, wie jene Juden und Geldspekulanten, ist leider richtig! 
Aber, klagten die Unterländer, unsere Schulden werden uns 
zu Grunde richten, wenn wir sie — statt mit österreichischen 
Gulden — mit Franken oder Gold bezahlen müssen. Daß 
man Gold verlange, ist nur eine Aufschneiderei der aufhetzenden 
Schwätzer. Goldwährung sind alle Silbermünzen, die den 
Goldwerth haben. Und diesen Werth haben die 5«Fränkler, 
2 und 1 Franken. Aber auch dieses Silber kann entwerthet 
werden, meinte so ein Angstmacher, er scheint die Möglichkeit 
vorauszusehen, daß alle jene Staaten, welche diese Geldwäh- 
rung gesetzlich besitzen, Bankrott gehen werden. 
Bezüglich der Kapitalien läßt sich nach den Vorschlägen in 
der „L W." ein günstiges Verhältniß erstellen. Die Kapitalien 
aus der Zeit nach der Entwerthung des öfter. Gulden können 
ja im gleichen Werthe zurückbezahlt werden; ist der Gulden 
nur 90 kr. Werth, so sind 100 sl. auch um 10 Perzent zu re 
duzieren, also auf 90 fl. u. s w. Ausgelegte Kapitalien v o r 
der Entwerchung der Gulden, müssen ihren ganzen Werth be- 
haupten. Damals war der Gulden ----- 100 kr. oder 2 Fr. 
50 CtS., also im vollen Werthe, somit kann von einer Re- 
duktion rechtlich keine Aede sein: 100 fl. sind also --- 100 fl. 
oder 250 Franken. Seit der Entwerthung der Gulden be- 
zogen die Kapitalisten nur 5 entwerthete Gulden ZinS, mußten 
folglich einen Schaden von 10 bis 20 Perzent tragen. Das 
Ansinnen auch diese vollwerthigen Kapitalien mit 100 fl. ent- 
werthetem Gelde zurückzubezahlen, würde jenem Kommunisten 
gleichen, der in einem Kleiderladen sich einen neuen Rock an- 
kaufte, dafür eine Handschrist auf Jahr und Tag statt Baar- 
zahlung hingab. Nach dieser Zeit kommt der Kommunist und 
will an Bezahlung den alten, abgebrauchten, fadenscheinigen 
Rock dem Kleiderhändler zurückgeben. Nichts da! sagte der 
Letztere: Bezahle den neuen Rock nach dem Preise, oder ver- 
schaffe mir einen gleichen neuen Rock, nebst Zinse. Wer mit 
dieser Darstellung der Thatsachen und sachlichen Verhältnisse 
nicht einverstanden ist, mag meinetwegen andere Wege gehen. 
Aber ein Monopol über Meinungen und Ansichten sich allein 
ansprechen wollen, wie eS leider! der Fall ist, gleicht einer 
Tyrannei, die einem rechtlichen Staate nicht zuträglich sein kann 
und darf. * 
Ein Freund deS Rechtes und der Wahrheit. 
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung.» 
Mär, 14 
+ 1 
+ 2 Vi 
+ V 4 
trüb; schneit 
» 15. 
+ 2 
4" 5 
+ 4 
f/ 
. 16. 
0 
H~ 6 
+ 4 
fast hell 
„ 17 
+ 1 
+ 7% 
+ 6 
w w 
. 18. 
+ 2% 
+ 4 
+ 3 
trüb 
» 19 
+ 2 
+ 8y 2 
+ioy 2 

. 20. 
+ s 
+^y 2 
+ 8 
halb hell. 
Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
21. März Silber. . 107 60 
20-Frankenstücke . . .... 9.71 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch. 
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