gemischten Controlkommission betrifft, sei dit höhe Pforte der
Ansicht an ihre Stelle gewählte, von oSmamschen Funktionär
ren präsidirte Commissionen treten zu lassen. Der erste, welcher
ans die Ausführungen Sävfet Päscha'S im RWen dir emo-
päischen Delegirten antwortete. war General Jgnatieff. Er
HrKckte das Bedauern auS die Pforte die von Europa einmüthig
als uner läßlich für die Pazifilation desOrients erachteten Vor-
schlüge verwerfen zu sehen. (St rief hierauf die Zeugenschast seiner
Kollegen an für den aufrichtigen Wunsch Rußlands und für seine
persönlichen Bemühungen betreffend die Erhaltung des Friedens
Alle - nach einander gemachten Conzessionen Rußlands haben zu
nichts gedient. Erwerfedie Verantwortlichkeit dafür aufdie Pforte.
Zltm Schlüsse seiner Rede sagte Jgnatieff: er habe einen gan«
zey! Stoß von Memoranden und Klagen vor sich liegen, welche
vorc den Kretensern, Thessaliern, Gpkroten und anderen Chri
sti der Türkei an ihn gerichtet wurden. Da er Konftantino-
pel verlasse , halte er es für seine Pflicht diese Christen der
hohen' Pforte zu empfehlen. Räch ihm ergriff MarquiS v. Sa-
uSbury das Wort, um zu erklären daß nach der Mittheilung
Savfet Pafcha's keinerlei Grundlagen für eine weitete Erörte
rung vorhanden seien und fomit die Wnferenz aufgelöst fei.
Auch er, fügte er hinzu , habe eine Masse von Klagen und
Petitivnen der Griechen und Armenier in seinen fänden, und
betrachte eS gleichfalls als feine Pflicht alle Christen im all-
gemeinen der Pforte zu emp^hjjH Hinauf verließen die Be»
vollmächtigen den Sitzungssaal und machten sich daran ihre
M Abreise zu treffen.
DaS Schlußprotokoll der Konferenz wurde noch am selben
Abend im österreichisch - ungarischen BotschaftShotel von den
europäischem Bevollmächtigten unterzeichnet- und TagS darauf
den oSmayischea Delegirten zur Unterzeichnung vorgelegt. Ge-
Kern machten einige Bevollmächtigte idre Abschiedsbesuche beim
Großwessier, und stellten demselben- die > zurückbleibenden Ge
schäftsträger vor. Marquis v. Sakisbury schiffte sich noch
gestern am. Bord deS österreichischen Lloyd-DampferS 0 Gerte*
citiy welcher gegen Abend trotz deS äußerst stürmischen Wetters
nach Athen abging. Die andern Botschafter werden, je nach»
dem. daS Wetter eS gestattet, in den nächsten Tagen abreisen.
Die türkische Bevölkerung steht der Abreise der fremden Bot-
schafter mit Gleichgültigkeit zu. Rur zu Gunsten Sir Henry
ElljotS will sie eine Ausnahme machen, und ihm zu Ebren
bei-/seiner Abreise eine Sympathie-Demonstration veranstalten. -
Bezüglich deS GeneialS Jgnatieff gibt sich eine höchst ungün
stige Stimmung kuyd, und die Bevölkerung kann die Abreise
dieses bösen GeisteS der Türkei, wie sie sich ausdrückt/ Dar
nichz erwarten Ueberhaupt ist die Erregung der Gemüther
geg^n Rußland auf ihrem Kulminationspunkt angelangt. Die
Kriegsvorbereitungen dieser Macht erschrecken die türkischen
Massen, durchaus.nicht, und während noch vor kurzem die
FriAenSkndenz überwog, wünscht man heute, daß der Krieg
und.die Abrechnung mit Rußwnd ja nur nicht vereitelt werde.
Ma«hi hofft nicht nur mit einer eventuellen russischen Invasion
in Anmelien und Anatolien . bald fertig zu werden, - sondern
auch deit Kriegsschauplatz, namentlich von der anatolischen
Sejte^ wo mani aus eine Cooperation der Rußland feindlichen >
Bölfed/chasten rechnet, auf russisches Gebiet verlegen zu können.
Wie-weit die türkische KrieqSsicherheit geht, dafür^ sprechen die
Stimmen der türkischen Presse, welche, wie ^Basfiret" und
„Bakit", daS Verlangen an die Regierung stellen, ein Ulti
matum an Serbien zu richten, um dieses zur Annahme der
türkischen FriedxnSbedmgungen innerhalb 24 Stunden zu be-
stimmen, damit die dort frei werdenden türkischen Truppen fo-
fort gegen Rußland verwendet werden . können. Die Regie
rung bereitet auch eine Broschüre gegen Rußland vor, welche
authentische Doeumente über daS Verhalten Rußlands auf der
Balkatt-Halbinsel veröffentlichen wird."
Veychiedems.
i ^ Holz preise. AuS allen Kantonen der Schweiz gehe»
Nächrichten über daS Sinken der Holzpreise in Folge des mil
den Winters, ein. In vielen Kantonen, namentlich im Kantpttz
^ern, gilt jetzt das Klafter Buchenfpälten von 3% Fuß, wel
ches früher 50 Fr» und mehr kostete, nur noch 30 Fr. vor'K
f aus geführt.
* Landwirthscha ft. Eine Korrespondenz im „Bund"
impfiehlt den schweiz. Landwirthen, so wenig Ackerbau M
yur möglich zu treiben, jedenfalls aber sich nicht mehr alS
^öthig mit der Produktion von Korn abzugeben^ da die Schweiz
m letzterem.Artikel mit dem Ausland doch nicht konkurriren
ljönne. Dagegen: hätte sie Grund, mehr und mehr der Vieh-
zeucht, aber der rationellen Viehzucht, d. h. einer solchen, die
A. besseres Fleisch erzeuge, als wir eS jetzt haben, sich,zu^
zuwenden Bei all' diesen Borschlägen wird auf daS Beispiel.
Englands hingewiesen, daS sich bei der. Einschränkung der
Landwirthschast und Ausdehnung der Viehzucht wohl befinde
Und dessen Bevölkerung, sowohl was daS Brov alS auch daS
Fleihd betreffe, ungleich besser lebe> als man eS in der Schweiz
thue.
i Die ^Auswanderung" der Schweizer, wie sie fortwährend
stattfindet, hält der Korrespondent an und für sich nicht für
eine beklagenSwerthe Erscheinung, wohl aber, daß gerade un
sere besten intelligentesten Köpfe und unsere Kapitalisten einen
großen Theil der Auswanderung bilden.
* Amerika. Aus Philadelphia kommen nähere Rachrich-
ten über den auf der Pazißebahn im Schneesturm verunglück-
ten Schnellzug. Eine Brücke hoch übet dem Ashtabula Creek,
brach und der Zug stürzte in den Fluß hinunter. Das Aüf-
suchen der Leichen wird durch die große Kälte und den tiefen
Schnee fehl verzögert. Alle Verwundeten sind nach Eleveland
gebracht worden; Die Berichte der Ueberlebenden enthalten
herzzerreißende Details. Die Brücke > welch? aus Eisen kott-
struirt und erst t l Jahre alt Witt, hatte eine Länge von 150
Fuß und führte in einer Höhe von 70 Fuß über den CreeK
Von 179 Personen kamen nur 7 unverletzt davbn: 52 wur*
den verwundet und 120 getödtet. Von 50 Leichen , welche
auS dem gräßlichen Trümmerhaufen hervorgezogen wurden,
konnten nur 3 erkannt Werden. Außer der einen Lokömotivt
wurde der ganze Zug zerschmettert, die Waggons fingen Fetter
und daS Eis des Flusses brach durch. DaS Feuer wüthete
bis Minetnacht und der Sturm raste. Viele, die nicht beim
Hinunterstürzen oder durch Feuer und Wasser getödtet worden
waren, erfroren:
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schädler.
Thermo meterftaud nach Reaumur i» Vaduz.
Monat^
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
W itter un g.
Jänner 24
- 4%
- 1%
- lyj fast hell
. 25.
— 2
+ 1
0
trüb; schneit
. 26.
■j* 3
+ 1
0
trüb
. 27
— 2%
0
— 2
hell
. 28:
— 1
+ 1%
+ %
■ J »»
* 29
+ 1
- %
+ 2
trüb ^ schneit
W . 30.
- y»
+ 4
+
fast bedeckt.
Telegrafischer Kursbericht von WieÄ.
31. Jänner Silber. 115 50
20-Fränkenstücke 9.79
Druck'von Heinrich ©raff in Feldkirch.