Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

zungen bedeckt worden sind, welche die furchtbaren Stellungen 
Osman Pascha's gleichsam erweitern und ausdehnen, seine Ver- 
proviantiruug sichern und ihm im Falle einer Schlappe eine aus- 
gezeichnete Rückzugslinie sichern. Das ist noch nicht alles; bei 
Orkhanje sind neue türkische Korps in diesem Augenblicke in der 
Bildung begriffen und man hat die Beobachtung gemacht, daß 
die Türken weit rascher ihre Verstärkungen organisiren als ihre 
Gegner. Was die Ersatztruppen betrifft, welche die Lücken in 
den russischen Divisionen ausfüllen sollen, so weiß Niemand wann 
sie auf dem Kriegsschauplatze eintreffen werden, und doch thut 
ihr Erscheinen so noth. Vor Plewna stehen nur sechs Divisio 
neu, die zudem so reduzirt sind, daß sie kaum je 6000 Manu 
zählen, den dritten Theil ihres nominellen Effektivbestandes. Man 
sieht, daß der Widerstand von Plewna noch lange dauern kann." 
Neueste Nachrichten. 
Bukarest, 20. Okt., Abends. Der heutige „Romanul" 
meldet: Die Rumänen griffen die zweite Griwitza-Redoute drei- 
mal heroisch an, wurden aber zurückgeworfen. Weitere Details 
fehlen. — Gestern um 9 Uhr früh eröffneten die Batterien 
von Kalafat das Feuer gegen Widdin. Der Zweck des Bom- 
bardements, mehrere im Hafen postirte Fahrzeuge in den Grund 
zu bohren, wurde erreicht. Das Haus des Gouverneurs, ge- 
genwärtig zur Kaserne dienend, wurde in Brand gesteckt. Die 
Türken erwiederten das Feuer. Der Schaden in Kalafat ist 
Anbedeutend. Nach zwei Stunden hörte das Bombardement auf. 
Bukarest, 21. Okt. Eiuem weiteren Bericht des „Roma- 
nul" zufolge griffen die Rumänen am Freitag die Trancheen der 
Redoute Bukowa an, nahmen dieselben beim ersten Anlauf, nah- 
men am Abend die erste Reihe der Brustwehren, wurden aber 
beim Angriff auf die zweite Reihe der Brustwehren durch die 
ihnen überlegenen türkischen Truppen zum Rückzüge genöthigt, 
den sie in guter Ordnung bewerkstelligten. — Das sechste rus 
sische Jnfanterie-Regiment ist heute hier durchpassirt. 
St. Petersburg, 21. Okt. Offizielle Meldung aus 
Gornji-Studen vom 20. Okt.: Die Türken haben am 
Abend des 19. Okt. die Redoute bei Plewna wieder erobert, die 
von den rumänischen Truppen an demselben Tag erstürmt wor- 
den war. — An der untern Donau erbeuteten Kosaken am 
17. Okt. auf dem Wege von Tschernawoda nach Silistria bei 
Seilyk einen türkischen aus 100 Proviantwagen bestehenden und 
von 150 Mann escortirten Transport. Von der Escorte wur- 
den 26 Mann niedergemetzelt, 32 Mann gefangen genommen, 
die übrigen zerstreut. Am 18. Okt. vertrieben Kosaken zwei 
Escadronen türkischer regulärer Cavallerie, wobei 7 Türken fielen 
und 2 gefangen wurden. 
St. Petersburg, 22. Okt. Offizielle Meldungen aus 
Karajal, 21. Okt.: Nach dem Kampf am 15. Okt gingen 
unsere Hauptkräfte auf die Wisinkiöi- und Orlok-Änhöhen über, 
richteten sich gegen die Positionen bei WladikarS, Sary, Kanischi 
und Mazca. — Die Truppen Ismail Pascha's griffen, 27 
Bataillone stark, am 14. Okt die Positionen des Generals Ter- 
gukassoff an, wobei sie ihren Hauptangriff gegen das Dorf 
Chalfaly richteten. Sie wurden aber.allenthalben durch unsere 
Truppen bis an ihre Trancheen zurückgedrängt. In der Nacht 
vom 16. auf den 17. Okt. räumte Jsmael Pascha seine Po- 
sitionen am Fuße des Gebirges, und zog sich, von General 
Tergukassoff verfolgt, zurück, welcher am 18. Okt. die Position 
auf den Sara-Höhen gegenüber denen wovon sich der Feind zu- 
rückgezogen hatte, besetzte. — Am 17. Okt. umzingelten die 
Khoper'schen Kosaken unter Oberstlieutenant Perm ein türkisches 
Detachement beim Dorfe Sary und nahmen es gefangen. Das 
Detachement ergab sich im Bestände von 23 Offizieren und 200 
Soldaten mit 3 Gebirgsgeschützen. — Unser Verlust am 14. 
Okt. übersteigt nicht 24 verwundete Soldaten: — Seit dem 
14. Okt. ist im südlichen Daghcstan die Ruhe hergestellt; in 
Mittel-Daghestan dagegen fanden am 15. und 16. Oktober 2 
Gefechte mit den Aufständischen beim Dorfe Lawaßhi statt, wo 
des Obersten Nakaschidse's Truppen 300 Mann niedermetzelten 
und viele Fahnen, Pferde und verschiedenes Eigenthum erbeuteten. 
Unsererseits sind 24 Soldaten und. Miliztruppen todt. — Im 
Kampfe vom 15. Okt. auf den Aladschü-Höhen verloren wir an 
Officieren 7 Todte und 49 Verwundete oder Contusionirte, an 
Soldaten 223 Todte und 1162 Verwundete oder Contusionirte. 
.St. Petersburg, 23. Okt. Der „Golos" meldet aus 
Alexandrapol, 21. Okt.: Unsere Truppen fahren fort 
täglich Reste der zerstreuten Armee Mukhtar Paschas einznfangen. 
Das russische Hauptquartier befindet sich in Groß-Tikma. Unser 
Verlust am 17. Okt. betrug an Todten: 7 Offiziere und 223 
Soldaten; an Verwundeten: 41 Offiziere und 1079 Soldaten. 
Contnsionirt wurden 8 Offiziere und 6 t Soldaten. 
Konstantinopel, 21. Okt. Die „Agence Havas" meldet: 
Die Armee Suleiman Paschas zog sich.am Freitag in die Nähe 
von Rasgrad zurück, wo sie für die Verpflegung günstige Winter- 
Positionen bezog. 
Konstantinopel, 22. Okt. Reuf Pascha meldet aus Schipka 
20. Okt.: Die feindliche Artillerie beschoß heute sehr heftig 
unsere Redouten auf dem äußersten rechten Flügel; doch ist unser 
Schaden und Verlust unbedeutend; wir dagegen fügen dem Feinde 
beim Wasserholen starke Verluste zu. Am Freitag griffen zwei 
Bataillone mit Kavallerie Dedebal bei Tirnowa-Dere an. Mit 
einem Verluste von 200 Todten und 400 Verwundeten wurden 
sie aber zurückgewiesen. Wir hatten nur einige Verwundete. — 
Suleiman Pascha telegraphirt unterm 20. Okt.: Heute fand 
ein Kosaken-Angriff gegen das Dorf Kessowa statt, der durch den 
dortigen Kavallerieposten unter leichten Verlusten zurückgewiesen 
wurde. Eine von Silistria gegen Gabritza vorgeschickte Rekog- 
noszirungsabtheilung ist noch nicht zurückgekehrt. Die Redoute 
auf der Insel Sapa bei Silistria beschießt mörderisch die feind- 
lichen Vorposten bei Kalarasch. — Der Kommandant von Ba« 
sardschik meldet: die Russen rekognoszirten viel in den um- 
liegenden Oertlichkeiten. — Ismail Pascha meldet aus Massun 
15. Okt.: Heute stießen nach rechts und links ausgesandte 
Rekognoszirungstruppen bei Jgdir Tchankili auf den doppelt 
starken Feind. Wir schlugen die Russen in einem sechsstündigen 
Gefecht. Die Russen hatten 70 Todte. Unsere Verluste sind 
unbedeutend. 
Konstantinopel, 22. Okt. Das amtliche Blatt stellt in 
Abrede, daß die auf dem Aladscha-Dagh zernirten 30 Bataillone, 
deren jedes kaum 300 Mann zählte, sich ergeben haben. Sie 
haben sich vielmehr geweigert dies zu thun, und es sei ihnen ge- 
lungen den Kreis der feindlichen Truppen zu durchbrechen und 
zu entkommen; da jedoch diese Bewegung nicht mit den gesamm- 
ten Kräften durchgeführt worden sei, so befinden sich die Trup- 
Pen jetzt zerstreut in den umliegenden Ortschaften. Nur 3 Ba- 
taillone, jedes 300 Mann stark, seien von den Russen gefangen 
genommen und einige Geschütze erbeutet worden. „Die zerstreu- 
ten Truppen — sagt das amtliche Organ schließlich — werden 
sich uuverweilt Mukhtar Pascha anschließen, welcher bald in der 
Lage sein wird, Revanche zu nehmen, da ihm von Konstantinopel, 
Batum, Erzerum und andern Punkten große Verstärkungen zu- 
gehen." — Nach Plewna sind abermals Lebensmittel und Mu- 
nitionstransporte abgegangen. 
Konstantinopel, 23. Okt. Die „Agence Havas" meldet: 
Einer Depesche aus R a s g r a d zufolge wurden die Russen, welche 
am Sonntag die Division Assur Paschas bei Jowan-Tschiftlik 
angriffen, nach zweistündigem Kampfe zurückgeworfen. 
Konstantinopel, 23. Okt. Die Russen bei Medschidje 
fahren fort bis Tiwifaki, Basardschik, Girlikasche und Silistria 
Rekognoszirungen auszuführen. Suleiman Pascha steht noch in 
Rustschuk.
	        

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