Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

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Vaterländisches. 
BadlH, 28. Aug. (Zu den Landtagsw ahlen.) Wie 
bekannt, hat die fürstl. Regierung, um die Fortsetzung der un- 
terbtöchenen Wahlen wieder möglich zu machen, schon im Monat 
Juni nach vorausgegangener Herbeiziehung der Gemeindevorsteher 
den Vorschlag eingebracht, daß zunächst von den Wahlmännern 
einer jeden Gemeinde ein Vertrauensmann gewählt werde; die 
gewählten Vertrauenspersonen des Ober- und Unterlandes hätten 
dann wieder je einen eigenen Ausschuß von 3 Mitgliedern zur 
direkten Unterhandlung über die Fortsetzung des Wahlgeschäftes 
zu wählen. 
Dieser Vorschlag fand bei den Wahlmännern sämmtlicher 
Gemeinden Beifall, worauf nachfolgende Vertrauensmänner ge- 
wählt wurden: 
Vorsteher Vogt für Balzers, Vorsteher Erni für Triefen, 
Vorsteher Gasner für Triefenberg, Dr. Rudolf Schädler für 
Vaduz, Landesthierarzt Wanger für Schaan, Vorsteher Gantner 
für Planken, Lehrer Ritter für Mauren, Vorsteher Hasler für 
Eschen, Vorsteher Marxer für Schellenberg, Frz. Jos. Kind für 
Gamprin, Vorsteher Oehri für Ruggell. 
In die engern Ausschüsse wurden wieder aus diesen gewählt: 
Vorsteher Erni, Dr. Rud. Schädler, Landesthierarzt Wanger 
für das Oberland und Vorsteher Hasler, Frz. Jos. Kind, Lehrer 
Ritter für das Unterland. 
Diese Ausschüsse haben bisher 2 Sitzungen abgehalten und 
sind in der letzten derselben unter dem Beisitze des fürstl. Re- 
gierungschefs zu nachfolgender Vereinbarung gekommen: 
1. Von den noch offenen Abgeordnetenstellen bleiben fünf 
durch die Wahl solchen Männern vorbehalten, welche die Wahl-, 
männer des Unterlandes als ihres Vertrauens würdig bezeich- 
nen. Zu diesem BeHufe werden dieselben 7 wahlfähige Kandi 
daten den Wahlmännern der obern Landschaft namhaft machen, 
woraus dann bei der nächsten Landtagswahl die obigen 5 Abge- 
ordneten von den einberufenen und erschienenen Wahlmännern 
des ganzen Landes gewählt werden sollen. 
2. Die unterzeichneten Wahlausschüsse des Eschnerberges 
nehmen den Einfluß der fürstl. Regierung dahin in Anspruch 
und erklären sich auch die Ausschüsse des Oberlandes damit 
einverstanden, daß beim nächsten Landtag auf verfassungsmäßigem 
Wege eine Abänderung des bestehenden Landtagswahlmodus sol- 
cher Art zu Stande komme, wodurch sowohl das Ober- als auch 
das Unterland künftighin eine befriedigende Interessenvertretung 
im Landtage erhalten. 
Sämmtliche Vertrauensmänner, welche hierauf zu einer ge- 
meinschaftlichen Zusammenkunft eingeladen wurden, haben diese 
von den Ausschüssen getroffene Vereinbarung angenommen und 
zugleich sich verpflichtet, dieselbe den Wahlmännern der zuständi- 
gen Gemeinde befürwortend mitzutheilen. 
Obwohl das bisherige in der Landesverfassung enthaltene 
Wahlgesetz das ganze Land nur als einen Wahlkreis anerkennt 
und eine gesonderte Vertretung des Ober- und Unterlandes nicht 
im Auge hat, so ist die erwähnte Vereinbarung als ein frei- 
williges Übereinkommen doch nicht verfassungswidrig und unter 
den obwaltenden Umständen der einzige Weg unser aufgefahrenes 
Staatsschiffchen wieder in den ruhigen Hafen der Verfassung 
zurückzubringen. 
Wessen Schuld es ist, daß das Schifflein schiffbrüchig ge- 
worden ist, wollen wir heute im Interesse des Friedenswerkes 
keiner weitern Erörterung unterziehen. Die Thatsache, daß un- 
sere Verfassung wirklich in Gefahr sich befindet, mag für jeden 
Freund derselben hinreichenden Gruud bieten, zur Wiedereinführ- 
ung verfassungsmäßiger Zustände die Hand zu reichen. 
Ohne den Schöpfern unserer Verfassung den geringsten Vor^ 
Wurf zu machen, so haben dieselben doch bei Schaffung des jetzi- 
gen Wahlgesetzes 'zu gut gesehen, d. h. sie hatten die Möglichkeit 
nicht im Auge, als könnten in wichtigen Landesfragen', wie die 
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Münzangelegeuheit, die Ansichten des Ober- und Unterlandes 
gesondert so verschieden aufeinanderstoßen. 
Wenn nun derartige verschiedene Auffassungen zweier wichti- 
gen Landestheile in einer Landessache vorhanden sind, so läßt sich 
vom streng rechtlichen und unparteiischen Standpunkte aus be- 
trachtet, nichts dagegen einwenden, wenn das Unterland zur 
Wahrung seiner Interessen das Verlangen stellt, beim Landtage 
durch eine seiner Bevölkerungsziffer entsprechende Anzahl von 
Abgeordneten vertreten zu sein. 
Anläßlich der jetzigen Wahlwirren hat man auch im Ober- 
lande vielfach den Wunsch ausdrücken hören, der nächste Land- 
tag möchte das Wahlgesetz dahin umändern, daß in Zukunft das 
Ober- und Unterland die zustehende Anzahl von Abgeordneten 
gesondert zu wählen hätten. Darauf zielt eben der zweite Punkt 
der oben erwähnten Vereinbarung hin. Was nun für die nächste 
Zukunft als besser angesehen wird, kann man doch folgerichtig 
auch für jetzt zugestehen. Die Bevölkerungsziffer aber als be- 
stimmender Faktor angenommen, ergibt für das Oberland 7 und 
für das Unterland 5 Abgeordnete. 
Vadnz, 29. Aug. (Der II. Vorarlberger Feuer- 
wehrtag.) Sonntag den 2. Sept. findet in Feldkirch ein 
Feuerwehrfest statt, an welchem sich außer den vorarlbergischen 
Feuerwehren auch noch mehrere auswärtige betheiligen werden. 
Die Feldk. Zeitg. theilt heute für dieses Fest folgendes Pro« 
gramm mit: 
Morgens 5 Uhr: Tagwache mit Pöllerschüssen. 
7 „ Sammlung des festgebenden Vereines, 
des Festkomites und der Musik beim 
oberen Spritzenmagazine. 
%S „ Empfang der Gäste am Bahnhofe und 
Vertheilung derselben in ihre Quar- 
tiere, sodann Zusammenkunft im Kur- 
Hause. 
9 „ Probe eines Rau'fchen Extincteurs 
bei der städt. Gasanstalt durch Hrn. 
Cloeter aus Lindau. 
Die Besichtigung der städt. Feuer- 
löschgeräthe und des Spritzenhauses ist 
bis Abends 5 Uhr freigestellt. 
Empfang der weiters ankommenden 
Festgäste am Bahnhofe. 
Aufstellung sämmtlicher Feuerwehren 
vor dem Rathhause, Begrüßungsrede 
durch den Bürgermeister und Abmarsch 
auf den Uebungsplatz. 
Hierauf Uebung der Feldkircher Feuer- 
wehr und derjenigen Corps, welche eine 
Uebung rechtzeitig angemeldet haben, 
nämlich: die Einzelübungen der Bun- 
descorps Bludenz und Dornbirn. 
Nachmitt. 1 Uhr: Mittagessen (mit 1 halben Liter Wein 
k Person fl. 1. 10 ö. W.). 
%3 „ Sammlung in den städt. Anlagen. 
3 „ Umzug durch die Stadt. Hierauf ge- 
sellige Unterhaltung in den städt. An- 
Ägen. 
Bon 6 Uhr an Verabschiedung der 
scheidenden Gäste. 
Wie die Feldk. Zeitg. vernimmt , wird bei diesem An- 
lasse auch die rühmlichst bekannte Firma „Gebrüder Graß- 
mayr" in Feldkirch ihre Feuerspritzen und andere Löschge- 
räthe öffentlich ausstellen. Die Verwaltung der Vorarlberger- 
bahn hat allen Feuerwehrkorps, welche sich an dem Feste 
betheiligen, einen Nachlaß von 33 % des Fahrpreises zu 
gestanden. 
Anmerkung der Redaktion. 
Wtr möchten auch unsern inländischen Feuerwehren sehr 
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11 
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