Liechtensteinische
Fünfter Jahrgang
Vaduz, Freitag
Nr. 32.
den 9. August 1877.
Die liechtensteinische Wochenzeitnng erscheint jeden Freitag. Sie kostet für das Inland ganzjährig 2 fl., halbjahrig 1 fl.sammt
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Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — EinrückungSgebühr für die sgespaltene Zeile 5 kr. —Briefe undGelder
werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz.
Amtlicher Theil.
Von nun an wird nur Inländern das Schneiden von Wei-
denholz in den Rheinauen und auf den Rüseablagerungsgebieten
zum Zwecke der Korbflechterei gestattet;
Ausländer bleiben von dieser Berechtigung ausgeschlossen und
werden im Betretungsfalle nicht allein polizeilich abgeschafft, son-
dern auch mit 2—10 fl. gebüßt.
Fürstl. L. Regierung.
Vaduz, am 1. August 1877.
Edikt.
Von dem fürstl. Landgerichte wird hiemit bekannt gemacht,
daß auf Ansuchen der Erben des Fabrikbesitzers Hrn. Kaspar
Zweifel von Feldkirch die zu dessen Nachlasse gehörigen und im
diesseitigen Gebiete gelegenen Realitäten, als:
a. Eschr. B. 6 Fol." 98, ein Streuemahd in den Rohrbruck-
mähdern, Eschr. K. Nr. 376 b/I, mit 3163 Klafter.
b. Eschr. -B. 6 Fol. 99, ein detto dort, Eschr. K. Nr. 877
b/I, per 3331 Klafter.
c. Eschr. B. 6 Fol. 100, ein detto dort, Eschr. K. Nr. 375
I, per 5548 Klafter.
ä. Waldb. 2 Fol. 560, ein Wald in der Kratzern, Grp.
Kat. Nr. 208 und 308 a/VII, mit 1386 u. 99 Klftr.
e. Waldb. 2 Fol. 299, ein detto in Kurrersgut, Schellb.
Kat. Nr. 526 V, mit 76 Klafter und
f. Waldb. 2 Fol. 238, ein detto im Bergerwald, Eschr. K.
Nr. 56 XVIII, mit 334 Klafter,
am 20. d. M., als einzigem Termine, öffentlich versteiger
werden.
Kauflustige haben sich daher am genannten Tage Nachmitt.
2 Uhr im Gasthause des Bartholoms Batliner zu Maure n
einzufinden, wo die Versteigerung nach Bekanntgabe des Aus-
rufspreises und der Lizitations-Bedingnisse mit Rücksicht auf
den Zerstückelungsplan vorgenommen werden wird.
Fürstl. Liechtenst. Landgericht
Vaduz, den 3. August 1877.
21 Keßler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Dacliscliftefer
liefert in garsntirt vorzüglicher Qualität 15.4
(H-605-G1.) Schiefertafelfabrik E«gy, Glarus.
Vom Kriegsschauplätze.
Der Siegeslauf der Russen ist auf'dem europäischen Kriegs -
schauplatz ähnlich wie in Armenien zum Stillstand gekommen
und die Türkei, welche man schon als todmüdes Opfer in den
Krallen des stolzen russischen Adlers wähnte, hat sich zu Schlä-
gen aufgerafft, welche ganz Europa in Staunen setzen.
An 2 Punkten haben die Russen entschiedene Niederlagen
erlitten bei Plewna (zum dritten Male) und jenseits des Bal-
kans bei Eskisugru.
Ueber diese bedeutungsvollen Kämpfe gibt die „Köln. Ztg."
nachstehende Schilderung:
Durch Heranziehung aller verfügbaren Streitkräfte von Wid-
dm, Sophia und Nisch hatte Osman Pascha seine Armee nach
russischer Angabe auf 50,000, nach türkischer, aber wahrscheinlich
sehr übertriebener, Schätzung, auf 80,000 Mann verstärkt und
damit zwischen Lowatz und Rahowa einx Stellung bezogen, deren
Mittelpunkt und Stärke bei Plewna zu suchen war. Dort zog
sich hufeisenförmig ein Kranz von Erdwerken, Redoute u und
Schützengräben in der Entfernung von 7 bis 8 Kilometer um
den Ort herum, mit den Dörfern Grivitza und Radisowo in
der Front während die beiden Flanken sich hinter Plewna an
den Wid-Fjuß anlehnten. Die Stellung war schon von Natur
eine außerordentlich starke, sie wurde von einer vortrefflich postir-
ten und eben so vortrefflich bedienten Artillerie vertheidigt, und
eine Flankirnng war dadurch nahezu unmöglich gemacht, daß sich
starke türkische Trnppenabtheilungen einerseits bei Lowatz, ander-
erseits auf dem Wege nach Rahowa befanden. Die russischen
Streitkräfte bestanden nach dem Berichte des bei dem russischen
Heere verweilenden Correspondenten der „Daly News" aus dem
IX. russischen Armee-Corps unter Baron Krüdener, der 30.
Division, einer Brigade von der 2. Division unter Fürst
Schachowskoi, ferner drei Cavallerie-Brigaden und 160 Kanonen.
Der Schlachtplan war der daß General Krüdener das türkische
Centrum bei Griwitza und den sich gegen Rahowa hinziehenden
linken Flügel, General Schachowskoi aber das türkische Centrum
bei Ravisowo angreifen, und daß der junge General Skobeljew
mit einer Kosaken-Brigade und einem Bataillon Infanterie den
rechten türkischen Flügel bei Lowatz in Schach halten sollte.
General Krüdener begann seinen Angriff am 30 Juli um halb
9 Uhr Morgens mit einem Artillerie-Angriff auf Griwitza. Es
glückte ihm auch nach einem mehrstündigen, äußerst hartnäckigen
Bombardement .die türkischen Batterien zum Schweigen zu bringen,
nicht aber die türkische Infanterie und die Schützenketten in den
Erdwerken, die ein so regelmäßiges wohlgezieltes Feuer unter-
hielten, daß General Krüdener sich den ganzen Nachmittag hin-
durch vergeblich abmühte auch nur an einer Stelle der nördlichen
Front die türkischen Linien zu durchbrechen. Als es Abend wurde
und die Dunkelheit hereinbrach, hatte er auch nicht einen Fuß