Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Aus Turnu-Magurelli meldet ein Spezialkorrespondent deS 
^N. W. T." unterm 17. d.: DaS neunte und Theile deS 
achten russischen Armeekorps operiren von NikopoliS gegen 
Lom-Palavka und halten bereits Dzibra besetzt. Diese Bewe 
gung gilt vorläufig Widdin, welches die Russen von der Land- 
feite zu zerniren beabsichtigen, um dann ungehindert gegen die 
Linie Nisch-Sofia operiren zu können. Nach Beschluß deS 
rumänischen GeneralstabS ergreift die rumänische Armee unter 
General Mann, welcher beim russischen Angriff auf NikopoliS, 
diesen unterstützend, sich hervorgethan hat, theilweise die Offen- 
five in hiesiger Gegend, während daö Gros gegenüber Widdin 
und Florentin in Defensive verbleibt. 
Nach vorhergegangener mehrtägiger Beschießung wurde am 
18. d. auch Rahova von der 1000 Mann starken türkischen 
Besatzung geräumt und zog sich dieselbe südwestlich gegen 
Widdin zurück. Das Korps Achmed Ejub Pafcha'S, welches 
Plewna besetzt hielt, zog sich vor den Russen über die Dubrica 
zurück und wird sich ebenfalls bei Widdin konzentriren, um die 
Linie nach Sofia zu decken. Die Zuzüge aus Rumelien, spe- 
zielt Sofia, nach Widdin dauern fort, während anderseits die 
russischen Truppen, welche von NikopoliS gegen Widdin auf 
dem Marsch sind, Lom-Palanka überschritten haben. Man er- 
wartet demnächst bei Widdin einen ernsten Zusammenstoß; eben- 
so bei Silistria, gegen welches die Russen aus der Dobrudscha 
hervorbrechen, hinter den Türken drein, welche genöthigt wurden, 
Ezernawoda aufzugeben und die Richtung gegen Silistria ein- 
schlugen. Ezernawoda wurde von den Türken selbst ganz ein- 
geäschert; die dort einmarschirenden Russen fanden nur Ruinen 
vor. In Silistria selbst herrscht eine außerordentliche Bewe- 
gung. Mehrere Schiffe, welche im Hafen ankerten, stehen in 
Flammen. — Auch bei RaSgrad wird eine Hauptschlacht er- 
wartet. 
20,000 reguläre Truppen und eine beträchtliche Anzahl 
Freiwilliger sind von Konstantinopel nach Adrianopel ab- 
gegangen. Die Bevölkerung von Adrianopel trifft in großen 
Massen in Konstantinopel ein und wird von der Regierung in 
öffentlichen Schulen untergebracht. 
Der Wechsel im Oberkommando der türkischen Donau- 
armee und die gleichzeitige Entlassung des KriegSministerS 
Redif Pascha fallen in diesem Momente, wo AlleS auf der 
Schneide des Messers steht, noch weit mehr für die ganze 
Existenz der Türkei in'S Gewicht, als die zu gleicher Zeit in 
den Zivilposten deS türkischen KabinetS vorgenommenen Aen- 
derungen. Man befürchtet, dieser Wechsel werde die DeSor- 
ganisation der türkischen Armee vollenden, statt sie schlagfähiger 
zu machen. Abdul Kerim Pascha mag Vieles versäumt haben; 
allein jetzt in der Stunde der Entscheidung deS großen Kampfes 
war er doch allein im Besitze der Sach- und Personalkennt« 
nisse, die den Führer einer Armee befähigen, die fämmtlichen 
zur Verfügung stehenden Kräfte zu dem Einen gewaltigen 
Schlage anzuspannen. Der Nachfolger Abdul KerimS wird 
zudem nichts Anderes thun können, als die von Letzter« ge- 
troffenen Dispositionen auszuführen. 
Verschiedenes. 
Sicheres Mittel, Pferde gegen Fliegen und 
Bremsen zu schützen. Der Hr. Hofrath Ostander in 
Göttingen machte einst auf einer Reise zufällig folgende Be- 
merkung: Ein dünnhaarigeS Kutschenpferd wurde am Halse 
und an der Seite von den Fliegen blutrünstig gestochen und 
die Bremsen setzten sich nun haufenweise an die blutigen 
Stellen. Um dem armen Thiere Erleichterung seiner Qual zu 
verschaffen, kam er auf den Gedanken, von den vielen am 
Wege stehenden Schafgarbenpflanzen eine auszuraufen, Blüthe 
und Kraut an dem Halse und an der Seite deS Pferdes zu 
zerreiben, um zu sehen, ob die Bitterkeit und der Geruch dieser 
Pflanzen die Fliegen nicht abhalte. Es geschah und von de» 
Augenblicke an setzte sich weder Fliege noch Bremse mehr fest; 
denn so wie auch eine blutgierige hinflog, so schnell flog sie 
auch wieder von den Stellen, die mit der Pflanze gerieben 
waren. Er versuchte nachher dieses Mittel wiederholt und es 
hatte zur Verwunderung und Freude Aller dieselbe Wirkung. 
Dieselbe Pflanze, die in der Arzneikunst sehr gebräuchlich, ge- 
würzhäft und kampherartig ist, wird Schafgarbe, Schafrippe, 
Feldgarbe u. s. w. genannt und ist zu dem erwähnten BeHufe 
für Fuhrleute und alle Pferdebesttzer um so vortheilhaster, als 
sie aller Orten und in jedem Boden, am Wege, auf Acker- 
feldern, Wiesen und Weiden, gleiche einem Unkraut, wächst 
und vom Juni bis zum September durch ihre Blüthe, nebst 
zart eingekerbten Blättern, sich leicht zu erkennen gibt und sich 
also gerade in den Monaten, wo die Pferde vom Fliegenstich 
am meisten zu leiden haben, von selbst darbietet. 
* Händel und Berkehr der Schweiz. Ueberficht 
der Ein- und Ausfuhr landwirthschastlicher Produkte über die 
Schweizergrenze im Jahr 1876 

Einfuhr. 
Ausfuhr» 

Ctr 
Ctr. 
Heu- und Futterstoffe 
463,710 
61,605 
Kartoffel 
598,322 
61,605 
Kleien, Krüsch 
65,369 
77,147 
Milch 
126,685 
20,280 
Milch, kor.denstrte 
— 
112.202 
Obst- und Gartengewächse 
291,152 
39,785 
Butter, frisch und gesotten 
81,668 
8,758 
Eier 
59,061 
— 
Fleisch, frisch 
8,172 
26,250 
Fleisch, gesalzen 
23,238 
1,235 
Gemüse 
2,520 
213 
Gerste, gerollte, und GrieS 
127,454 
446 
Getreide und Hülsenfrüchte 
6,491.998 
27.662 
Käse 
24,189 
401,915 
Käse auS dem Payx de Gex 
1.937 
— 
Gersten-Malz 
168,839 

Mehl 
522,324 
53,444 
Obst, gedörrtes * 
46,680 
7,333 

Stück. 
Stück. 
Füllen 
990 
561 
Pferve 
5,924 
2,171 
Kälber bis 80 Pfund 
2,649 
12,887 
Rindvieh 
128,755 
59,294 
Schafe 
63,969 
6,954 
Ziegen 
4,747 
3,316 
Schweine, junge 
28,926 
17,988 
Schweine, fette 
53,175 
2,450 
Holz in verschiedener Form 2,73 l,880 
3,588,396 
Bauholz 
1,649,778 
2,321,844 
Sämereien 
82,301 
8,147 
*(LuxuS im russischen Hauptquartier.) Der „A. 
A. Z." schreibt man aus Bukarest: Was sind die vielberühmte 
orientalische Pracht und der orientalische LuxuS gegen den Glanz, 
welcher den nordischen Cäsar umgibt? Ein Schatten, eine 
meSquine Wirtschaft. So oft der Kaiser beispielsweise die 
Eisenbahn benutzt, geschieht eS stets nur in seinem eigenen 
Hofzuge von IT Wagen, dessen Einrichtung eine der Pracht- 
vollsten ist, die sich denken läßt. Jede Reife deS Kaisers von 
Plojeschti nach Bukarest (60 Kilometer) kostet allein an Eisen- 
bahngebühren Fr. 6000; für. die kaiserliche Tafel und diejenige 
deS kaiserlichen Gefolges werden monatlich allein 4000 Flaschen 
Champagner gebraucht. Auch im Hauptquartier deS Groß 
fürsten haben Gold und Geld nur geringen Werth. 
Die Cantme dieses Hauptquartiers hat der Besitzer des 
Bukarester »Grand Hotel Brofft" übernommen und dabei in
	        

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