schlägige Artikel sich zu Dank verbunden fühlen! Durch daS
Schulgesetz sind ein LandeSschulrath, Gemeinde-Schulräthe in
Thätigkeit berufen. Die Schullehrer haben ihre regelmäßigen
Konferenzen, Besprechungen, Berathungen über Schulgegeu«
stände und ErziehungSfächer, ebenso die ehrwürdigen Schul-
schwestern. Jährlich werden öffentliche SchulprüfungeR abge-
halten; die Stuljugend hat über Leistungen und Fortschritt
Rechenschaft zu geben, und die Lehrer selber dabei über ihre
Thätigkeit und Fähigkeit sich auszuweisen. ES dürfte wohl
zeitgemäß sein, über diese Branchen oder Kultur-Zweige deö
Schul- und ErziehungSwesenS das Volk aufzuklären, den HauS-
vätern dadurch mehr Interesse für die Schule und Erziehung
einzuimpfen — und sie aufmuntern auch zu Haufe mit
der Schule Hand in Haxd zu gehen, die Kinder zur Rein-
lichkeit, Fleiß und Liebe an der Schule und Lehrer u. f. w.
anzuhalten. So eine recht faßliche Parallele oder Vergleichung
der Volksschule mit der Baumschule wäre gewiß sehr lehr-
reich! ~ Aber auch Hinweise auf allfällige Uebelstände, Fragen
und Wünsche in dieser Richtung wären sicher minder staatS«
gefährlich als politischdumme Streiche. DaS Volksschulwesen
ist überall ein Gemeingut, kein Monopol wie Schnupf- und
Rauchtabak und Schießpulver. Durch öffentliche Besprechung,
Belehrung und Mahnungen dürfte daS Schul- und ErziehungS«
Wesen beim vernünftigen Bürger nur beliebter gemacht werden"
ES wäre demnach reichlicher Stoff geboten zu sehr nützlichen
Arbeiten und Artikeln in diese „Wochenzeitung". Also frisch
daran! —
Ausland.
Oesterreich. Im ungarischen Abgeordnetenhaus hat der
Ministerpräsident T i s z a die österreichische Politik in der
Orientfrage in trefflicher Weise beleuchtet. Derselbe bemertke
im Verlaufe seiner Rede, nach Zurückweisung und Wider-
legung mehrerer früherer Angriffe auf die äußere Politik Oester-
reich-UngarnS: „Wir besitzen eine vollkommen ausgerüstete,
schlagfertige Armee und können gerade deßwegen viel ruhiger
allen Ereignissen entgegensehen, als wenn wir sie erst jetzt auf
die entsprechende Stärke bringen müßten " Der Redner betoyte
ferner: die österr. auswärtige Politik bestehe nur darin den
Frieden zu wahren, und, wenn dies unmöglich fei, den Ifneg
zu lokalisiren und daS gute Verhältniß mit den übrigen euro-
päischen Mächten zu erhalten, auf alle Fälle aber der Monarchie
die AktionSfreiheit zu bewahren, damit wir unter allen Ver-
Hältnissen solche Gestaltungen verhindern können, welche mit
den Lebensinteressen der Monarchie kollidiren. Tisza sprach
daS Vertrauen der Regierung auf die Erba'tung der freund-
schaftlichen Beziehungen zu den andern Mächten auS mit denen
jedoch keinerlei Bündniß oder Verpflichtung bezüglich dessen
besteht, waS Oesterreich-Ungarn zur Wahrung seiner Interessen
thun werde, da wir die Freiheit unserer Entschließungen in
vollem Maße besitzen. Bezüglich künftiger, heute noch unbe-
rechenbarer Ereignisse eine Erklärung abzugeben, sei aber heut
unmöglich. Zm Ministerrathe, welchem der Redner in Wien
beigewohnt habe, sei weder von der Besetzung irgend einer
Provinz noch von den Details irgendwelcher Mobilisirung die
Rede gewesen. Der Redner versichert, daß Beschlüsse in dieser
Angelegenheit bisher überhaupt nicht gefaßt worden seieu;
außerdem denke an entscheidender Stelle Niemand daran auf
Vergrößerung der öfterret'chisch-ungarischen Besitz- und Macht-
Verhältnisse an den Dränzen deS Reiches hinzuarbeiten. Ein
Versprechen abzulegen, daß die Armee nicht an dem einen oder
dem andern Punkt die Gränze überschreiten werde, sei aller-
dingS unmöglich; wenn es die Notwendigkeit erfordern sollte,
so werden alle Völker der Monarchie in einmüthiger Hin-
gebung auf den Ruf des Fürsten antworten.
Rußland. Ein seit einigen Tagen in den russischem
Kreisen in Paris zirkulirendeS Schreiben des Fürsten Gortscha»
koff besagt, daß Rußland die erste Hälfte der orientalischen
Frage gelöSt habe, da eS England mittheilte, eS hege keines-
wegS die Absicht, Ostindien über Turkeftan oder Egypten zu
bedrohen. DaS Schreiben schließt folgendermaßen: „Wir
(Rußland) haben Alles gechan, um Oesterreich und England
zu beruhigen. Aber wir werden keinen Schritt mehr zurück-
weichen, denn unter dem Druck der öffentlichen Meinung in
Rußland sowohl alS in den übrigen slavischen Ländern müssen
wir offen und entschlossen die slavische Frage aufstellen. DieS
werden wir in einer Proklamation tbun, welche wir nach
vollendetem Uebergang über die Donau an die Bulgare!
richten werden."
Ein Schreiben aus Plojeschti meldet, daß der russische
KriegSrath der Südarmee beschlossen habe: 1) Nach der Ein
nahme von Rustschuk und der Überschreitung der Donau sich
ger ganzen Bulgare! zu bemächtigen und in Tirnowa unter
dem Fürsten Tscherkassy eine provisorische Regierung zu er-
richten. 2) Alle Verbindungen zwischen Widdin und Varna
einerseits und der türkischen Armee deS Balkans andererseits
abzuschneiden und Alles aufzubieten, um sich SchumlaS und
VarnaS zu bemächtigen, um so Herr der Dobrudscha und der
Bulgarei zu werden und ohne Gefahr nach Adrianopel mar-
schiren zu können. Man glaubt dort, daß die Russen bereits
Siftowa besetzt haben.
General Tschernajeff hat nach Paris geschrieben, daß er
nie daS Kommando über die serbische Armee mit General
Leschjanin annehmen werde, auf den er kein Vertrauen setzt.
Außerdem will man in den Pariser russischen Kreisen wissen,
daß man den Versuch aufgegeben habe, ein russisch,serbisches
KorpS zu bilden. Man glaubt, daß vie Serben zu schlechte
Soldaten sind. Die Generäle MassalSky und Sevituky, sowie
der Generalstabschef der Süoarmee sprachen sich mit besonderer
Entschlossenheit gegen dieses Projekt auS. Gegen eine selbst-
ständige Parteiergreifung der Serben für Rußland bat man
in Plojesti natürlich nichts einzuwenden.
Türkei. Der Minister des Auswärtigen sandte am 24
Juni den Vertretern der Pforte im Ausland ein Telegramm
zu, worin derselbe auf Grund von Nachrichten die von der
KaukasuS-Armee eingingen, von russischen Grausamkeiten gegen
die Civilbevölkerung Kenntniß gibt, dieselben schildert un? am
Schlüsse sagt: „Wir unterbreiten dem Unwillen und der Ver
urteilung deS gesammten Europa die Verbrechen, welche mit
kaltem Blut, und mit Ueberlegung von den Agenten einer
Regierung befohlen wurden, die sich für die Verteidigerin der
' Prinzipien der Civilisation gibt, und noch bei den in Bulgarien
gegen den kaiserlichen Willen von der verzweifelten Bevölke-
rung verübten Repressalien die öffentliche Meinung gegen unS
zu erregen und unS im Lichte von Barbaren erf^einen zu
lassen suchte. Niemals werden die kaiserliche Regierung und
ihre loyalen Armeen sich solcher Verbrechen schuldig machen.
Die Bevölkerungen werden die Prinzipien der Humanität und
die Gesetze deS Krieges, die in solcher Weise vom Feinde deS
Landes verletzt werden, streng respektiren."
Vom Kriegsschauplätze.
Der Donau -Uebergang der Russen ist eine
Thatsache. Und zwar wurde derselbe eröffnet vermittelst
der Seitendiversion von Galatz nach Matschin in die Dobrud-
scha. Da die Brücke von Braila der Überschwemmung wegen
noch nicht auf trockenes Ufer reicht, so setzten die Russen in
Flößen und Barken nach Matschin über, zuerst nur 3000 Mann
mit 8 Geschützen. Drüben standen 12—1600 Türken, welche