fünfter Jahrgang
Babuz, Freitag
Nr. SS.
den 29. Zum 1877.
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Amtlicher Theil.
Konkurs-Edikt.
Von dem fürstl. Landgerichte wird hiemit bekannt gewacht,
daß über das sämmtliche im Fürstenthume befindliche Vermögen
deS Fabrikinhabers Attgust Wächter in Mühleholz der
Konkurs gerichtlich eröffnet worden sei
ES wird daher Jedermann, der an den genannten Erida-
tar eine Foderung zu stellen hat, erinnert, dieselbe bis incl.
23. Juli d. I. in Gestalt einer förmlichen Klage wider den
alS Massaverwalter bestellten Hrn. Christof Wanger in
Schaan sogewiß einzureichen und in derselben nicht nur die
Richtigkeit der Forderung, sondern auch daS Recht, kraft dessen
er in diese oder jene Klaffe gesetzt zu werden verlangt, m er
weisen, widrigenfalls er nach Berflüß dieser Frist von der
KonkurSmassa ausgeschlossen wü^de, wenn ihm auch ein Com-
penfationSrecht, ein eigenes Gut auS der Massa oder ein Hy
pothekarrecht gebührt hätte, fo daß solche Gläubiger, wenn sie
in die Massa schulden sollten, die Schuld ungeachtet ihres
CompeniationS-, EigenthnmS- oder Pfandrechts" abzutragen ge-
halten sein würden.
Zum Versuche vergleichsweiser Austragung der KoikurS-
sache, wird übrigens eine BeihandlungStagfahrt auf den 26«
Juli d. I., früh 9 Uhr, dahier mit dem Beifügen ange-
ordnet, daß die Glaubiger dabei persönlich oder durch Bevoll
mächtigte sogewiß zu erscheinen haben, als sonst die Nichter-
scheinenden mit den Beschlüssen der Anwesenden einverstanden
erachtet und tle Nacktheile ibreS Ausbleibens sich selbst zuzu-
schreiben haben würden.
Baduz', den 22 Juni 1877.
Fürst!, liechtensteinisches Landgericht:
31 Keßler.
Vaterländisches.
Vaduz, 27 Juni Die tropische Hitze der Junitage hat
unsern Rebstock zu einer sehr schnellen und schönen Entwicklung
gebracht, so daß wir die TraubenblÜthe schon größtentheilS
hinter unö haben. Doch hat sich in letzter Zeit in unsern
Weinbergen ein Gast eingeschlichen, den man nicht gerne zu
sehen pflegt. Man nennt ihn Sauerwurm.
Seine Erzeuger stnd weiße kleine Schmetterlinge, welche
den Rebstock zur Zeit der TraubenblÜthe umschwärmen, in
welch letztern sie die Eier legen. AuS diesen Eiern entwickelt
sich ein kkeineS fleischfarbiges Würmchen, welches gewöhnlich
in einem Klümpchen zusammengeklebter Traubenbeerchen zu
finden ist. Tie Nahrung des WürmchenS sind die kaum ent-
wickelten Traubenbeeren. Sobald der Wurm bis zu einer ge
wissen Größe fich entwickelt hat, puppt er sich wieder ein und.
wird zur Zeit der beginnenden Traubenreife wieder zum Schmet
terling ; dieser legt wieder Eier und der Wurm entsteht noch
einmal Doch begnügt er fich dann nach seiner zweiten Ge-
bmt damit, die reifenden Traubenbeeren bloS anzustechen, worauf
fciffc jukammenschrumpfen und samr werden. Daher der Name:
Gßuerwurm. Sachkundige Weinbergbesitzer empfehlen als zu«
vetläWsteS Mittel: '„DU Untersuchung einer (eben
Trapbe und B ert i lgu ng der vorgefundenen
Würmchen"; eine Arbeit, die zwar mühevoll erscheint, jedoch
sichern Erfolg verspricht, indem nicht nur der augenblickliche
Schaden an der jungen TrMbe ««hütet wird, sondern auch
»das zwßkte Erscheinen deS WurmeS zur Zeit der Traubenreise
unmDW gemacht ist.
Juni; Der gegftttvärög -in Maqafr $ut Gm
weilende König von Salchsen hat heute unserem Hauptorte
einen kurzen Besuch abgestattet. Derselbe kam in einer Equi-
page über BalzerS hierher und fuhr nach einem kurzen Auf-
enthalte auf dem Schlosse wieder über Sevelen zurück nach
Ragaz.
«
Ausland.
AuS Oesterreich gelangen in den jüngsten Tagen Ge-
rüchte, welche mit großer Hartnäckigkeit ein entschiedeneres Vor-
gehen der österr. Regierung in der Orientfrage ankündigen.
Denselben zu Folge beabsichtiget Oesterreich durch Aufstellung
eineS OtservationSkorpS von der unbewaffneten zur bewaffneten
Neutralität überzugehen. Ein ähnliches Vergehen wird auch
von Seite Englands als nahe bevorstehend stgnalistrt.
Frankreich. Der französische Senat hat am 22. Juni
einen bedeutungsvollen und schwerwiegenden Beschluß gefaßt,
indem er dem Verlangen der neuen Regierung gemäß den An-
trag auf Auflösung der Abgeordneten-Kammer mit f 50 gegen
130 Stimmen angenommen hat. lieber die letzte Sitzung
der Abgeordnetenkammer meldet ein telegraph. Bericht vom
25. Juni Folgendes:
Präsident Gr6vy spricht der Kammer sei en Dank für das
ihm bezeugte Wohlwollen auS. Das Land werde berufen
werden fein Unheil über die Kammer zu sprechen. ES werde
anzuerkennen wissen, daß sich dieselbe in der nur zu kurzen
Zeit ihrer Dauer um Frankreich wohlverdient gemacht habe.
(Beifall auf der Linken.) Grovy verliest hierauf daSAuf-
lösungSdekret, welches besagt, daß die Wähler in einer Frist
von ^ drei Monaten zu Neuwahlen würden berufen werden.
Die Linke rief: „ES lebe die Republik!" Einig« Stimmen
riefen: „ES lebe der Friede!" Die Rechte rief: „ES lebe
Frankreich!" Die Sitzung wurde hierauf aufgehoben.