weilen find noch manche Lücken und Ungenauigkeiten in der
Erzählung, die auf den Angaben der brittischen Seeleute be-
ruht; bei der gerichtlichen Untersuchung wird der Sachverhalt
genauer festgestellt werden.
Die Wetterpropheten.
(Schluß.)
Wir wissen, daß der Luftdruck auf die Quecksilbersäule
überall auf Erden an Orten, die gleich hoch oder gleich tief
liegen, genau gleich wirkt. Nun ist aber die Luft nicht immer
gleich schwer und also auch der Druck nicht immer gleich groß.
Ist die Luft leichter und der Druck geringer, so sinkt begreiflich
die Quecksilbersäule um so viel , als die Verminderung deSsel-
ben beträgt; ist sie schwerer und der Druck stärker, so steigt
sie wieder genau und in gleichem Maße, unv könnten wir mit
dem^Barometer an die oberste Grenze unseres Luftkreises stei-
gen, so würde der Druck ganz nachlassen und das Quecksilber
auslaufen. Wir sehen also, waS das Barometer ist und kann:
ES ist nichts anderes, als ein LuftfchwereMesser und
kann nichts anderes als anzeigen, als wie viel oder wie wenig
Druck die Luft in einem bestimmten Zeitpunkt ausübt.
Die Beschaffenheit der Luft, also auch ihre Schwere oder
Druckkraft, hängt nun, wie wir gesehen haben, wesentlich von
den Luftströmungen ab. Kommen diese aus Südwesten, so
find sie warm und mit Wasserdampf erfüllt. Da nun der
Wafferdampf leichter ist als die Lust und da ferner warme,
verdünnte, ausgedehnte Luft ebenfalls leichter ist als kalte,
reine, so vermindert sich in diesem Falle der Luftdruck auf die
Quecksilbersäule, und sie sinkt im Verhältnis dieser Vermin-
derung. Südwestwinde aber bringen unS meistens Regen, und
so kann das Sinken des Quecksilbers allerdings regnerische
Witterung anzeigen. Umgekehrt ist die Luft bei nördlicher und
östlicher Strömung trockener, dichter, kälter, — also auch
schwerer, und ihr vermehrter Druck läßt das Quecksilber stei-
gen. ES steigt und sinkt auch dann, wenn wir die Strömung
noch nicht bemerken, wenn sie noch allein in den obern Luft-
schichten waltet, und unsere Windfahnen noch vielleicht ganz
andere Winde anzeigen.
Die Schwankungen des QuecksilberstandeS vom höchsten
bis tiefsten Punkt, den er bei uns erreicht, betragen ungefähr
2". Jede Veränderung deS QuecksilberstandeS zeigt auch eine
Veränderung der Luftschwere mit voller Zuverlässigkeit. Würde
nun die Witterung ausschließlich von der Luftschwere abhän-
gen, so würde auch daS Barometer ein untrügliches „Wetter-
glaS". Da dieß aber nicht der Fall ist, so ist eS blos in sol-
che« Fällen ein rechter Wetterprophet, wenn die Lustschwere
daS Wetter bestimmt.
Genaue Beobachtungen des Barometers und der Witterung
ergaben Folgendes.- Hoch steht in der Regel daS Quecksilber
bei beständig heiterm Wetter, bei Ost- und Nordwind, bei ruhi-
ger Kälte, nach heftigem Sturm. Tief steht eö bei stillem,
regnerischem Wetter, bei heftigem Wind, besonders Süd- und
Südwestwind. Wenn das Quecksilber bei schlechtem Wetter
tagelang anhaltend steigt, oder wenn, eS nach vorgängigem
Regen und eingetretenem Nordwind steigt, oder wenn es bei
anhaltend gutem Wetter und Nordwind hoch steht, so läßt
dieß alles auf beständig guteS Wetter schließen, ebenso wenn
eS Morgens 9 Uhr am höchsten steht, gegen Mittag ein wenig
sinkt und Abends wieder den Morgenstand erreicht. Steigt im
Winter das Quecksilber, so steht wachsende Kälte bevor ; steigt
eS aber nach einem Regen schnell und hoch, so folgt meist noch
mehr Regen. Unruhiges Steigen und Fallen deutet auf ver-
änderlicheS, anhaltendes Fallen auf anhaltend schlechtes, an-
haltend tiefer Stand bei gutem Wetter auf sehr nasses, win-
digeS Wetter. Tritt aber schon bald nach begonnenem Sinken
deS Quecksilbers Regen ein, so ist derselbe selten von langer
Dauer; ebensowenig das schöne Wetter, wenn eS rasch nach
begonnenem Steigen eintritt. Am unsichersten sind übrigens
die Barometerzeichen zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche, im
Frühjahr und im Herbst.
In Bezug auf die Windzeichen gilt als Regel, daß Nord-
ostwind schönes, Südwestwind schlechtes Wetter bringt. Folgt
auf Nordost der Südwind, so tritt anhaltendes Regenwetter
ein; folgt dagegen auf Südwest der Nordwind, so folgt an-
haltend gutes Wetter. Nordwest und Südost deuten auf un-
beständiges Wetter. Nordost bringt im Winter strenge Kälte
ohne Schnee.
Man kann das Barometer auch mit großer Zuverlässigkeit
als Höhenmesser benutzen. Am Meere beträgt der mittlere
Luftdruck etwa 25"; bei jedem Emporsteigen vermindert sich
derselbe um das Gewicht der Luftsäule, um welche man höher
gestiegen ist, und das Barometer sinkt um die Länge der Queck-
stlbersäule, welche mit jener Luftsäule gleiches Gewicht hat.
Ist man 105 Fuß höher gestiegen, fo sinkt die Quecksilber-
fäule um eine Linie; wenn sie um emen Zoll gestiegen ist,
war man also um 1050 Fuß höher gekommen. Doch sind
hiezu noch verschiedene weitere Berechnungen nöthig, und die
Temperatur, sowie der FeuchtigkeitSgrad der Lust fallen mit
in Berücksichtigung.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 2. Juni.
Der halbe Metzen
jj beste
mittlere
geringe
1 st
kr.
fl.
jr.j
1 st-
| kr.
Korn
II 3
40
3
15
3
05
Roggen ....
1 2
80 1
2
60
2
50
II *>
II 990
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer . . . . .
I 1
70 | 1
60
1
50
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Mai
31.
+ i2%
+21
+17 y 4
. halb hell
Juni
1.
+10
+10
+n
trüb
H
2.
+ 6
+14
+14*/ 4
fast hell
tt
3
+11
+20
+16
H ff
»
4.
+13
+21V 2
+17
halb hell
1t
5.
+11%
+19 %
+19
hell
tt
6.
+13
+22
+20
fast hell
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
7. Juni Silber . . 103.30
20-Frankenstücke 9.67
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.