Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

weilen find noch manche Lücken und Ungenauigkeiten in der 
Erzählung, die auf den Angaben der brittischen Seeleute be- 
ruht; bei der gerichtlichen Untersuchung wird der Sachverhalt 
genauer festgestellt werden. 
Die Wetterpropheten. 
(Schluß.) 
Wir wissen, daß der Luftdruck auf die Quecksilbersäule 
überall auf Erden an Orten, die gleich hoch oder gleich tief 
liegen, genau gleich wirkt. Nun ist aber die Luft nicht immer 
gleich schwer und also auch der Druck nicht immer gleich groß. 
Ist die Luft leichter und der Druck geringer, so sinkt begreiflich 
die Quecksilbersäule um so viel , als die Verminderung deSsel- 
ben beträgt; ist sie schwerer und der Druck stärker, so steigt 
sie wieder genau und in gleichem Maße, unv könnten wir mit 
dem^Barometer an die oberste Grenze unseres Luftkreises stei- 
gen, so würde der Druck ganz nachlassen und das Quecksilber 
auslaufen. Wir sehen also, waS das Barometer ist und kann: 
ES ist nichts anderes, als ein LuftfchwereMesser und 
kann nichts anderes als anzeigen, als wie viel oder wie wenig 
Druck die Luft in einem bestimmten Zeitpunkt ausübt. 
Die Beschaffenheit der Luft, also auch ihre Schwere oder 
Druckkraft, hängt nun, wie wir gesehen haben, wesentlich von 
den Luftströmungen ab. Kommen diese aus Südwesten, so 
find sie warm und mit Wasserdampf erfüllt. Da nun der 
Wafferdampf leichter ist als die Lust und da ferner warme, 
verdünnte, ausgedehnte Luft ebenfalls leichter ist als kalte, 
reine, so vermindert sich in diesem Falle der Luftdruck auf die 
Quecksilbersäule, und sie sinkt im Verhältnis dieser Vermin- 
derung. Südwestwinde aber bringen unS meistens Regen, und 
so kann das Sinken des Quecksilbers allerdings regnerische 
Witterung anzeigen. Umgekehrt ist die Luft bei nördlicher und 
östlicher Strömung trockener, dichter, kälter, — also auch 
schwerer, und ihr vermehrter Druck läßt das Quecksilber stei- 
gen. ES steigt und sinkt auch dann, wenn wir die Strömung 
noch nicht bemerken, wenn sie noch allein in den obern Luft- 
schichten waltet, und unsere Windfahnen noch vielleicht ganz 
andere Winde anzeigen. 
Die Schwankungen des QuecksilberstandeS vom höchsten 
bis tiefsten Punkt, den er bei uns erreicht, betragen ungefähr 
2". Jede Veränderung deS QuecksilberstandeS zeigt auch eine 
Veränderung der Luftschwere mit voller Zuverlässigkeit. Würde 
nun die Witterung ausschließlich von der Luftschwere abhän- 
gen, so würde auch daS Barometer ein untrügliches „Wetter- 
glaS". Da dieß aber nicht der Fall ist, so ist eS blos in sol- 
che« Fällen ein rechter Wetterprophet, wenn die Lustschwere 
daS Wetter bestimmt. 
Genaue Beobachtungen des Barometers und der Witterung 
ergaben Folgendes.- Hoch steht in der Regel daS Quecksilber 
bei beständig heiterm Wetter, bei Ost- und Nordwind, bei ruhi- 
ger Kälte, nach heftigem Sturm. Tief steht eö bei stillem, 
regnerischem Wetter, bei heftigem Wind, besonders Süd- und 
Südwestwind. Wenn das Quecksilber bei schlechtem Wetter 
tagelang anhaltend steigt, oder wenn, eS nach vorgängigem 
Regen und eingetretenem Nordwind steigt, oder wenn es bei 
anhaltend gutem Wetter und Nordwind hoch steht, so läßt 
dieß alles auf beständig guteS Wetter schließen, ebenso wenn 
eS Morgens 9 Uhr am höchsten steht, gegen Mittag ein wenig 
sinkt und Abends wieder den Morgenstand erreicht. Steigt im 
Winter das Quecksilber, so steht wachsende Kälte bevor ; steigt 
eS aber nach einem Regen schnell und hoch, so folgt meist noch 
mehr Regen. Unruhiges Steigen und Fallen deutet auf ver- 
änderlicheS, anhaltendes Fallen auf anhaltend schlechtes, an- 
haltend tiefer Stand bei gutem Wetter auf sehr nasses, win- 
digeS Wetter. Tritt aber schon bald nach begonnenem Sinken 
deS Quecksilbers Regen ein, so ist derselbe selten von langer 
Dauer; ebensowenig das schöne Wetter, wenn eS rasch nach 
begonnenem Steigen eintritt. Am unsichersten sind übrigens 
die Barometerzeichen zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche, im 
Frühjahr und im Herbst. 
In Bezug auf die Windzeichen gilt als Regel, daß Nord- 
ostwind schönes, Südwestwind schlechtes Wetter bringt. Folgt 
auf Nordost der Südwind, so tritt anhaltendes Regenwetter 
ein; folgt dagegen auf Südwest der Nordwind, so folgt an- 
haltend gutes Wetter. Nordwest und Südost deuten auf un- 
beständiges Wetter. Nordost bringt im Winter strenge Kälte 
ohne Schnee. 
Man kann das Barometer auch mit großer Zuverlässigkeit 
als Höhenmesser benutzen. Am Meere beträgt der mittlere 
Luftdruck etwa 25"; bei jedem Emporsteigen vermindert sich 
derselbe um das Gewicht der Luftsäule, um welche man höher 
gestiegen ist, und das Barometer sinkt um die Länge der Queck- 
stlbersäule, welche mit jener Luftsäule gleiches Gewicht hat. 
Ist man 105 Fuß höher gestiegen, fo sinkt die Quecksilber- 
fäule um eine Linie; wenn sie um emen Zoll gestiegen ist, 
war man also um 1050 Fuß höher gekommen. Doch sind 
hiezu noch verschiedene weitere Berechnungen nöthig, und die 
Temperatur, sowie der FeuchtigkeitSgrad der Lust fallen mit 
in Berücksichtigung. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 2. Juni. 
Der halbe Metzen 
jj beste 
mittlere 
geringe 
1 st 
kr. 
fl. 
jr.j 
1 st- 
| kr. 
Korn 
II 3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
1 2 
80 1 
2 
60 
2 
50 

II *> 
II 990 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer . . . . . 
I 1 
70 | 1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Mai 
31. 
+ i2% 
+21 
+17 y 4 
. halb hell 
Juni 
1. 
+10 
+10 
+n 
trüb 
H 
2. 
+ 6 
+14 
+14*/ 4 
fast hell 
tt 
3 
+11 
+20 
+16 
H ff 
» 
4. 
+13 
+21V 2 
+17 
halb hell 
1t 
5. 
+11% 
+19 % 
+19 
hell 
tt 
6. 
+13 
+22 
+20 
fast hell 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
7. Juni Silber . . 103.30 
20-Frankenstücke 9.67 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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