Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

traf ein Brief von ihm ein, in welchem er Philippine bat, ihm 
die Lage der Eltern offen zu schildern und versprach nach 
Kräften zu helfen. Hr. R. wohnt jetzt wieder im alten Com- 
fort und nächster Tage begeht daS glückliche Brautpaar seine 
HochzeitSfeier. 
* Mordwerkzeug. DaS bei der englischen Armee ein- 
geführte Gatlinggeschütz, eine Mitrailleufe (Kartätschenstreuerin), 
ist durch eine neueste Erfindung bereits übertreffen. Der Er 
finder des neuen MordwerkzeaigeS ist ein Schwede. DaS Ge 
schütz wurde auf sein Ansuchen vor wenigen Tagen im Bei- 
sein des gesammten Offizierkorps des Kriegsschiffes Exzellent 
vor dem Herzog von Edinburg geprüft und joll die Prüfung 
gänzlich bestanden haben. Es besteht aus 8 seitlich neben ei- 
nander gelegten Röhren. Abgefeuert und zugleich auf's Neue 
geladen wird die Maschine durch die Umdrehung einer Kurbel, 
welche keinerlei Anstrengung verursacht. Der Schütze sitzt hin« 
ter dem Geschütz, richtet eS nach Belieben und braucht während 
der Bedienung von seinem Sitze nicht aufzustehen. Auf 750 
Schritt durchlöcherte daS Geschütz eine Scheibe zu einem voll- 
ständigem Siebe. Um die Leistungen seines Geschützes im 
Schnellfeuer zu zeigen, drehte der Erfinder nicht ganz 2 Mi- 
nuten im höchsten Tempo und schoß während dieser Zeit acht- 
hundert Kugeln ab. 
* Galgenhumor. Der Inhaber eines von der TageS- 
plage, dem Grundwasser, arg heimgesuchten Kellenestaurantö 
am Molkenmarkt in Berlin hat sich keineswegs seine gute 
Laune durch jene Kalamität verderben lassen, dieselbe vielmehr 
benutzt, um für sein Lokal Reklame zu machen. An der Ein- 
gangSthüre zu seinem unterirdischen Etablissement hat er näm 
lich Plakate folgenden Inhalts anbringen lassen: „Grundwaf« 
serrestaurant. Natürliche Quellen- und Fontänmspnidel. In 
Berlin noch nicht gesehen. Damenbedienung in Krempstiefeln. 
AbmdS 10 Uhr: Großer Fischzug und Krebsleuchten, wozu 
ergeben st einladet: Der Ueber schwemmte." 
* KopfloS. Führer: Sehen Sie, dort ist vor fünf 
Jahren ein Jäger von der Felswand gestürzt. Er bat sich den 
Kopf aufg'schlagen und man hat glaubt, er kam davon, aber 
nach 3 Tagen ist der Brand dazu kommen und g'storb'n ist 
er " — Fräulein Wilma: „DaS ist ja schrecklich! Hätte man 
den Armen nicht durch eine Amputation retten können?" 
* In Paris hat man in letzter Zeit zwar ziemlich grau- 
same, aber für den FestungSklieg wichtige Versuche mit Pfer- 
den angestellt, wie lange ein solches ohne Nahrung leben könne, 
und hiebe! folgende interessante Resultate erzielt: Ein.Pferd 
kann 25 Tage, ohne feste Nahrung zu erhalten, leben, wenn 
es genügend Wasser zu trinken bekommt; eS kann jedoch bloß 
5 Tage ohne Wasser leben, wenn eS auch feste Nahrung er- 
hält; gibt man einem Pferde durch 10 Tage von der Letzteren, 
doch ungenügend zu trinken, so verendet eS am Ilten Tage; 
ein Pferd, dem man 3 Tage daS Wasser entzog, trank binnen 
3 Minuten .60 Liter Wasser; ein Pferd, welches keine feste 
Nahrung durch 12 Tage erhalten hatte, war noch im Stande, 
eine Last von 279 Kilos zu ziehen. 
* Ein sehr schnurriges Testament hat wieder einmal die 
letzten Lebenslage eineS boshaften reichen Engländer versüßen 
müssen, der sich nicht wenig an dem Gedanken an die langen 
Gesichter seiner Hinterbliebenen Verwandten delektirt haben mag. 
Es kommen in demselben folgende Stellen vor: , Ich vermache 
5 Schilling an meine Nichte Margarethe O'Neil; welche sich 
Sonntags, statt in die Kirche zu gehen, heimlich dem Suff 
ergibt. Für besagte 5 Schilling soll sie meinen Leichenzug 
versäumen und sich zu meinem Begräbniß einen Affen kaufen. 
— Meinem Freunde Charles vermache ich ein Neunauge, da 
ich ihm keine Schlange hinterlassen kann. Dieses Neunauge 
soll ihm versinnbildlichen, daß ich ihn wie eine Schlange an 
an meinem Busen genährt, damit er mich im Club stets als 
den geizigsten Kerl ausschreien konnte. — John Abbot, mein 
treuer Diener, erhalt sechs Pence. Für dieselben soll er sich 
einen Strick kaufen, damit er, falls der Cheriff einen solchen 
vergessen, sobald er (John) wegen seiner Spitzbüberei einmal 
gehängt wird, wenigstens des peinlichen Wartens auf zugiger 
Richtstätte überhoben sei. — Meiner Frau Elisabeth, welche 
durch meine Verrücktheit meine Gattin geworden und mit an- 
zuerkennender Energie meinen Namen in den Schmutz getreten, 
vermache ich jährlich 5 Pfund Sterling und die Abschrift deS 
ersten, nunmehr annullirten Testaments, worin ich sie zur Uni- 
versalerbin meines Vermögens von L. 138.340 eingesetzt hatte. 
Außer aufgeführten Legaten fällt mein Vermögen nunmehr an 
daS, städtische Krankenhaus." Wie tief ergriffen mögen die 
Leidtragenden dem Sarge gefolgt sein! 
Verantwortlicher Redakteur ». Herausgeber: vr. Rudolf Schädler 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Anzeigte* 
Diejenigen Viehbesitzer, welche Vieh auf die Alpe Lucka 
auftreiben, mögen dasselbe mit guten und bezeichneten Ketten 
und mit ordentlichen Schellen versehen. 
Vaduz, 16. Mai 1876. 
Fidel Gstöhl, Hirt. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 12. Mai. 
Der halbe Metzen 
j beste ! 
mittlere 
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70 
1 
60 
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50 
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Mai 
10 
+ 5% 
+ 8 
+ 6^ 
trüb; etw. Reg. 
H 
11. 
+ 5^ 
+ 9 
+ 6% 
f » » 
tt 
12. 
+ 5 
+ 8 
+ 7 
trüb 
n 
13. 
+ SN 
+ 7 
+ 6 Vi 
trüb; etw. Reg. 
u 
14. 
+ 4% 
+ 9 
+ 8 
halb hell, Nwd. 
u 
15. 
+ % 
+lt 
+ 10 
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if 
16. 
+ 4V 4 
+13 
+ 11 v 4 
hell. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien.^ 
17. Mai Silber . . ....... 102.80 
20-Frankenstücke 9 56^ 
Druck von Heinrich Grass in Feldtirch.
	        

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