Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

^ Der Inhalt dieses Werkes zeigt zunächst geschichtlich, daß 
alle Arbeit ursprünglich von Sklaven vernchtet wurde; die 
Sklaverei qieng theilS au6 der väterlichen Gewalt über die 
Kinder, theilS aus der Verschuldung und Armuth, besonverS 
aber auS der KriegSgewalt über die Unterjochten hervor. Die 
obige Schrift führt uns zurück in das Aiterchum, nach Aegyp 
ten, zu den Juden, nach Chaldaa und Assyrien, zu den Gne 
chen und Römern, und beweist durch geschichtliche Belege, daß 
die ArbeiiSdevölkerung me-ft nS aus Sklaven leftand; jovann 
schreitet die Schrift weiter zu der Feudalzett deS Mittelalters, 
in welcher die Leibeigenschaft, Hörigkeit und das Sersthum die 
arbeitende Bevölkerung ausmachten. Mit den Zünften und 
Gilden, welche ursprünglich zum Schuhe gegen Bedrückungen 
seitens des Adels gebildet wurden, entwckeüe sich die freie Ar 
beit, welche mit der Zunahme der Civillsatlon, der Bermel sal 
tigung der Industrie und ver socialen Entwicklung der Staaten 
eine ehrenvollere Stellung nach unv nach einnahm, und sich 
von dem St'gma der entehrenden Sklaverei und Dlenstabhan- 
gigkeit, das bis in die neuere Zeit noch der freien Arbeit an 
klebte, endlich befreite. 
Unzählbare Millionen Menschen haben Tausende von Iah- 
ren unter dem härtesten Joche der Bedrückung em Leben ge 
führt, das, voll von Elenv Und Notd, dem thimschen Leben 
näher als einem menschenwürdigen Dasein glich Ein Trouba- 
dour deS 12. Jahrhunderts läßt einen französischen Bauern 
folgendermaßen sprechen: „Die Herren drücken uns biS aufs 
Blut, Recht pnd Gerechtigkeit sind von ihnen nicht zu erwar- 
ten; sie besitzen alleS, nehmen alles und zwingen uns in tu» 
mmh und Elend zu leben. Warum dulden wir dielen Dr ck? 
Sind wir nicht Menschen wie sie? Haben wir nicht die nam 
lichen Glieder und dieselbe Gestalt? VlleS was uns fehlt, ist 
der Much. Laßt unS zusammenstehen und einen Eid schwören 
und unsere natürlichen Rechte vertheidigen!" — Dasselbe war 
in Deutschland und England der Kill. — Mit der Aera deS 
Maschinenwesens trat auch eine neue Aera der Ärbeit und ver 
produktiven Industrie ein; aber sehr bald maßte sich die Macht 
deS CapitalS die Herrschaft über die freie Arbeit an u brachte 
die letztere wieder in ein abhängiges bedrücktes Verhalt«iß. 
Die UebelstanVe »er Großindustrie stellten sich bald genug ein. 
Männer, Frauen und Kinder wurden täglich 14 u 15 Stun 
den in dumpfe Fabrik Räume eingesperrt und gezwungen für 
Hungerlöhne zu arbeiten: ver Mensch wurde, wie früher zum 
Vieh, jetzt zur Maschine herabgewürdigt. 
. Um sich ibre Unabhängige t zu sichern unk» sich vor Be- 
drückungen deS CapitalS zu schützen, mußten daher die Arbeiter 
zur Bildung von Arbeiter-Associationen schreiten. Dieselben find 
in verschiedenen Landern, namentlich aber in England, auf alle 
Gewerbe als „Trafo'? Unions" ausgedehnt, und umfassen in 
letzterem mehr als eine Million Arbeiter, welchen sich in neu- 
efter Zeit die biS zur Gegenwart in sklavischer Abhängigkeit 
stehenden Ackerbauarbeiter Englands angeschlossen haben Diese 
Arbeiter-Associationen haben allenthalben, besonders aber in 
England, wesentlich zur Verbesserung u. moralischen Erhebung, 
sowie zu einer freieren würdigeren Selbständigkeit deS Arbeiters 
beigetragen. Durch diese gemeinsame Verbindung ist schon vie* 
leö erreicht worden, sei eS bezüglich der Gesundheitspflege oder 
der Erziehung der Kinder oder eineS angemessenen Lohnes. Der 
Arbeiter fühlt stch jetzt als daS Glied eineS großen Ganzen, 
und die Zeit deS gemeinschaftlichen CooperativsystemS, mittelst 
dessen der Arbeiter selbst Arbeitgeber und Eapitalist ist, liegt 
nicht mehr fern. 
(Fortsetzung folgt.) 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Gänzlicher 
AUSVKKkAUF. 
Wegen Zurücklegung deS Geschäftes eröffne ich vom 
5. November an Behufs vollständiger Räumung meines 
Tuch- u<tO Schnlttwaaren!age,S einen 
Ausverkauf zu herabgesetzten Preise«. 
Indem ich dieses hiemit zur allgemeinen Kenntmß bringe, 
beehre ich mich, an dae ?. T. hochgeehrte Publikum i« Etadt 
und Land die ergebene Einladung zu recht zahlreichem Zuspruch 
zu richten, mit dem Bemerken, daß es sich hiebet »icht u« 
einen gewöhnlichen Ausverkauf einzelner ungangbarer oder 
schadhaft gewordener Artikel, sondern vielmehr um gänzliche 
Räumung eineS kurrenten Waarenlagerß handelt. 
Feldkirch, am 1. November 1875. 
Paul DeiSbööt. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Brcgenz vom 7. Jänner. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl. 
kr. 
fl 
kr. 
fl. 
1 ^ . 
Korn ...... i 
3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen . . . 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste 
*> 
tot 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer ..... 
1 
70 
1 
60 
1 
50 
Thermometerstand «ach Reanmnr in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
o* ss 
er 
c 3 
Witterung. 
Länner 5 
— 7 
— 5 
- m 
bell 
. 6 
- 9 
- 5% 
- 6 
fast hell 
. 7- 
—10 
- 6% 
- *Vi 
hell 
. » 
— 2 
+ 
-1% 
halb hell; Föhn 
. s 
— 4 
+ 5 
— 3 

. w 
— 5 
- 1% 
- 2% 
trüb; schneit 
. it. 
- 3 
— 1 
- 2 % 
trüb. 
Telegrafischer Kursbericht von Wie». 
12. Zänn. Silber 105.30 
20-Fraslkenstücke . 9.18^ 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schadler. 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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