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Anderen früher als sich selbst Rettung zu bringen bemüht war.
ES gelang ihm eineS der kleineren Boote flott zu bekommen,
doch auch dieses schlug vom Strudel deS sinkenden Schiffes er
faßt um und wenige Augenblicke darauf ließ den wenigen
, Ueberlebenden und mit den Wellen Ringenden die rings umher
eingetretene Todtenstille keinen Zweifel über das Schicksal ihrer
Meisegefährten. Nachdem sich das englische Boot von seiner
Seetüchtigkeit überzeugt hatte, obwohl sein Bug zersplittert und
auch sonst noch Schaden angerichtet worden war, fuhr eS wie
der auf den Schauplatz der Katastrophe, um zu retten was zu
retten war. ES nahm auch die Schwimmenden und auf Bal
lon und Fässern Angeklammert, n fast im letzten Momente ihrer
Todesmattigkeit auf und fuhr dann mit ihnen weiter
Von den 33 Männern der Bemannung ertranken oder
verbrannten 11 und von den 26 Passagieren kamen 19 um,
im Ganzen, gingen also 30 Personen zu Grunde. Nach den
Aussagen der Passagiere und deS italienischen Kapitäns scheint
der Engländer die Schuld dieser Katastrophe zu haben,
da er weder einem Signale gehorcht, noch sich auch später
schnell genug zur Rettung der Verunglückten eingefunden haben
sott, wobei aber das letztere unglaubhaft erscheint, zumal bei der
Todesangst der Verunglückten die Beurtheilung der verflossenen
Zeit nicht genau sein konnte; ferner soll dieser Kapitän zuerst
daraus bestanden haben, seine Fahrt nach der Sulina-Mündung
fortzusetzen, indem er versprach die Geretteten in Konstantino-
pel abzusetzen und später, als er schon vor PiräuS war, wollte
er wieder die Leute landen lassen und davon fahren. Endlich
sügte er sich aber und fubr 7 Uhr (MontagS) in den Hafen
von PiräuS ein, woselbst sogleich mit ihm ein Verhör aufge-
nommen und daS englische Schiff von der Trinacria und der
EeeversicherungSbank „Archangel" für den Werth deS verlöre-
nen Schiffes, d. i. 800,000 Fr., in Beschlag genommen wurde.
Der „Agrigento" war ein 3 Jahre alteS Schiff von 1400
Tonnen Gehalt und mit einer Maschine von 150 Pserdekräf-
ten. Er führte Waaren und Geldsendungen im Werths von
2 Millionen mit sich, die zum größten Theile versichert waren.
Die Leichen der aufgefischten Ertrunkenen wurden in feierlichem
Leichenbegängnisse in PiräuS bestattet. Der englische Kapitän
veröffentlicht einen Protest gegen die Beschlagnahme und mißt
dem Italiener die Gesammtschuld bei. Die über den Vorfall
eingeleitete Untersuchung dauert fort.
* Par-iö, 26. April. (Der Theaterbrand in Rouen.)
Der „Nouvelliste" von Rouen bringt folgende Einzelheiten über
den großen Brand, welcher letzte Nacht dort gewüthet hat.
DaS große Theater und die Häuser, welche es umgeben, im
ganzen 12 Häuser, wurden ein Raub der Flammen. Männer
und Frauen verbrannten, erstickten oder wurden mehr oder
»veniger schner verwundet. DaS Feuer brach gegen 7 V4 Uhr
auS und um halb 3 Uhr war daS Theater nur noch ein un-
geheurer Feuerherd; um 8 Uhr standen die Häuser in der Um-
gebung des Theaters in Brand; eS war ein furchtbarer An
blick; daS Feuer bot allen Anstrengungen Trotz. ES sollte
Hamlet gespielt werden. Fast alle Choristen und Sänger, so
wie die Angestellten und die für den Dienst kommandirten
Soldaten, welche im Stück siguriren sollten, befanden sich be-
reitS im Theater, als eine GaSffamme den Borhang entzündete.
In einem Augenblick stand die ganze Bühne und der Sqal in
Klammen. Den Armen, die sich im Innern des Theaters be-
fanden, blieb nur ein Weg übrig sich zu retten: sie mußten
vom 4. und 5. Stock herabspringen. Die Leute auf der
Straße sahen mit Schaudern menschliche Gruppen, die sich an
den Eisenstäben der Fenster anklammerten. Alles holte sofort
Matratzen herbei; man ^warf sie auS den Fenstern herab und
legte sie auf das Pflaster um daS Herabspringen der Unglück
lichen weniger gefährlich zu machen. Es war ein schreckliches
Schauspiel, als die Choristinen und Choristen, sowie die Solda-
ten, die schon die Cuiraffe und Helme angelegt, sich auf die
Straße hinabstürzten. Die Zuschauer waren so erschreckt,
daß sie kaum Kraft hatten, denen welche herabfielen M Hülse
zu kommen. Eine Frau, eine Anktqiderin, die sich an tttop»
Gesims festhielt, half während 10 Minuten anderen Frauen
sich herabzulassen. Als sie glaubte, daß alle gerettet seien,
dachte sie an ihr eigenes Wohl. Man warf ihr ein Seil zu,
sie befestigte sich dasselbe am Arm und sprang dann herab.
Aber daS Seil riß und sie wurde zuerst auf einen Balken und
dann auf die Straße geschleudert. Als man sie aufhob/ fand
man den Schädel gespalten und eine der Hüsten zerbrochen.
Alle Sänger und Sängerinnen, die ihre Logen im ersten
Stock hatten, wurden gerettet. Nur Madame PreyS kam umh
sie wußte daß ihr Mann in den oberen Stockwerken wärmste
eilte dorthin und fand in den Flammen den Tod. Ein Sänfc
ger Guillemot, der alles aufgeboten um seine Colleginnen W
retten, wäre beinahe selber umS Leben gekommen, eS gelang
ihm jedoch den Flammen zu entkommen, doch hatte er furcht'
bare Brandwunden am Arm und an der Hüfte. Die bis 'fügt
bekannte Zahl der Todten beträgt 8, wovon 5 Militärs ; die
Zahl der Verwundeten, die nach dem Hospital gebracht
wurden, bis jetzt 13, 8 Soldaten nnb 5 Choristen. Erst heute
Morgen um 8 Uhr wurde man Herr des Feuers.
* In Wien ist kürzlich der Baron Georg Simon von
Sina, einer der reichsten Männer der Welt, gestorben: Er
hinterlaßt ein Vermögen von ungefähr hundert Millionen
Gulden, zum Theile in großen Landbesitzungen bestehend. Der
Name Sina ist mit ihm ausgestorben, da ihn nur <1 Töchter
und kein Sohn Überlebt haben. Die Töchter sind die Fürstin
Npsilanti, Gräsin Wimpffen, die Fürstin Maurocordato und
die Gräfin de Castris»
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler
Nichtamtliche Anzeigen.
Äf irca 25 Zentner Fettheu und Grumet sind zu verkau-
fen beim Wirth Gantner zu Planken im Liech
tensteinischen. 2 i y
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 28. April.
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Roggen . . . .
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Gerste . . . . * 1
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2
20
Hafer ..... |
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witter ung.
April
26
+ 6J/4
+ 14
+ 5 V 2 i
trüb; Reg.
27.
+ 5
+10
+ 8 t/z
halb hell
w
28.
+ 5
+ 17
+ 10
% hell
H
29
+ 7
+ 8
+ 7V|
trüb; Reg.
U
30.
+ 3^2
+13%
+11
fast hell
Mai
1.
+ 6
+13
+11
halb hell
2.
+ 5
+ 8
+ 6
trüb; Reg.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
3. Mai Silber . . . . . .... 103.15
, 20-Frankenstücke ....... 954,
Druck von Heinrich Graff in Feldtirch.