Liechtensteinische
i . i,
Vierter Jahrgang.
, Freitag
Nr. 16.
den 21. April I87H.
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Vaterländisches.
Balzers, 15. April. (Eingesendet.) Sonntag den 9.
Morgens um halb 5 Uhr starb nach längerer Krankheit Herr
Altpostmeister Jos. Ferd. Wolfinger, versehen mit den Trö
stungen unserer heil. Religion, in einem Alter von 76 Jahren,
und wurde dessen irdische Hülle Dienstags den 12. früh um
halb 9 Uhr mit zahlreicher Lekchenbegleitung von nah und fern
zur letzten Ruhestätte getragen.
An diesem vielbewegten Manne verliert nicht nur die Fa-
milie ihren umsichtsvollen, unermüdlich thätigen und allerseits
besorgten Bater, sondern auch die Gemeinde BalzerS ihren
ersten Helfer und Rathgeber in allen vorkommenden größern
und kleinern Unglücksfällen, wo schleunige Hilfe nothwenbig
war.
Wer zählt die mit liebevoller Hingebung abgestatteten Be-
suche und Hilfeleistungen, die der im Alter vorgerückte, selbst
leidende, aber mit manchen ürMchen Kenntnissen und Erfah
rungen ausgerüstete Menschenfreund bei Tag und Nacht und
selbst bei Sturm und Schnee überall dahin unternahm, wo
Roth und Leiden des seines Racheö und Hilfe bedürftigen
Mitbürgers ihn hinriefen.
Wenige Familien, vielleicht keine, sind in der ganzen Ge-
meinde aufzuzählen, denen der Hingeschiedene nicht mit Rath
und That mit außerordentlicher Uneigennützigkeit beigestanden
wäre.
Der Gefertigte erachtete eS daher für seine Pflicht, den
tiefempfundenen Dankgefühlen sowohl für sich als auch Na-
mens der Gemeinde BalzerS, gegenüber dem unvergeßlich Da
hingeschiedenen an dieser Stelle AuSdruck zu geben.
Er ruhe im Frieden !
Joh. Georg Vogt, Vorsteher.
Ausland.
De«tfchla»d. Der preußische Landtag hat die Vorlage be-
treffend die Einverleibung des HerzogthumS Lauenburg in den
preußischen Staat genehmigt. DaS kleine Elbeherzogthum
wurde im dänischen Kriege wieder für Deutschland zurückerobert
und in der Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 zwi
schen Oesterreich und Preußen mit Umgehung deS Herzogs von
Auguftenburg, der auf die 3 Herzogtümer Schleswig, Holstein
und Lauenburg Ansprüche zu haben glaubte, gegen eine Ent-
schädigung von 2% Millionen dänischen Thalern an den
König von Preußen abgetreten. Seitdem war Lauenburg in
Personalunion mit Preußen vereinigt; der König von Preußen
zugleich Herzog von Lauenburg, der Reichskanzler Bismarck
und preußischer Minister Bismarck auch Minister von Lauen-
bürg. Durch die eben angenommene Borsage wird dje Real-
union hergestellt, d. h. Laueyburg M.i«^kenderHeftaödMk
des Königreichs Preußen erklärt und d«r.Movinz Hannover zy-
geheilt.
Oesterreich. Der 70/ Geburtstag-ÄnastastuS GrimS
(lt. April) ist in der glänzendsten WM ^ßeiertworhcn. D»ß
ganz besonders Oesterreich den GeburtStc^- keines. WchterK ist
hervorragender Weise verherrlicht h^t, ist sÄbstverständlM
Blätter brachten Leitartikel und: zahllobe Feuilletons überGrÄDs
Bedeutung als Dichter und als Staatsmann, der Wiener He-
meinderath übersandte dem Gefeierten eine Adresse, der SchM-
stell«- und Journalistenverein „Concordia" ließ zum GedäM*
niß an den Tag eme Medaille schlagen, van welcher zmeiW«-
plarch eines in Gold^ -daS andere in Sjlber, auch dem K«Är
überreicht wurden und die Studenten her Wtener NNMrWt
entsandten eine Deputation, um den Dichter in Graz, feinem
Wohnort, festlich zu begrüßen. AuS KxemS, Zyaim, Jglav,
Klagenfurt und zahlreichen anderen Orten laufen RachrichtM
über Grün-Festlichkeiten ein. Die Zahl der sich auf das Fest
beziehenden Toaste, Festreden, Gelegenheitsgedichte, Glückwunsch-
Telegramme u. s. w. ist Legion. Die Stadt Graz hat, wie
sich dies von selbst versteht, dem Dichter die größten Ovqtionpst
dargebracht. Die ihm zu Ehren veranstalteten Festlichkeiten
gipfelten darin, daß die Stadt Anastasius Grün zu ihrem
Ehrenbürger ernannte und einem öffentlichen Springbrunneu
den Namen „AuerSperg-Brunnen" verlieh.
Serbien. Die diesjährige Feier der Befreiung Serbiens
von der türkischen Herrschaft ist nicht ohne einen politische
Beigeschmack vor sich gegangen. Die ^Pol. Eorresp-" erhält
aus Belgrad vom 9 d. MtS. ein Schreiben folgenden Inhalt«!:
„Schon gestern bei Sonnenuntergang verkündeten drei Kany-
nensignale das heutige nationale Fest. Bor $1 Jahren am
Palmsonntag erhob sich Milosch Obrenowitsch und vertrieb Die
Tütken vom flachen Lande. Sie blieben fortan, bis zum Jahre
1862, nur in den 7 Festungen und in einigen Städten wohnen.
Wiewohl schon 1816 Serbien befreit ward, so wollte die
Pforte die Autonomie Serbiens doch 14 Jahre lang noch nicht
anerkennen und erst am 12. Dezember 1830 langte der Hatti-
Scherif herab, der das Fürstenthum als tubulären Staat mit
der Dynastie Obrenowitsch anerkannte. Die Serben feiern
jährlich den ErhebungStag mit großem. Pomp. Auch dießmal
ist die Stadt beflaggt, Truppen vom stehenden Heer und von
ver Miliz rückten in Parade aus. Auffallend war nur, daß
heuer die kirchliche Ceremonie im freien Felde stattfand, wäh*
renv sonst der Metropolit in der Kathedrale zu zelebriren
pflegte. Man glaubte anfangs es fei auf eine kriegerische De-
monstration abgesehen, allein bald überzeugte man sich, daß,
wenn etwa daran gedacht wurde, der Gedanke fallen gelassen