Liechtensteinische
Bierter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. IS.
den 14. April 1876.
Die liechtensteinische Wochenzeitung erscheint jeden Freitag. Sie kostet für das Inland ganzjährig s fl., halbjährig 1 fl. fammt
Postversendung und Zustellung in'S HauS. Mit Postversendung für Oesterreich ganzjährig 2 fl. so kr., halbjährig l fl. SS kr.; für da<
übrige Ausland ganzjährig % fl., halbjährig l fl. to kr. ohne Postversendung. — Man abonnirt für das Zn- und Ausland bei der
Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — EinrückungSgebühr für die zgespaltene Zeile s kr. — Briefe und Gelder
«erden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz.
Ausland.
Deutschland. Die dem preußischen Abgeordneten Hause
zugegangene Vorlage betreffend die Übertragung der Eigen-
thumS- und sonstigen Rechte deS Staates an die Eisenbahnen
auf daö Reich umfaßt zwei Paragraphen.
Im ersten wird die Staatöregierung ermächtigt, mit dem
Reich Verträge abzuschließen, durch welche erstens die gesamm-
ten im Bau und Betrieb befindlichen Staatsbahnen mitZube-
hör und hinsichtlich deS Baues und Betriebes von StaatSbah-
nen bestehenden Berechtigungen und Verpflichtungen deS Staa
tes gegen angemessene Entschädigung kaufweise dem Reich
übertragen werden; zweitens sollen alle Befugnisse des Staa
tes bezüglich der Verwaltung und deS Betriebes der nicht in
seinem Eigenthum stehenden Bahnen, sei eS, daß dieselben auf
Gesetz, Konzession oder Vertrag ruhen, an daS Reich übertra-
gen werden; drittens, im gleichen Umfange sind alle sonstigen
dem Staat an den Bahnen zustehenden AntheilS- und andere
Vermögensrechte gegen angemessene Entschädigung an daS Reich
abzutreten; viertens, ebenso sollen alle Verpflichtungen deS
Staates bezüglich der nicht in seinem Eigenthum stehenden
Bahnen vom Reich gegen angemessene Vergütung übernommen
werden; fünftens, die Eü'enbahnrechte des Staates gehen auf
das Reich über. In 8 2 bleibt zu Vereinbarungen über Nr.
1—4 des § 1 die Genehmigung des Landtags vorbehalten.
Die Motive umfassen 16 enggedruckte Seiten. Die Ermäch,
tigung des Kaisers zur Einbringung der Vorlage datirt vom
24. März.
Schweiz Die jüngsthin stattgehabten Rekrutenprüfungen
geben dem eidgen. statistischen Bureau daS Material an die
Hand, die bezüglichen Leistungen der Rekruten zu interessanten
Vergleichen zusammenzustellen.
In den einzelnen Fächern stellten sich die Kantone fol-
gendermaßen:
I. Lesen. Zürich 0,5 Proz. der schlechtesten Note (Man-
gel an jeglicher Fertigkeit im mech. Lesen"), Schaffhausen 0,5;
Thurgau 0,3; Baselstadt 1,4; Waadt 1,7; Baselland 2,2;
Aargau 2,4; Appenzell A-Rh. 2,5; St. Gallen 3,1; Genf
3,1; Neuenburg 3,7; Bern 3,8; Obwalden 4,1; Solothurn
4,5;"Graubünden 4,5; GlaruS 6,1; Zug 6,3; Tessin 7,3;
Luz-rn 7,4; Uri 7,7; Solothurn 13,7 (mit Dorneck-Thier-
stein); Nidwalden 19,4; Schwyz 20.6; Appenzell J.-Rh.
22,2. Auf die Solothurnische Ziffer drückt daS Amt Dorneck-
Thierstein mit 9,2 Proz.
II. Aufsatz. Schaffhausen 1,5 Proz. der 4. schlechtesten
Note („Werthlose Leistung"), Waadt 1,3; Baselstadt 2,5;
Genf 3.1; Thurgau 3,4; Zürich 3,8; Appenzell A -Rh. 4,7;
Aargau 6.4; Uri 7.7; St. Gallen 8.1; Neuenburg 8,1; Tes-
fin 8,9; GlaruS 9; Graubünden 9,3; Solothurn 9,5; Bern
9,6; Luzern 10.7; Zug 11,3; Baselland 11,9; Obwalden
13,7; Nidwalden 25,8; Wallis 26,1; Freiburg 27,5; Schwyz
28.3; Appenzell J.-Rh. 63. Bern hat seine ungünstige Stel-
lung wiederum dem Jura zu verdanken.
IN. Rechnen. Waadt 0,4 der 4. schlechtesten Note
(.,Kein positives Resultat", auch nicht einmal in den vier Spe-
zieS) Baselstadt 0,7; Genf 1; Thurgau 1.5; Baselland 1,7;
Zürich 2,5; Appenzell A-Rh. 2.7; Neuenburg 3,-1 ; Schaff
hausen 3,5 ; Uri 3,8; Bern 4,1; Zug 4.2; Solothurn 4,2;
Graubünden 5; Luzern 5,1; Tesstn 5,3; Obwalden 5,5;
Aargau 5,9; GlaruS 6,1; ©t Gallen 6,2; Nidwalden 8,1;
Wallis 8.6; Freiburg 9,9; Schwyz 16,4; Appenzell J-Rh.
25,9. St. Gallen verdankt seine unverhältnißmäßig hohe
Ziffer den beiden Bezirken Gaster (22 Proz.) und See (13,2.
IV. VaterlandSkunde. Thurgau 8,2 der 4. Note
(„Nichts"); Baselstadt 9; Waadt 10,1; Zürich 11.4; Geys
t3,4; Aargau 13.7; Schaffhausen 15,5; Neuenburg 177:
St Gallen 18.7; Baselland 18,9; Appenzell A.-RH 19,5;
Solothurn 21,8; Zug 23,2; Lnzern 23,9; Bern 26,4; Ur.
32,7; Tessin 34,6; Freiburg 36; Graubünden 41,8; Schwyz*
42,1 ; GlaruS 43,7; Wallis 47,3; Obwalden 56,2; Nid-
walden 58,1; Appenzell J.-Rh. 70,4.
Am wenigsten schlechte Leser zählen demnach, soweit auS
diesen Ziffern geschlossen werden darf, Zürich und Schaffhay-
sen: am wenigsten deS Schreibens unkundige Leute Schaffhausen
und Waadt; am wenigsten deS Rechnens Unkundige Waadt
und Baselstadt; am wenigsten NichtSwisser in der VaterlandS
kunde Thurgan und Baselstadt.
Am schlimmsten steht eS mit dem Lesen in Schwyz und
Appenzell J-Rh.; mit dem Schreiben in Schwyz und Inner-
rhoden; mit dem Rechnen in Schwyz und Jnnerrhoden; mit
der VaterlandSkunde in Nidwalden und Appenzell J.»RH. Wer
da weiß, wie die Pfaffen in dem letztern Kanton mit jedem
ordentlichen Lehrer umgehen, wird sich freilich über dieses Re-
sultat nicht wundern Seiner Hochw. Hr. Pfarrer Knill hat
übrigens, wenn wir recht berichtet sind, auch einen »Erzie-
hungSverein" gegründet; eS wird jetzt dann schon bessern.
Anerkennung verdienen die verhältnißmäßig günstigen Ergeb«
nisse im Kanton Uri.
Die DurchschnittSziffern der gesammten Schweiz betragen
im Lesen (4 Note) 4 Proz.; im Aufsatz 8,6; im Rechnen
4,2; in der VaterlandSkunde 21,5 Proz. Mehr als ein Fünf-
theil der einrückenden Jungmannschaft hat also über Geschichte,
Geographie und Verfassung ihreS Vaterlandes, gar nichts
gewußt. Unter dem fchweiz. Niveau steht der Kanton St.
Gallen einzig im Rechnen.
Frankreich. Unter dem Titel „die friedliche Revanche"
begrüßt die Pariser Zeitung „La Presse" den neuesten Beschluß