Liechtensteinische
Bierter Jahrgang.
Vaduz, Freitag 1fr, 14« den 7. April 1876.
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Vaterländisches.
Baduz, 5 April. DaS Sinken des SilberpreifeS und die
in Folge dessen auch besonders in unserem Ländchen sehr fühl-
bare Münz-Kalamität hat dieses Blcktt schon öfters beschäftigt
und eS scheint fast überflüssig Weiteres darüber zu veröffemli«
chen. ES bietet jedoch immerhin bedeutendes Interesse eine
Frage nach allen Seiten zu verfolgen, um damit eine aus
gedehnlere und gründlichere Einsicht in das Wesen der Sache
selbst zu erhalten.
Der auf dem Gebiete des MünzwesenS sehr anerkannte
Max Wirth hat in jüngster Zeit in der „Allg Ztg." über daS
Einken deS SilberpreifeS und daS internationale Münzwesen
mehrere Artikel veröffentlicht, worin er besonders daS Verhalt-
niß der einzelnen Staaten zu dieser Frage eingehend beleuchtet.
Bezüglich Oesterreich-UnqarnS glaubt er, daß dieser Staat bei
Wiederherstellung der Valuta resp. bei Wiederaufnahme der
Metallgeldzablungen, deren Notwendigkeit von allen Sachver
ständigen anerkannt ist, die bestehenden Münzverhältnisse nicht
beibehalten könne. Denn daS Werthverhültniß deS Silbers
zum Golde hat sich seit 1873 wesentlich verändert DaS ge
genwärtig kurffrende Silbergeld wurde und wird noch immer
ausgeprägt nach dem früher richtigen Werthverhältnisse des
Silbers zum (^olde, wie 1 : lö 1 ^ d. h. um es allgemein ver
ständlich zu machen, 1 Pfund Gold war damals so viel Werth
wie 15% Pfund Silber. Dies war bis zum Jahre 1873 der
Durchschnittspreis. Bon da an hat sich das Werthverhältniß
geändert in Folge eeS enormen Sinkens der Silberpreise. Die
bedeutende Mehrproduktion an Silber, die Einführung der
Goldwährung in Deutschland ;c. haben den Silbervorratb auf
dem Weltmarkt in die Höhe geschraubt und damit daS Sinken
des SilberpreifeS verursacht; so zwar, daß nach WirthS An-
gäbe daS jetzige Werthverhältniß zwischen S-lber und Gold
ist wie 1 : 17%, d. h. 1 Pfund Gold ist jetzt so viel wmh
wie 17 3 /4 Pfund Silber. DaS kursirende Silbergeld wird
aber Immer noch nach dem früheren Verhältnisse von 1 : 15%
ausgeprägt. Die Folge davon ist begreiflicherweise die, daß der
Nennwerth des SilbergeldeS rem wirklichen Werthe dei weitem
nicht mehr entspricht und daS Goldagio dadurch so bedeutend
in die Höhe gegangen ist.
Wird daher in Oesterreich die Valuta wiederhergestellt, so
stehen nach WirthS Ansicht nur zwei Wege offen: entweder die
Annahme der reinen Goldwährung oder die Aenderung des jetzt
bestehenden WerthverhältnisseS deS Silbers zum Golde nach den
jetzigen Preiöverhältnissen ES müßten dem zu Folge die
jetzt kursirenden Silbermünzen vom Staate zurückgezogen und
nach dem jetzigen Werthverhältnisse von 1 ; 17% umgeprägt
werden, d. h. die neuen Sildermünzen müßten mit entsprechend
stärkerem Feingehalte geprägt werden. Da nun aber die An-
schaffunq deS Rohmaterials für die Münzstätten denn gleich-
viel kostet, ob der gleiche Nominalwerth in Gold oder in Silber
geprägt wird — so kommt die oben'erwähnte Umprägung der
Silbermünzen nach dem jetzt bestehenden Werthverhältniffe von
1 : 17% durchaus nicht billiger als die Einführung der allei-
' nigen Goldwährung Im Gegentheil hat die letztere 3 Bor-
theile voraus, welche eben so vielen Ersparungen gleichkommen.
Erstens erfordert die Prägung der gleichen Summe Gold we-
niger Kosten als das Silber. Zweitens ist man auch nach
Richtigstellung des Werthverhältnisses der Edelmetalle zu eknan-
der im Verkehr mit Ländern der reinen Goldwährung dem
Goldagio und dessen' Schwankungen, wenn auch in geringerem
Maße, unterworfen, da das Gold wegen seiner geringeren
Transportkosten im internationalen Verkehr stets bevorzugt sein
.vird. Drittens bedarf Oesterreich noch auf lange Zeitj.hinauS frem-
den Kapitals und eS kann dasselbe leichter und zu billigeren Be
dingungen erhalten, wenn eS die Zinsen in Gold zahlt; daS
Gold aber kommt ihm, wie wir schon früher nachgewiesen, auf
die Dauer billiger zu stehen, wenn eS dasselbe in eigener
Wahrung führt, als wenn eö solches für den jeweiligen Be-
darf mit Agio aufkauft.
Damit ist also die Notwendigkeit der Einführung der
Goldwährung aufS neue erhärtet Ob aber die Staatsmänner
von Oesterreich—Ungarn daS Bedürfniß der Zeit erfassen und
dem entsprechend ohne weitern Verzug die nöthigen Maßregeln
ergreisen, dürfte bei dem gewohnten Verschieben von Jahr zu
Jahr vorderhand noch sehr zweifelhaft erscheinen.
Baduz, 5. April. Die letzthin in unserem Blatte ange-
re.jte Fr.,ge über daS f. g. Reifräuchern hat in jüngster
Zt'it die Weinbergbesitzer und Gemeindebehörden von Vaduz
mehrfach beschäftigt. Mit großer Befriedigung theilen wir
deßhalb mit, daß bereits in der gestrigen Sitzung des hiesigen
GemeinderatheS eine s. g. Rauchordnung beschlossen wurde.
Dieselbe lautet wörtlich:
AngestchtS der enormen Verluste, welche die Gemeinde Ba-
duz schon durch FrübjahrSfröste namentlich in den letzten Jahren
erlitten hat, in Erwägung, daß ein gänzlicher oder theilweiser
Ausfall der Weinernte die Sleuerkraft der Gemeinde bedeutend
schwächen kann, in Anbetracht, daß das „künstliche Rauchma-
chen" gegen eintretenden Reifen in vielen Weingegenden schon
lange in gebräuchlicher Anwendung steht und die in diesen Ge»
gen.en gemachten Erfahrungen beweisen, daß durch daS Räu-
chern sofern dasselbe rechtzeitig und in geordneter Weise durch-
geführt wurde, wirkliche und nachweisbare Erfolge erzielt wur-
den, fühlt sich die Gemeindevertretung von Baduz verpflichtet,
diese Vorsichtsmaßregel, welche bereits auch bei unser» Nach-
barn in Vorarlberg Eingang gesunden hat, nicht außer Acht
zu lassen und nachfolgende Rauchordnung festzustellen: