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Ausland.
Deutschland. Der deutsche Reichstag hat in seiner na-
nationalliberalen Mehrheit daS ComproMiß bezüglich der neuen
Justizgesetze eingegangen und somit die neuen Justizgesetze zu
Stande gebracht Eigenthümlich und ominös bleibt dieser Be-
schluß jedoch insoweit immer, als damit die nationalliberale
Partei viele vollberechtigte und fast vom ganzen Reichstage
angenommene Forderungen, die ste selbst in der 2. Lesung des
Gesetzes mitbeschlossen, nun unter dem bekannten Hochdrucke
wieder zurückgezogen hat. Die anderen Parteien des Reichs
tages, so vor Allem die Fortschrittspartei und daS Centrum
haben sich in entschiedener und scharfer Weise gegen daS Com-
promiß d. h. in diesem Falle ein Ergeben deS Reichstages auf
Gnade oder Ungnade ausgesprochen; und sehr bedauert, daß
man hiedurch im parlamentarischen Leben einen bedeutenden
Rückschritt gemacht habe.
In Würtemberg haben die Abgeordnetenwahlen statt-
gefunden. DaS Ergebniß ist folgendes: Die Nationalliberalen
haben mehrere Sitze verloren; die katholische Partei (die sich
nun alö Centrum konstituiren wird) hat gegen früher namhaft
gewonnen. Die nationalliberale Partei und die RegierungS-
Partei wird 65, die CentrumSpartei (Katholiken) 15, die De-
mokraten 13 Abgeordnete zählen.
Im Orient ist jetzt noch immer verdächtige „Friedens-
ruhe". Am 23. Dezember ist die neue türkische Verfassung
feierlich verkündet worden: im Ganzen find in derselben alle
in andern konstitutionellen Ländern bestehenden Freiheiten ge-
währt. Die Vorkonferenzen sind „glücklich" beendigt«. Der so
„twst" gemeinte Borschlag Rußlands, Bulgarien durch Belgier
oder — Schweizer besetzen zu lassen, ist begreiflicherweise „nach
Wunsch" unmöglich gemacht, weil die betreffenden Staaten
keine Lust zeigen werden, Gendarmeriedienste im Orient wäh
rend der schönen WmterSzeit zu leisten.
In 8 Tagen ist der Waffenstillstand abgelaufen und noch
steht die bosnische und bulgarische Frage, W während deS Waf.
fen still st ands geordnet werden sollte, hoch am Himmel und
schon zieht am äußersten Horizont eine neue Frage: die grie-
chische Frage herauf; denn auch die Griechen wollen ihre „ewi-
gen und unveräußerlichen Rechte" haben.
Serbien. Heber die am 19. d. M. erfolgte Verletzung
der österreichischen Flagge seitens der Serben bringen Pester
und Wiener Blätter bereits einiges Nähere. Der Thatbestanb
ist folgender: Der kaiserlich österreichische General - Consut
Fürst Wreve beabsichtigte in Begleitung deS Grafen Bray und
des DemarcationScommissärS Oberstlieutenant Raab auf dem
österreichischen Monitor „MaroS" von Belgrad nach Semlin
zu fahren. Nach einer Nachricht wäre schon auf daö Boot,,
welches die genannten Herrn benützten um an Bord des Mo*
nitorS zu gelangen, geschossen worden. DaS Schiff lag in
einiger Entfernung vor der Festung, als man plötzlich einen
Ruf hörte, dem bald darauf ein Flintenschuß folgte. Der
Monitor erwiederte diesen ganz unvermutheten Angriff mit
einem Kanonenschusse, worauf nochmals ein Flintenschuß gegen
das Schiff abgefeuert wurde; daraufhin rückte der Monitor
vor; der Wachtposten aber, der von. der unteren Festung aus
die Schüsse gegen den Monitor gefeuert hatte, zog sich zurück.
Die beiden Schüsse hatten zum Glück niemanden getroffen/
Als der Monitor gegen 4 Uhr Nachmittags vor Belgrad Auf-
stellung nahm, explodirten unvermutheter Weise im Thurm
desselben einige Granaten, auf welche Detonation, wahrschein-
lich durch dle irrige Annahme, daß der Monitor „Maros"
gegen die Festung feuere, von letzterer noch einige scharfe Ge-
wehrschüsse auf denselben fielen, ohne jedoch jemanden zu ver-
letzen. Fürst Wrede fuhr in dem Boote deS Monitor nach
Belgrad zurück und begab sich sofort zum Minister Ristitsch
um strengste Untersuchung und volle Genugthuung zu Verlan-
gen. Die Untersuchung wurde sogleich angeordnet und sott
ergeben haben, daß der Soldat auf eigene Faust gehandelt
habe. Der Monitor sei angeblich dem FestungSrayon zu nahe
gekommen, daraufhin habe er daS Schiff dreimal angerufen,
und da leine Antwort erfolgte, geschossen. Der Kriegsminister
hat in Folge des Vorfalls sofort den FestungSkommandanten
bestraft und Ristitsch nicht nur dem Dürsten Wrede volle Sa-
tisfaktion angeboten, sondern auch den serbischen Vertreter in
Wien, Hrn. Dr. Zukitsch, telegraphisch angewiesen der kaiser-
lich österreichischen Regierung die Entschuldigungen der serbi-
fchen Regierung zu überbringen und jede verlangte Genug-
thuung anzubieten. Man spricht hier davon, daß Ristitsch bereit
sein soll eventuell sogleich zurückzutreten
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