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händigte dieses, sowie daS dem Burschen abgenommene Arbeits-
buch dem Gemeindediener mit dem Auftrage ein, den Dieb in
die Hrohnfeste nach Bregenz zu überstellen und wollte auch den
nur mit einem Knotenstock versehenen Gemeindediener veranlas-
sen den Arrestanten zu binden, was dieser jedoch mit der fälsch-
lichen Angabe ablehnte, er habe eine geladene Pistole vom
Posthalter geliehen und sei deshalb gang sicher, daß Bichler ihm
nicht davon laufe.
So verließen Beide Wolfurt und schlugen nicht den gera-
den Weg zur Achbrücke ein, sondern jenen, welcher durch das
Dorf gerade zur Ach und dann längS vom rechten Ufer der-
selben zur Lauteracher Brücke führt, auf welchem Wege Beide
noch gegen 1 Uhr Mittags etwa 920 Schritte von dieser ent-
sernt gesehen wurden, wo eben zwischen dem Wege und dem
Laufe der Ach sich ein dichtes Erlen- und Weidegebüsch in
größerer Ausdehnung findet.
Als der Gemeindediener von Wolfurt bis Freitag Früh
nicht nach Hause kam und der Arrestant Bichler in ver hiesi«
gen grohnfeste auch nicht eingeliefert wurde und daher ein Un-
glücksfall sich vermuthen ließ, wurden sofort die Nachforschun-
gen nach dem Gemeindediener und dem Arrestanten angeordnet,
welche alSbald das traurige Resultat ergaben, daß Ersterer im
oben erwähnten Erlengebüsch, etwa 30 Schritte vom Wege
gegen die Ach zu und bei 840 Schritte von der Achbrücke ent
fernt, erschlagen aufgefunden wurde. Der Gemeindeviener lag
mit eingeschlagenem Schädel und zahlreichen Kopf- und Ge«
sichtSwunden bedeckt in dem ganz mit Blut durchtränkten Schnee
und sein blutiger Hnotenstock, sowie die Brieftasche mit heraus-
gerissenen Papieren lagen am Boden herum. Es läßt sich
vermuthen, daß Bichler an jener Stelle des Weges, wo er zu*
letzt gesehen wurde, dem Gemeindediener entsprungen sei; die-
ser scheint ihm in daS Gebüsch gefolgt zu sein und ihn dort
an der Stelle erreicht zu haben, wo die Leiche lag, denn der
dort festgetretene Schnee weist darauf hin, und Bichler, ein
kräftiger untersetzt gebauter Bursche und Metzgergehilse neben-
bei mag hier dem Gemeindediener den Knotenstock entrissen, und
indem er ihn am Halse fest mit seiner linken Hand gepackt yielt,
mit demselben die rechte Schädeldecke eingeschlagen, noch weitere
ÄZunden zugefügt zu haben, worauf Böhler zu Boden fiel. Um
sich seines Todes zu versichern, dürfte Bichler noch mit seinen
Stiefeln auf daS Gesicht deS Gemeindedieners gestoßen haben.
Bis zur Stunde ist eS nicht gelungen des Thäters Hab-
Haft zu werden. Man will erfahren haben, daß derselbe sich
* in die Schweiz begeben habe und sind seitens der Behörden
die umfassendsten Vorkehrungen zur Aussindigmachung dessel-
den bereits gethan worden.
Badnz, 16. Februar. In der landwirtschaftlichen Be
zirksversammlung in Rankweil am 7. d. Mts. wurde unter
anderem die Frage der Räucherungen gegen die Frühjahrs/röste
behandelt. Man sprach sich allgemein für die Räucherungen
auS und erkannte als daS zweckmäßigste, wenn die Rauche-
rung von einer eigens dazu bestimmten Kommission in die
Hand genommen und geleitet werde. Wir können diese Idee
auch bei unS nur zur Nachahmung empfehlen.
Ausland.
Deutschland. Der deutsche Reichstag wurde am 10 d.
durch den Reichskanzler Bismarck geschlossen. Fürst Bismarck
dankte Namens des BundeSratheS dem Reichstag für die im
Dienste des Deutschen Reiches und der deutschen Nation bei
den Arbeiten gewährte Mitwirkung und verlas die kaiserliche
Botschaft, durch welche die Session geschlossen wird. Die
Versammlung trennte sich nach einem dreimaligen Hoch auf
den Kaiser.
Der deutsche BundeSrath hat den Entwurf einer Verord
nung betreffend die Aufhebung des Verbotes der Ausfuhr von
Pferden genehmigt.
Nach einer Berliner militärischen Korrespondenz ist die Ar-
tillerie um ein neues Instrument bereichert worden, daS ihre
„Wirkungen" noch unendlich erweitert. Dem belgischen Major
Le Boulangv ist^eS nämlich gelungen, ein Instrument, sogen.
Telemeter, zu konstruiren/, vermittelst dessen nach dem ersten
von dem Gegner abgegebenen Schusse aus dem Schalle die
Entfernung, aus welcher derselbe abgefeuert worden ist, ohne
jeden Zeitverlust und ohne jede schwierige Berechnung auf daS
Genaueste bestimmt werden kann. Eine ähnliche Vorrichtung
soll beim Gewehr angebracht werden, so daß die Treffsicherheit
auch bei diesem bedeutend erhöht werden würde. Die Kunst
der Massenvernichtung von Menschenleben macht täglich neue
Fortschritte. Ein Pendant zu dieser Nachricht bildet eine Er-
klärung der Krupp'schen Geschützsabrik in der „Nationalzeitung",
wonach auf der Kruppschen Fabrik bereits ein 1500^Pfünder
(40 Cm.) und ein 2000-Pfünder (46 Cm.) in Konstruktion
genommen sind, deren ersterer zu dem in Aussicht stehenden
Zweikampf mit dem mächtigen englischen Geschütz bestimmt ist.
Oesterreich. Die jüngst aufgetauchten Gerüchte einer
Ministerkrisis in Oesterreich haben sich vorderhand wieder ver-
loren. Jedoch scheint die Lage noch immer eine sehr verwickelte
zu sein.
England. In England gibt eS noch 18 Millionen Land-
bewohner, die nicht stimmberechtigt sind, weil das Stimmrecht
vom Besitz von Grund und Boden abhängt. Der vierte Theil
von Schottlands Liegenschaften gehört 21 Personen, und durch
schnittlich berechnet, besitzt ein einziger Eigenchümer mehr Grund
und Boden als 3 Millionen Einwohner zusammen.
Letzter Tage wurde daS englische Parlament durch die
Königin mit einer Thronrede eröffnet.
Türkei. Wie Berichte mittheilen, hat die jPsorte den Re-
formpunkten Anbrassy's Zusage gemacht. Ob damit der all-
gemeine Frieden gesichert erscheint und 06 vie Insurgenten sich
ohne weitere Garantien damit zufrieden stellen, dürste immer-
hin noch sehr zweifelhaft erscheinen.
Wenigstens haben die Insurgenten in ihrem Eifer eher
zu- als abgenommen. Eine Korrespondenz von der bosnischen
Gränze in der „AugSb. Allg. Ztg." berichtet: Kaum daß die
Külte etwas nachgelassen und Thauwetter eingetreten, ist eS
auch unter den Insurgenten wieder etwas lebendiger geworden.
Von den verschiedensten Punktm Bosniens hört man, daß bald
da bald dort ein Zusammenstoß mit den Türken stattgefunden
hat. Diese Gefechte sind aber so unbedeutend, daß nach einem
mehrstündigen Kampfe kaum 2—3 Todte und einige Verwun-
dete vorkommen ES sind dieS eigentlich keine Treffen, sondern
Streifzüge der einzelnen Banden, die auf Beute ausgehen und
bald dieses bald jenes Gehöfte eineS oder des andern Beg an-
greifen. Nur daS Gefecht bei Topota scheint etwas ernster ge-
wesen zu sein, denn die Türken verloren dabei 37 Todte und
einige 50 Verwundete. Vergleicht man diesen Gang deS Aus-
standeS in Bosnien mit dem in der Herzegowina, wo eS in
einem Treffen gleich mehrere Hunderte von Todten und Ver-
wundeten gibt und wo eigentlich Krieg im vollsten Sinne des
Wortes geführt wird, fo wird man gleich auch der Ursache
dieses Unterschiedes gewahr werden können. Bosnien, obwohl
bedeutend größer als die Herzegowina, erscheint im Aufstande
bedeutend schwächer, weil es sich selbst überlassen ist, während
die Herzegowina, obwohl kleiner, im Aufstande bedeutend stär-
ker erscheint, weil sie ihren Rückhalt in Montenegro hat, wo-
zu auch der Umstand kommt, daß die christliche Bevölkerung in
der Herzegowina viel kriegerischer ist als die in Bosnien. Aber
jedenfalls ist die Ursache, daß der Aufstand in Bosnien nicht
jenen Fortgang hat wie in der Herzegowina, die: daß BoS-
nien den gehofften Rückhalt in Serbien nicht erhalten hat wie
die Herzegowina in Montenegro. Es ist auch fraglich, ob der
Aufstand in Bosnien, überhaupt ausgebrochen wäre, wenn man
nicht seine Hoffnungen auf Serbien gesetzt hätte. Wenn nun
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